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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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einmal zu bekräftigen: »Ihr haftet mir persönlich dafür, daß kein Unrat und Schmutz zurückbleibt und sich keine Ratten oder anderes Ungeziefer dort herumtreiben. Dann laßt Ihr ein Bett, einen Tisch und zwei Stühle hineinschaffen, und ausreichend Wäsche und Decken. Habt Ihr verstanden?«
    Bresser nickte abermals. »Aber wozu?« fragte er.
    Tobias unterdrückte ein Seufzen. »Ich glaube, Ihr hattet recht, Bresser«, sagte er. »Es ist vermutlich wirklich besser, wenn Katrin nicht länger hierbleibt. Und ich kann und will Euch auch nicht länger aus Eurem eigenen Haus vertreiben.
    Außerdem brauche ich Platz, um die Untersuchungen und den Prozeß ordnungsgemäß durchzuführen, mehr Platz, als ich hier finde.«
    Bressers Gesicht hellte sich auf. »Dann werdet Ihr jetzt endlich beginnen, der Hexe den Prozeß zu machen?«
    »Ja, ich werde mit der Vernehmung der Zeugen beginnen.
    Gleich morgen früh, sobald die Sonne aufgegangen ist. Ihr werdet mir noch heute abend eine Liste mit Namen anfertigen und dafür sorgen, daß die Betreffenden sich morgen im Laufe des Vormittags bei mir einfinden. Und schickt jemanden zum Grafen, der ihm ausrichtet, daß der Prozeß am 282
    kommenden Sonntag stattfinden wird - sollte ich meine Untersuchungen bis dahin abgeschlossen haben.«
    »Das werdet Ihr«, antwortete Bresser.
    Tobias musterte ihn finster. »Vielleicht überlaßt Ihr das mir, mein lieber Freund«, antwortete er. »Auch wenn Ihr vermutlich recht habt. Was ich bisher gesehen habe, reicht noch nicht ganz, mir ein abschließendes Urteil zu bilden, aber es war erschreckend genug.«
    Er behielt Bresser bei diesen Worten aufmerksam im
    Auge. Obwohl der Alte sich alle Mühe gab, gelassen zu wirken, hellte sich sein Gesicht doch auf, und in seinen Augen blitzte etwas, das Tobias an den Ausdruck eines Bluthundes erinnerte, der endlich die Beute erspähte, deren Spur er seit Stunden gefolgt war. Er mußte jetzt vorsichtig sein. Bresser war ein Narr, aber er besaß ein gehöriges Maß jener ver-schlagenen Schläue, die man bei Menschen niederer Intelligenz oft antraf.
    »Also geht und tut, was ich Euch gesagt habe«, schloß er mit einer unwilligen Handbewegung. »Und«, fügte er hinzu, als Bresser bereits aufgestanden war, »sorgt mir dafür, daß nicht nur Zeugen vor mir erscheinen, die Euch in den Kram passen, Bresser. Ich will alles hören, was es über Katrin zu wissen gibt.«
    Bressers Miene verdüsterte sich wieder, aber Tobias wußte, daß er richtig gehandelt hatte, um Bressers Zweifel
    - sollte es denn welche geben - vollkommen zu zer-
    streuen. Er wiederholte seine unwillige Handbewegung, und Bresser drehte sich abermals um und ging.
    Wieder machte sich Müdigkeit und Erschöpfung in ihm breit, aber zum ersten Mal seit langer Zeit empfand er seine Mattheit nicht als unangenehm. Wenn sein Körper nach den Tagen des Fiebers und der Alpträume jetzt von sich aus wieder nach Schlaf verlangte, so war dies wahrscheinlich ein gutes Zeichen. Er stand auf und verließ die Stube, um Maria zu suchen und ihr für das Abendessen abzusagen. Er würde sich gleich wieder zu Bett begeben, um am nächsten Morgen früh aufzustehen und mit seinen offiziellen Untersuchungen zu beginnen; Untersuchungen, deren Ergebnis ihn nicht im 283
    mindesten interessierte, die aber wichtig waren, denn es galt trotz allem, gewisse Formalien einzuhalten.
    Als er die Diele durchquerte, hörte er Stimmen vor dem Haus. Bresser redete mit einem Mann, den Tobias nicht kannte, aber etwas an ihrem Tonfall ließ ihn innehalten. Der Mann sprach leise in gehetztem Tonfall eines Verschwörers
    - oder eines Menschen, der halb verrückt vor Angst war.
    Tobias sah auf, erkannte einen Schatten vor der offenstehenden Haustür und eine zweite Gestalt, von der er jedoch nur den linken Arm und einen Teil der Schulter ausmachen konnte. Er wollte schon wieder weitergehen, als Bresser seine Stimme hob und seine Erregung nur mühsam unterdrücken konnte.
    Tobias zögerte nicht mehr länger, sondern drehte sich mit Ruck herum, durchquerte die Diele und trat aus dem Haus.
    Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er den Mann erkannte, mit dem Bresser sprach.
    Es war niemand anderes als Derwalt.
    Der Zimmermann erkannte Tobias im gleichen Moment
    wie der Mönch ihn. Er erstarrte vor Schreck, dann wollte er herumfahren und davonlaufen, aber Tobias rief ihn mit einem scharfen Befehl zurück, und Derwalt hielt inne. Bresser fuhr herum, auch er zeigte sich überrascht und

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