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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
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Manchmal, brummte sie noch, bevor sie einschlief, schnappten sie große Fische, kleine erwischten sie immer. Ich war auf einmal putzmunter. Ich hatte mich in eine Undercover-Braut verliebt und lag im Herzen New Yorks mit einer Drogenfahnderin im Bett.
    Eine Zeit lang starrte ich Tunnels an die Decke des kleinen Schlafzimmers. Beth schnaufte mir ihre postkoitale Erschöpfung über den Brustkorb, ich bekam kaum Luft. Speziell durch die Nase, wo sich die Schleimhäute auf einmal an eine Nacht vor drei Jahren erinnerten.
    Frankfurt anno ’73. Die Bellaphon hatte mich auf meine Premiere in Sachen Promotiontour nach Deutschland geschickt, um für das Album Eigenheiten Werbung zu machen. Man bemühte sich damals vehement, das Exempel zu statuieren, dass sich progressive, nationale Kunst auch über die Grenzen zum kommerziellen Durchbruch peitschen ließ. War saumäßig anstrengend, aber nicht erfolglos. Am vorletzten Tag sagt mein Betreuer, der mit mir zu den diversen Rundfunkstationen, Fernsehsendern und Zeitungsredaktionen gefahren ist: »Bei mir läuft ne Party heute. Willste nich mitkommen, Mann?«
    »Na klar«, sage ich, endlich eine Abwechslung nach der Ochsentour. Wir fahren elendslang über die Messegegend hinaus ins Nirgendwo und halten an einem riesigen Wohnblock. Oben eine Art Loft, viel Glas, wie in einem Aquarium, aber mit lauter Hasen drinnen. Lange Haxen und auch sonst nicht kurzweilig. Und mitten unter ihnen ein sehr schwarzer Mensch, von dem ich weiß, heast, den kenn ich. Wird er mir als Ike Turner vorgestellt. Da schau her, denk ich mir. Ike & Tina Turner, Proud Mary und jetzt gerade in aller Ohren mit Nutbush City Limits . Ein Schlägertyp, der seine Partnerin prügelt, wenn sie nur einen Ton anders singt, als er sich das vorstellt. Dafür schaut er eh friedlich aus.
    Ike sitzt vor einem Glastisch und schaufelt weißes Pulver zusammen. Das ist kein Berg Kokain, das sind die Dolomiten, aber das wusste ich damals noch nicht. »You want?«, fragt er und zwinkert mich an.
    »What’s this?«, frage ich. Der muss sich gedacht haben, was für ein Trottel. Ich kannte bis dato nur LSD und Marihuana, von Koks hatte ich keine Ahnung.
    Ike Turner schmiert sich etwas Pulver aufs Zahnfleisch. »It’s cocaine, man! Makes you feel fantastic!« Dabei zieht er sich einen Highway durch die Nase, dass du glaubst, das Koks staubt ihm bei den Ohren raus. Er reicht mir einen zusammengerollten Hundert-Dollar-Schein.
    And yes, it makes me feel fantastic. So fantastisch, dass ich einen von den Hasen erbe, die sich allesamt als Huren herausgestellt haben. Mit ihr rausche ich in eins der hundertsiebenundzwanzig Zimmer in der Riesenwohnung ab, wo grad niemand anderer vögelt. Sie legt sich aufs Bett und wartet, dass ich sie niederreiße. Ich hab sie niedergeredet.
    Kokain macht dich nicht nur munter, es macht dich enorm redselig. Die Sprechperlen sind mir nur so aus dem Mund gefallen. Eine Cindy sitzt da und schaut mich blond an mit ihren eisblauen Augen. Cindy, sag ich, pass auf, ich muss dir was Wichtiges erzählen, und zwar geht es um Griechenland, das ist auch in Europa, nein, kein Kontinent, Griechenland ist ein Land, und ich war mitder Christl dort, musst du wissen, auf Urlaub, und dieses Griechenland ist so wunderschön, da musst du auch einmal hin, vielleicht fahren wir ja gemeinsam ans Meer, und vor Kurzem bin ich wieder dort gewesen, am Pilion, ja, Pilion heißt das, und gleich gegenüber von Milina, das ist ein Dorf, liegt Petraki, das ist eine winzig kleine Insel, eigentlich eine Halbinsel, eingeringelt wie eine Schnecke, wunderschön, Petraki, ja, Petraki heißt Steinchen auf Deutsch, das verstehst du nicht, aber das macht nichts, du musst dich auf Griechenland konzentrieren, sonst gar nichts, weil ich erst unlängst dort wieder auf Urlaub war und einen komischen Mann getroffen habe, Tilmann heißt er, tiefe Stimme, langer Bart, der Tilmann ist der Herr der Insel, er baut dort Häuser und verkauft auch Häuser, wobei ich mir schon überlege, dort öfter hinzukommen, und da wollte ich deine Meinung einholen, obwohl ich mir jetzt eh schon ziemlich sicher bin, dass ich vielleicht dort ein Haus baue, wie mir der Tilmann das vorgeschlagen hat, ich meine, jedes Jahr könnte man nach Petraki fahren, denk ich mir, vielleicht ein paar Monate, als Popstar kannst du dir das ja einteilen, aber das Problem war, dass ich am Anfang nicht wusste, wie ich nach Petraki komme, verstehst du, Cindy, also hat mir dieser Tilmann gesagt,

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