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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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»Hier im Wasser ist es so schön. Irgendeine Auseinandersetzung mit einem ländlichen Liebhaber vermutlich. Muß Liebe schön sein …!«
    Und er grinste verächtlich.
    »Nein, nein!« sagte das Kindermädchen Studmann, das immer hilfreich eingreifen mußte, wo etwas schiefzugehen drohte. »Sie hat mir doch eben einen sehr netten Eindruck gemacht …«
    Und er schwamm rasch auf das Ufer zu. Widerwillig folgte Pagel.
    Doch da rief Sophie schon: »Meine Herren! Hierher – er will Ihre Kleider wegnehmen!«
    »Sei bloß still, Fieken!« flüsterte der Förster und versuchte, mit seiner Beute zu entkommen. »Dir passiert doch gar nichts. Ich will doch nur die Kleider von den Herren –.«
    »Herr von Studmann! Herr Pagel! Machen Sie rasch –!« rief Sophie um so lauter.
    »Was ist denn hier los?!« fragte von Studmann höchst erstaunt, und auch Pagel sah verblüffter aus, als einem intelligenten Gesichtsausdruck bekömmlich ist.
    In schilfleinener, grüner Montur stand der ihnen flüchtig bekannte Förster Kniebusch auf der Wiese, ein ehrwürdiger Tapergreis, die Flinte über der Schulter, unter dem Arm aber ein Bündel aus den Sachen der beiden Herren. Ihm gegenüber Sophie Kowalewski, reizend anzusehen in ihrem streitbaren Zorn, einer Artemis vergleichbar. Mit der einen Hand hielt sie den Badeanzug vor die Brust, mit der andern ein Hosenbein aus des Försters Sachenpaket – und von Studmann erkannte, daß es seine Hosen waren.
    »Was soll denn das vorstellen?« fragte er nochmals, höchst erstaunt.
    Der Förster war rot wie eine Tomate, und er wurde immernoch röter. Vielleicht wollte er wirklich etwas sagen, es blubberte aber bloß in den Tiefen seines Bartes. Doch die Kleider hielt er weiter fest, und weiter zerrte Sophie Kowalewski an den Hosenbeinen.
    Und
sie
redete, und was sie redete, hatte jetzt bestimmt nichts geziert Damenhaftes.
    »Ich lieg doch da und denke an gar nichts, und ich hör was rascheln, und ich denk, es ist ein Igel oder ein Fuchs, und denk mir nichts, und dann sehe ich hin, und ich denk doch, mich laust der Affe –! Da kriecht doch der Kniebusch hinterm Schilf nach den Kleidern von den Herren und steckt sie sich unter den Arm. Na, ich hoch und sag: ›Kniebusch, was machen Sie, das sind doch die Kleider von den Herren!‹ Aber er kein Wort, Finger auf den Mund, und will sachte unter die Bäume … Na, und ich fasse zu, kriege gerade noch das Hosenbein zu fassen. – Wollen Sie jetzt endlich die Hosen loslassen! Das sind nicht Ihre Hosen!« schreit sie zornig den Förster an.
    »Sie scheinen zu unserer Retterin bestimmt, Fräulein Sophie«, sagt Studmann lächelnd. »Schon wieder helfen Sie uns aus einer Verlegenheit. Wir danken auch schön. – Aber ich glaube, jetzt können Sie die Hosen loslassen. Herr Kniebusch wird doch nicht vor unsern Augen damit fortlaufen.« Schärfer: »Darf ich Sie fragen, Herr Kniebusch, was dies zu bedeuten hat –? Falls Sie es vergessen haben sollten, mein Name ist Studmann, von Studmann, und dieser Herr heißt Pagel – wir sind bei Herrn Rittmeister von Prackwitz tätig.«
    »Das geht mich alles nichts an«, murrt Kniebusch und sieht auf die Kleider, die Pagel ihm ohne weiteres unter dem Arm vorgezogen hat. »Hier ist das Baden verboten, und wenn hier jemand badet, so werden ihm die Kleider fortgenommen!«
    »Seit wann denn?!« ruft Sophie Kowalewski zornig. »Das ist ja das Neueste!«
    »Halt den Mund, Fieken!« sagt der Förster grob. »Das ist eine Anordnung von Herrn Geheimrat, die besteht schon lange.«
    »Wenn ich den Mund halten soll, rede ich grade!« ruft die kampflustige Sophie. »Und außerdem lügen Sie. Sie haben mir extra gesagt, mir passiert nichts, Sie wollten nur die Kleider von den Herren!«
    »Das ist nicht wahr!« widerspricht der Förster hastig. »So hatte ich es nicht gemeint.«
    »Doch haben Sie es so gemeint! ›Ich will bloß die Kleider von den Herren‹, haben Sie gesagt!«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Nehmen wir Platz!« schlägt von Studmann vor. »Ja, bitte auch Sie, Herr Kniebusch. Pagel, reichen Sie mir mal die Zigaretten aus meinem Jackett. – Sie sollen sich setzen, Herr Kniebusch! – So. – Zigarette gefällig, Fräulein Sophie? Na, natürlich, weiß ich doch, daß Sie rauchen. So streng wie der Herr Rittmeister im Abteil sind wir nicht, wir sind die junge Generation. – Also, Sie hatten den Auftrag, speziell unsere Sachen zu beschlagnahmen, Herr Kniebusch?«
    »Hatte ich nicht! Ich beschlagnahme immer

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