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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Mann, rennt an Türen, Fenster, faßt zu, guckt nach, schüttelt den Kopf, schreit: »Bande! Mausehaken! Freche Gesellschaft, die Polizei beklauen …!«
    Er hämmert gegen die Tür. »Wachtmeister, aufschließen! Hallo, Tiede, passen Sie auf, daß keiner ausreißt –!«
    Trubel, Geschrei, Gelächter.
    Von außen kommen Blaue herein, die Tür ist geöffnet. Der dicke Kriminalkommissar stürmt auf und ab: »Alle in Reihen stellen! Abtasten! Bist du ruhig, mein Junge! Auch unter den Tischen und Bänken nachsehen –!«
    Es stellt sich heraus, daß einer oder ein paar Sistierte die Wartezeit auf dem Polizeipräsidium nicht nutzbringender zu verwenden wußten, als die bronzenen Tür- und Fensterbeschläge abzuschrauben. Keine Klinken, keine Fensterdrücker, keine Schloßbeschläge mehr. Das geplünderte Polizeipräsidium– es grinst, es lacht. Selbst die Blauen lachen, jetzt fängt auch der Kommissar an zu schmunzeln …
    »So eine Frechheit – hat man so was schon gehört! Und natürlich ist der Kerl schon weg, oder die Kerle, denn es müssen ein paar gewesen sein, einer kann das gar nicht verstecken. – Haben bei mir im Vernehmungszimmer gestanden, und ich merke nichts –! Na, wenn ich euch erwische! Ich muß doch gleich mal die Personalien nachsehen …«
    »Einen Augenblick, Herr Kommissar«, ruft von Studmann.
    Sehr ungnädig: »Was wollen Sie denn –?! Sie hören doch, ich habe jetzt keine Zeit!« Erkennend: »Ach, Sie sind das, Mensch! Verzeihung, Herr Oberleutnant von Studmann! – Das Licht ist so schlecht! Was machen Sie denn in unserm Laden, alter Baltikumer, Eiserne Division?! – Na, denn kommen Sie mal mit, natürlich kommen Sie gleich dran. Nur ein paar Formalitäten, ein Strafmandat werden Sie wohl kriegen. Na, darüber lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen, das bezahlt die Entwertung von selber. – Das sind Ihre Freunde –? Sehr angenehm, Herr Rittmeister. Sehr angenehm, Fahnenjunker. Gestatten Sie, Kommissar Künnecke, früher etatmäßiger Wachtmeister bei den Rathenower Husaren. – Ja, so trifft man sich wieder – elende Zeiten, wie? Und Sie sind also der junge Mann, der den ungeheuren Rebbach gemacht hat –? Unglaublich! Und gerade da muß die böse Polizei dazwischentrillern! Ja, das Geld ist flöten, das geben wir nicht wieder raus, was wir haben, das behalten wir auch, hähä! – Aber seien Sie bloß froh, so ’n Geld hat noch keinem Glück gebracht – danken Sie Ihrem Schöpfer, daß Sie’s los sind! – Nee, die Türklinken, nein, so was – was sagen Sie, Tiede –? Die werden uns morgen schön durch den Kakao holen, die Kollegen! Ich muß noch immer lachen. War gute Bronze – da kriegen die ’nen Sack Geld beim Althändler! – So, und nun mal die Personalien. Herr von Studmann – Beruf?«
    »Empfangschef …«
    »Sie –?!! O Gott, o Gott, o Gott –! Wo sind wir hingekommen–? Sie – Empfangschef! Entschuldigen Sie, Herr Oberleutnant …«
    »Bitte, bitte – ich bin dazu auch noch Empfangschef a. D., jetzt landwirtschaftlicher Lehrling …«
    »Landwirtschaftlicher Lehrling, das ist besser. Das ist sogar sehr gut. Land ist heute das einzig Richtige. Wann geboren –?«

11
    Vor einer mit Stahlblech beschlagenen Tür steht ein Tisch, ein gewöhnlicher, fichtener Tisch. Auf dem Tisch liegt ein Stullenpaket neben einer Thermosflasche, an dem Tisch sitzt ein alter Mann in Polizeiuniform und liest durch einen Klemmer bei sehr schwachem Deckenlicht in einer Zeitung. Als der Mann einen langsamen Schritt den Gang entlangkommen hört, läßt er die Zeitung sinken und sieht über den Klemmer fort dem Ankömmling entgegen.
    Der junge Mann kommt langsam näher. Erst sieht es aus, als wolle er an Tür und Tisch vorübergehen, dann aber bleibt er doch stehen. »Entschuldigen Sie«, sagt er, »geht es hier in das Polizeigefängnis?«
    »Das geht es«, sagt der Beamte, faltet seine Zeitung sorgsam zusammen und legt sie auf den Tisch. Als der junge Mann aber unentschlossen zaudert, setzt er hinzu: »Es ist aber nur eine Tür für den Dienstgebrauch.«
    Der junge Mann zögert immer noch, der alte fragt: »Nun, was haben Sie denn auf dem Herzen? Wollen Sie sich stellen?«
    »Wieso stellen?« fragt Pagel zurück.
    »Ja …«, sagt der Alte gedehnt. »Es geht jetzt auf vier – um die Stunde kommt manchmal einer, dem es keine Ruhe läßt, weil er was ausgefressen hat, und stellt sich. Aber da müssen Sie auf die Bereitschaft gehen. Ich bin nur Außenwache.«
    »Nein«, sagt Pagel

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