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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
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Ton.
    Wenig später haben Dolezal und Rossacher die Filmproduktion DoRo gegründet und so ziemlich alles Wesentliche meiner Karriere sichtbar gemacht. Obwohl es eine nahezu unüberschaubare Menge an Bilddokumenten gibt, zum größten Teil von der DoRo und dort hauptsächlich von Rudi Dolezal auf Film gebannt, ist mein Verhältnis zur optischen Umsetzung von Musik bis heute ein sehr ambivalentes. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass etwas, das fürs Ohr bestimmt ist, nicht vor Augen geführt werden soll, weil das die Vorstellungskraft behindert. Mittlerweile habe ich verstanden, dass es unabdingbar ist, den Zuhörern auch visuell was zu transportieren, aber mir persönlich wird das in diesem Leben nicht mehr einsichtig werden. Ehrlich gestanden, ist es mir wurscht.
    Zu verhindern war es allenthalben nicht. Und so wenig ich die beiden mit dem eloquenten, maulkorblosen Mundwerk in der Ballgasse auch ernst genommen habe, so viel muss ich insbesondere dem Dolezal lassen: Er hat mir gezeigt, dass man aus dieser mir in musikalischer Hinsicht so ungeliebten Kunst schon was Sehenswertes machen kann, und er hat es geschafft, dass ich mir dabei samt meinem Gefühl, vor die Kamera wie zum Schafott geführt zu werden, weder verarscht noch ausgenutzt vorkam.
    Die wehenden Haare haben mich jedenfalls bis zur ersten Watzmann -Tour verfolgt und von da an begleitet. Dass DoRo die Proben mitfilmte, konnte ich noch abdrehen. Ich wollte auf keinen Fall, dass etwas veröffentlicht wird, bei dem wir selber noch nicht wussten, was wir da gerade machen. Die Tour an sich, die sich von geplanten fünf, zehn Vorstellungen auf hundert Abende ausgewachsen hat, war unsere erste richtig ansehnliche Dokumentation und der Knackpunkt meiner Einstellung zur gefilmtenMusik. Da hab ich den Rudi so richtig kennengelernt und fortan ist es Schlag auf Schlag gegangen. Ich Musik, Dolezal Film. Der Rudi wird immer ein Freund von mir bleiben, den Hannes seh ich fast gar nicht mehr.
    Aber manche Bilder gibt es trotzdem nur in meinem Kopf. Bald nach jenem ersten Interview für Ohne Maulkorb hörte sich das Tingeln auf und die No. 1 vom Wienerwald und ich lernten langsam das Tourneeleben kennen. Die ersten Bühnen, die höher als ein Podium waren; die ersten Groupies, die schneller aus dem Sinn als aus den Augen waren; die ersten Engagements, die länger dauerten als einen Abend. Nürnberg, wo wir eine Woche spielten. Und München. Das erste Selbstvertrauen, das stärker als jeder Zweifel war.
    Das Spektakel in der Herzogstraße, später bekannt als Rigan-Club, aber schon ähnlich berüchtigt, buchte uns für unvorstellbare vierzehn Tage. Das war schon was für unser endlich abendfüllendes, wenn auch immer noch etwas dünnes Repertoire. Wir spielten gleich gegenüber von der Münchner Freiheit, was für ein Zeichen. Zweihundert Leute fasste die Location, hundertneunundneunzig davon waren auch an uns persönlich interessiert, so kam es uns zumindest vor. Gewohnt haben wir in einer WG über dem Club, ich kann mich nicht erinnern, dass jemals weniger Frauen als Musiker anwesend waren. Der Vorrat an Weiblichkeit hatte kein Ende.
    Leser: »Gottes Geschenke an die No. 1 vom Wienerwald.«
    Und wir haben sie dankbar genommen, eins nach der anderen ausgepackt und keine in Erinnerung behalten. Was man von diesen zwei Wochen tatsächlich in die Zukunft mitnehmen konnte, war die beruhigende Routine, die uns diese Gigs als Band verschafften.
    In den Zeitungen, in die es mich mittlerweile als noch unverbrauchtes Objekt der Berichterstattung verschlagen hatte, stand von beidem nichts. Erwähnenswertes Privatleben begann in unserer Zunft zu der Zeit erst dort, wo dabei ein Hotelzimmer zerlegt wurde. Fortschritte in der Performance waren zu keiner Zeiteine Geschichte wert. Ich war in die Rubrik »Kritik« aufgestiegen und man übte sie ausgiebig. Das ist nicht mehr der Ambros, wie man ihn kennt. Ambros korrumpiert sich. Ambros kommerzialisiert sich. Das war überhaupt das Schlimmste, was ein Musiker sich zuschulden kommen lassen durfte. Solange man mit der Gitarre gegen eine Übermacht von Besoffenen und Ignoranten ankämpfte, war man ein Held. Sobald man sich so weit hinaufgesungen hatte, dass immer mehr Leute Geld ausgaben, um einem zuzuhören, war man ein Verräter. Nur ein leiser Sänger war ein guter Sänger.
    Ich wollte lauter sein als alle. So, wie ich es einst beschlossen hatte, an die Hausmauer unserer Schule in Wolfsgraben gelehnt. Ich hatte fast das erreicht, was ich

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