Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
Vom Netzwerk:
auf Weltreise. Amerika, Südsee, Australien. Wieder ein Jahr später stand ich als Vorprogramm von Tina Turner vor fünfzigtausend Leuten im Praterstadion auf der Bühne. Ich erzählte ihr nicht die Geschichte aus Frankfurt, wo ich ihren Mann kennengelernt hatte, sie war nicht mehr so gut auf ihn zu sprechen. 1991 durchbrachen wir mit dem Watzmann die Schallmauer. Zweihundertfünfzigtausend Tonträger verkauft, eine Viertelmillion von einem Stück Seltsamkeit, von dem wir anfangs geglaubt haben, es sei ein Hund.
    1992 hatte ich zwanzig Jahre auf der Bühne hinter mich gebrachtund feierte Jubiläum. Rudi Dolezal produzierte ein Verkaufsvideo, auf dem so ziemlich alles seit meinen Anfängen zu sehen ist. Das Video hat sich hundertfünfzigtausend Mal verkauft. Ich brachte das Album Äquator heraus.
    In den folgenden Jahren habe ich gespielt, geschlafen, gegessen, bin nach Griechenland, Waidring und Kenia gefahren, habe Lieder geschrieben, Platten auf den Markt gebracht, Tourneen absolviert, ich habe geliebt, gelacht und geludert, aber in welcher Reihenfolge weiß ich heute nicht mehr. Da müsste ich den Peter Fröstl fragen, nach dem Johann Hausner mein Manager, der mich bis heute begleitet. 1994 verkaufte ich das Tonstudio in der Achau. Im Jahr darauf war ich acht Wochen auf Tour und spielte in einem Fernsehfilm einen Musiker, der so blank ist, dass er eine Bank überfallen muss und sich dabei noch erwischen lässt. Das Happy End drehten wir im Hof der Rossauer Kaserne in Wien, wo ich als Sträfling ein Konzert gebe. Der Bessere gewinnt ist auch eine Single geworden. Und 1996 machte ich wieder einen Ausflug ins Theater und war im Wiener Ronacher Hauptdarsteller beim Spiel vom lieben Augustin.
    Damit hatte ich fünfundzwanzig Jahre auf der Bühne hinter mich gebracht und ich feierte das in der Stadthalle mit Freunden von Georg Danzer über Peter Maffay bis Wolfgang Niedecken, den ich einst mit Hoffnungslos zur Gründung seiner Gruppe BAP inspiriert hatte. Jeder Gast gratulierte mir mit einem Lied von mir, ich sang dafür einen Song von ihm. Fünftausend Leute feierten mit. Von manchen Liedern habe ich nur eine Zeile gesungen und dann das Mikrofon ins Publikum gehalten. Die Leute haben allein weitergesungen, die ganze Nummer.
    Faul war ich also nicht in diesen Jahren und schon gar nicht in Pension. Ich hatte wieder Kraft, der Erfolg gab mir recht. Aber immer noch gibt es Nächte, in denen ich es nicht schaffe, einem Kernphysiker eine Bitte abzuschlagen. Manchmal wache ich heute noch schweißgebadet auf. Ich sehe den Mann mit dem gebrochenen Genick. Seine toten Augen schauen mich aus einem leichenweißen Gesicht an und es wird wieder schwarz um mich.

10
Ich und meine Freundin Malaria
    Der Erfolg kam aus der Gosse. Austria 3, eines der kommerziell einträglichsten Musikprojekte im deutschsprachigen Raum, beruht auf der Idee, Obdachlosen zu helfen. Und angefangen hat es damit, dass der Rainhard Fendrich den Georg Danzer kennenlernen wollte.
    »Das kann ich arrangieren«, sagte ich, »wir treffen uns bei mir daheim in der Pfalzau.«
    Es war irgendwann im Herbst, ich heizte den Kamin an, das Holz knackte und der Rainhard eröffnete uns, er kenne da eine Soziologiestudentin. Sie habe eine Arbeit über Obdachlose in Wien geschrieben und die Zahlen und Fakten hätten ihn dermaßen entsetzt und berührt, dass er beschlossen habe, man müsse da was tun. Nämlich die Gitarre in die Hand nehmen, und zwar jeder von uns. Besser gesagt: er und wir, gemeinsam auf einer Bühne.
    Seine Vorstellung war, er spielt mit seiner Band und der Georg und ich kommen dazu und machen unseren Kasperl. In der Atempause, die der Rainhard machte, nachdem er das in den Raum gestellt hatte, haben der Georg und ich das Gleiche gedacht. So wollte ich das auf keinen Fall, so wollte er das auf keinen Fall.
    »Nein«, sagte ich, »wenn schon, dann starten wir hier ein richtiges Projekt, so was wie die Traveling Wilburys.«
    Die Traveling Wilburys waren eine ansehnliche Truppe, bestehend aus George Harrison, Jeff Lynne, Roy Orbison, Tom Petty und Bob Dylan. Und der Georg und ich hatten im Ansatz Erfahrungin dem, was man da auf die Beine stellen konnte. Wir hatten etwas Ähnliches mit dem Lied Alt und Jung schon in anderer Besetzung, nämlich zu viert, probiert. Ich hatte den Georg, den Ostbahn-Kurti und den Gert Steinbäcker von STS zu mir ins Studio in die Achau geholt.
    »Kann mich erinnern«, sagte der Georg, »ich bin nicht viel gefragt worden, du hast mich

Weitere Kostenlose Bücher