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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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is halt immer a weng ziepfert. Seit ihm sei Vadder g’schlach’n hat, mach er net, wenn ihm ener zu nah kummt. Oder, Schorsch?«
    Renate machte keine Anstalten, auf seine Antwort zu warten, und tastete ihn vor den Augen der Wachmänner nach Waffen ab. Dann streifte sie die Plane zur Seite und überprüfte die Ladefläche.
    »Net«, zischte Heinz-Günther, »die k’hört zu uns.«
    Erich stand mit der gusseisernen Bratpfanne vor ihr, bereit zum Zuschlagen.
    »Untersteh dich«, giftete sie ihn an.
    »No e’ Wort, und i’ schlach zu«, drohte Erich hämisch.
    Renate wandte sich ab. »Alles sauber, meine Herren. Nur Requisiten und Tand. Der Karren kann passieren.«
    Heinlein nahm die Zügel und befahl den Ochsen die Weiterfahrt. Scheppernd legte der Karren los, und hinter der Plane war ein Krachen und Poltern zu hören, als ob jemand in die Töpfe fiele.
    »Keine Sorge. Alles garantiert bruchsicher«, beruhigte Renate die Wachmänner und Pierre. Sie folgte dem Karren und befahl den Gefangenen mitzukommen.
    Der Vorhof glich einer Kaserne aus dem 19. Jahrhundert. Soldaten in französischen, bayerischen und österreichischen Uniformen standen um kleine Lagerfeuer herum und wärmten sich die Hände. Andere ließen sich Blut und Verletzungen an den Körper schminken. Gewehre mit aufgepflanzten Bajonetten waren zu Türmen zusammengestellt, und Kanonen wurden mit Sprengladungen gestopft. Pferde, mindestens dreißig an der Zahl, wurden gestriegelt und für ihren Einsatz aufgesattelt.
    Ratternd fuhr Heinlein den Karren herein, gefolgt von den Gefangenen, Renate und Pierre. Auf der Ladefläche krachte und schepperte es, als würde jemand zwischen Töpfen und Pfannen um sein Leben kämpfen.
    »Jetzt geb endlich mal e’ Ruh dahinten«, schimpfte Heinlein.
    »Du verrätst uns ja noch.«
    »Dann fahr halt net so ’n Scheiß zamm«, fluchte Erich zurück.
    »Ich brech mer ja no alle Knoche bei deiner Raserei.«
    Heinlein parkte den Karren neben den Pferden und half Erich aus dem Blechgeschirr nach draußen. Vor ihm stand, nun leicht benommen, der Schwarze Ritter Erich im Panzerhemd mit Morgenstern.
    »Des zahl i’ der no hemm, des schwör i’ der«, drohte Erich.
    »Stell di net so o«, beruhigte ihn Heinlein und half Heinz- Günther vom Wagen.
    Er trug, logengetreu, einen rot-weißen Umhang mit dem Frankenrechen auf der Brust. Auf dem Kopf thronte eine Mischung aus Helm und Krone, und im Gesicht zierte ihn ein angeklebter Vollbart, der etwas verrutscht war. An der Seite führte er eine Kopie des Karl’schen Kaiserschwertes.
    »Ja, hundsverreck, mei Kreuz«, stöhnte Heinz-Günther und griff sich an die schmerzenden Bandscheiben. »Langsam werd i’ zu alt für so en Scheiß.«
    »Was sind denn das für Gestalten?«, fragte Pierre.
    »Des is der Schwarze Ritter, und des is der Frankenkönig Karl«, antwortete Renate beflissen.
    »Aber die stehen doch gar nicht im Drehbuch«, sagte Pierre und blätterte in den Seiten.
    »Die kommen erst nach der Zugabe«, besänftigte Renate.
    »Nach welcher?«
    »Nach der letzten. Hab ich mir ausgedacht.«
    Pierre überlegte. »Ja, wieso nicht, aber erst nach der letzten Zugabe. Hast du mich verstanden? Vorher will ich sie nicht sehen.«
    Pierre ließ sie stehen und ging weiter zu den Soldaten.
    »Was is denn des für e’ G’stalt?«, fragte Erich.
    »Des is der Regisseur. Der sacht, was gemacht wird«, antwortete Renate. »Eines Tages werd ich auch so sein.«
    »Du? Ha!«, blaffte Erich sie an. »Da müsste scho Blinde nei’s Kino geh’.«
    »Jetzt gebt’s e’ Ruh«, befahl Heinz-Günther. »Renate, zeig den Plan noch mal her. Wann kommt wer wo raus?«
    Renate nahm ihr Drehbuch zur Hand, blätterte die entsprechende Seite auf und zeigte auf das Scherenbergtor vor ihnen.
    »Wenn die Kanone losgeht, wer’n die Gefangene nei’n Burghof getrieb’n, und gleich drauf reit’ der Könich nei. Vorher müss’ mer zuschlach’.«
    Heinz-Günther musterte die zwei kleinen Fenster oberhalb des Durchgangs im Scherenbergtor.
    »Hast du en Schlüssel, um da ’nauf zu komm’n?«, fragte er Renate und zeigte auf das Tor.
    »No net. Kann i’ aber besorch.«
    »Erich, hol des Fass und die Kist’n mit den Betten vom Wach’n und schaff se ’nauf. Schorsch …«
    Heinlein hatte sich von seinen Logenbrüdern unbemerkt davongeschlichen und durchquerte das Scherenbergtor in den Burghof.
    *
    Ein Ziepen, Rascheln und Flattern über ihm brachte Kilian wieder zu sich. Er öffnete die Augen, konnte aber

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