Wolfgang Ambros - Die Biografie
mir unter Mick-Jagger-Lautstärke vorstellte. Wenn ich es jetzt ein bisschen geschickt anstellte, übertönte ich sie alle, die mich gerade so kritisierten. Das war meine Strategie.
Ich fand es nicht ungeschickt, mit Georg Danzer und Christian Kolonovits das Musical Karli immerhin in der Stadthalle aufzuführen, in dem sich ein junger Mensch, der über Nacht den Sinn des Lebens nicht finden konnte, vor dem Publikum die Pulsadern aufschneidet und das nach zwei Vorführungen verboten wurde. Ich fand es auch nicht ungeschickt, neben Pola Kinski in einem Fernsehfilm namens Fehlschuß mitzuspielen. Keins von beiden erhöhte mich in den Augen der Kritik.
Also fand ich es nicht minder ungeschickt, in Zell am See meinen Hang zum Tiefschneefahren auszuleben. Nach dem letzten Schwung fuhr ich an einem dieser Wochenenden heim zu meinen Eltern nach Niederösterreich, wo ich noch mein Zimmer hatte, und schrieb in der Nacht ein Lied übers Skifahren. Wir waren einigermaßen verwöhnt mit Hits. Wir dachten alle, das wird der Überknaller. Wir fuhren ins Farian-Studio nach Offenbach. Wir nahmen die Single auf. Wir klatschten Machtwort, ein Protestlied gegen die Obrigkeit, als Kontrastprogramm auf die B-Seite. Wir landeten einen Flop. Und mussten uns erst recht sagen lassen, was für einen miesen Kommerz wir da hinausgeschossenhatten und dass so ein Gaudisong jetzt aber wirklich unter jeder Sau sei.
Bisher hatten alle unsere Lieder ein Anliegen gehabt, einen Sinn. Schifoan hatte keinen Sinn, nur das Anliegen, dass jeder mitsingt, der so gern Ski fährt wie der Interpret. Es war eine Schussfahrt in die komplett falsche Richtung. Und sie endete in einer Lawine von Schnee.
Die Eltern: Hilde und Robert Ambros
Wolfgang war schon immer gerne in den Armen einer Frau.
Zug fährt ab: Weihnachten in Wolfsgraben.
Manchmal zeigte er auch seine weibliche Seite.
Die Familie wohnte in der Volksschule in Wolfsgraben, in der der Vater unterrichtete.
Habt Tracht!
Nach ihm wurde sogar ein Schi benannt.
Wolfgang kümmerte sich schon immer sehr um seine Fans.
Der Berg groovt: der Watzmann.
Der Erstgeborene: Matthias im Garten des Hauses in Pressbaum und am Diani-Beach in Kenia
Häuptling und Indianer
Nur die Sonne war Zeuge.
Griaß’ eich in Afrika
Das Schweigen des Hammels
Er hat Feuer gemacht: Wolfgang am Strand vor seinem Haus in Petraki.
Schifoan im Sommer in Griechenland
7
Der Ruf des Lockvogels
Es war Tina Turners Mann Ike, der mir das Kokain offenbart hat. Wie es in Frankfurt dazu kam, dass ich mir den Schnee in die Nase pulverte, ist eine unschickliche Geschichte. Sie hat in der Folge mit der amerikanischen Drogenfahndung zu tun, mit einer dunkelhaarigen Sexbombe und einer Gitarre, die in Mexiko verschwunden ist. Klingt das irgendwie interessant?
Leser: »Ein bissel.«
Der erste Schritt dieser Odyssee in die große weiße Welt führte mich über die Schwelle einer Diskothek, namentlich das Chattanooga am Wiener Graben. Von der Einrichtung her ein sehr rotes Lokal, karminfarbenes Mobiliar, dazwischen Tupfer aus Kupfer. Man hatte dort eine veritable Chance, etwas sexuell Kompatibles aufzutun. An dem Abend verschlang mich der Mund einer gewissen Beth.
Die erste Hürde war schnell genommen. Bist du nicht der Ambros? Ja. Ich hab dich vorhin im Radio gehört. Na, geh. Ich hatte den Vorteil, mir nie Aufreißsprüche überlegen zu müssen. Mein Gesicht war das Entree ins Zwischengeschlechtliche. Die Beth war schlank, nicht besonders groß, dafür ausgesprochen proportioniert, eine dunkelhaarige jüdische Prinzessin, und ihre Bluse wirkte sehr griffig. An diesem Abend drang ich rhetorisch in sie, das Unvermeidliche hat dann nicht lange auf sich warten lassen. Wir verbrachten ein paar erregende Tage, dann musste sie zurück nach New York, sie habe ja hier bloß Urlaub und dort einen Job. Im Übrigen auch eine Wohnung, da wäre noch locker Platz und ich könne jederzeit kommen. Schönes Angebot, aber ich hatte gerade andere Sorgen.
Ich steckte in einer Periode der Ungewissheit. Die Christl und ich hatten es sein lassen. Anlass war die zu mir übergelaufene Freundin des einen Plappert-Bruders, die ich mich nicht sonderlich zu verheimlichen bemühte. Dann gab es noch eine sechsbeinige Geschlechtskrankheit, deren Herkunft die Christl mir in die Schuhe schob, die der Arzt bei mir aber nicht bestätigen konnte, was wiederum die Verfehlungen der Christl, der Unschuld von Favoriten, an den Tag brachte. Papperlapapp, in Wahrheit war die
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