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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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John Frankenheimer erkannte. Er war älter geworden, das Gesicht markanter, die Haare kürzer. Doch er war es. Julia trat vor ihn hin und schaute ihn stumm an. Johns Augen trafen ihren Blick.
    »Julia?«, sagte er. »Bist du’s wirklich?«
    Tränen traten in ihre Augen, und sie nickte stumm.
    »Wer ist das?«, fragte Galina.
    »Eine … Freundin«, antwortete John. Er stand auf, nahm sie in den Arm und führte sie zur Seite. »Wie kommst du hierher?«
    »Ich habe dich gesucht«, antwortete sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Fünfzehn Jahre lang habe ich dich gesucht.«
    »Aber …«
    »Ich dachte, du wärst tot. Aber du hast immer für mich weitergelebt. In meinem Herzen warst du so lebendig, wie du jetzt vor mir stehst.«
    »Mein Gott, Julia. Das ist so lange her. Wieso?«
    »Diese Frage müsste ich dir stellen. Wieso hast du das gemacht? Wieso hast du mich belogen und betrogen? War das alles nur ein Spiel für dich?«
    »Julia, das waren andere Zeiten. Gefährliche Zeiten. Ich musste weg. Schnell verschwinden. Ich konnte dich nicht mitnehmen.«
    »Aber wieso diese Maskerade? Wieso dieses hinterhältige Spiel mit meinen Gefühlen? Habe ich dir nichts bedeutet?«
    »Natürlich hast du das. Ich musste verschwinden. Der BND hatte dich enttarnt und war mir auf den Fersen. Sie wollten am nächsten Tag zuschlagen. Mein Tod war die sauberste Lösung für uns beide. Verstehst du das?«
    »Wie könnte ich das? Es war alles nur Lüge. Du hast mich nie geliebt.«
    »Am Anfang war es mein Auftrag, dich zu verführen. Ja, ich gebe es zu. Aber je mehr ich dich kennen gelernt habe, desto mehr habe ich mich wirklich in dich verliebt. Das musst du mir glauben.«
    »Wie sollte ich? Selbst nachdem die Mauer gefallen war, hast du dich nicht bei mir gemeldet.«
    »Julia, verstehst du denn nicht? Das Spiel ist noch nicht vorbei. Es war nie vorbei. Es geht immer weiter. Die, die heute hinter mir her sind, sind die Gleichen wie damals. Ich hätte dich nur in Gefahr gebracht. Und das wäre das Letzte gewesen, was ich gewollt hätte.«
    »Du hast mich schon damals getötet. Was hättest du mir noch antun können?«
    »Es tut mir Leid, Julia. Ich habe schlimme Dinge getan, die ich heute bereue. Aber was hätte ich tun sollen?«
    »Du hättest mich warnen können. Wegen dir war ich im Gefängnis. Ich habe für etwas gebüßt, was du mir angetan hast. Hättest du mich damals im Café nur nicht angesprochen … dann wäre alles anders gekommen.«
    »Ja? Wie denn? Du wärst auf den nächsten Trottel hereingefallen, der dir schöne Augen gemacht hätte. Zum Schluss wärst du wieder heulend aus der Wohnung gelaufen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Woher ich das weiß? Es hat zu meiner Aufgabe gehört, das in Erfahrung zu bringen. Von jedem lauten Wort, jeder Ohrfeige und jeder Träne habe ich gewusst, als du im Auswärtigen Amt angefangen hattest zu arbeiten. Das war mein Job.«
    »Aber wie …?«
    »Hör zu, Julia. Es ist hier nicht der Ort, um dir alles zu erklären. Lass uns morgen treffen, dann erzähle ich dir alles.«
    »Morgen? Ich habe so lange auf ein Morgen gewartet, das niemals eingetreten ist. Morgen bist du wieder in deiner Welt und ich in meiner.«
    »Julia, bitte. Es geht jetzt nicht. Ich habe …«
    Der laute Schrei eines Kindes schallte über den Burghof.
    »Papa!«, rief Thomas.
    Er stand auf dem Umlauf des Randersackerer Turms in dreißig Meter Höhe.
    »Papa, hilf mir!«, schrie Thomas erneut und rannte weg. Um die Ecke tauchte Otter auf.
    »Das ist der Junge mit der CD«, sagte Galina zu John.
    Die Gäste kümmerte Thomas’ Schrei wenig. Sie dachten, er gehöre zur Inszenierung, und widmeten ihre amüsierte Aufmerksamkeit wieder der Burgerstürmung. Roiber war mittlerweile aus seiner Loge in den Vorhof gegangen, um sich umzuziehen. Der Auftritt des neuen Burgherrn stand unmittelbar bevor.
    »Wir müssen da hoch«, sagte Galina und zerrte John mit sich.
    »Los, komm.«
    »Bent, bleib hier«, rief Julia ihm hinterher.
    »Ich bin gleich zurück. Warte auf mich«, antwortete John und rannte die Stufen des Turmes empor.

12
    »Papa! Hilf mir!«
    Kilian blickte nach oben. Auf dem Umlauf des Randersackerer Turms versuchte Thomas verzweifelt, seinem Verfolger Otter zu entkommen.
    »In den Turm!«, schrie Kilian nach oben. »Geh in den Turm.« Doch Thomas hörte ihn nicht inmitten des tosenden Schlachtenlärms. Kilian rannte auf den Turmeingang zu und lief Schröder in die Arme.
    »Was machst du hier?«, schnauzte

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