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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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deutscher Tourist, eine aufgeschlagene Zeitung vor sich, und debattierte mit seiner Frau über die neuesten Meldungen aus der Heimat. Julia rückte ein Stück weiter und versuchte sich auf das Buch zu konzentrieren. Es fiel ihr schwer, da sie sich den lautstarken Ausführungen des Mannes nicht entziehen konnte. Sie war im Begriff aufzustehen, als ein Windstoß einen Bogen der Zeitung erfasste und ihn an ihre Seite wehte. Da fiel ihr ein Bild auf der Bayernseite der Süddeutschen Zeitung auf. Der Mann, der darauf abgebildet war, erregte ihre ganze Aufmerksamkeit. Er wurde vom Innenminister aus dem Amt verabschiedet und für seine Verdienste als
    Regierungsvizepräsident gelobt.
    »Könnte ich bitte meine Zeitung wieder haben?«, fragte der Nachbar freundlich.
    Julia antwortete nicht und las wie gebannt den Text unter dem Bild: »Dr. Wolfgang Stahl hatte sich in den vergangenen Jahren verstärkt für die EDV-Ausstattung und Vernetzung des Regierungsgebäudes eingesetzt. Ihm war es zu verdanken, dass dadurch effektivere Arbeitsabläufe möglich wurden und die Bezirksverwaltung näher an Bürger, Unternehmen und Politik herangerückt ist. Dr. Stahl wird zum Monatsanfang seine neue Tätigkeit als Regierungspräsident von Unterfranken in Würzburg antreten …«
    »Entschuldigung«, sagte der Nachbar und beharrte auf die Herausgabe seiner Zeitung.
    Julia sprang auf und drückte sie ihm in die Hand. Mit der Hundeschar an der Leine lief sie eilends zu ihrem kleinen Haus am Strand zurück. Im Schlafzimmer packte sie überstürzt einen Koffer mit dem Nötigsten und verließ ohne ein Wort das Haus.
    Eine Stunde später saß sie im Zug nach Würzburg.
    *
    Kilian fand Norbert, seinen Kollegen vom Erkennungsdienst, bei der Befragung einer Beamtin im Regierungsgebäude vor.
    »Hast du etwas herausbekommen?«, fragte Kilian.
    Norbert schüttelte den Kopf. »Hast du Verstärkung bekommen?«, fragte er zurück.
    Kilian verneinte. »Wie weit bist du mit der Spurensicherung gekommen?«
    »So weit fertig. Ich fahr gleich ins Labor, wenn ich hier fertig bin«, antwortete Norbert trostlos und wandte sich wieder der Beamtin zu.
    »Hat der Schnipsel aus der Toilette etwas ergeben?« Norbert drehte sich um. »Welcher Schnipsel?«
    »Den ich dir vorhin gegeben habe …«
    »Ach der«, antwortete Norbert. »Der liegt noch in meinem Koffer. Ich komm ja hier nicht weg. Kannst du nicht …?« Norbert hielt inne und blickte hilflos auf den Koffer, der neben der Tür stand.
    Kilian war in der Stimmung, Norbert einen Anpfiff zu verpassen, erkannte aber im gleichen Moment, dass er schlicht überlastet war. Er nahm die Tüte mit dem Schnipsel aus dem Koffer und verließ das Büro. Als er an der Fensterfront, durch die Stahl zu Tode gestürzt war, vorbeikam, sah er auf den gegenüberliegenden Balkon einen Mann, der mit der Thai-Frau stritt. Er hielt ihr den Aschenbecher vorwurfsvoll unter die Nase und redete mit dem Zeigefinger drohend auf sie ein. Die Thai ging weinend in das Wohnzimmer.
    Kilian witterte die Chance, mit Hilfe des Mannes die Thai befragen zu können, und rannte die vier Stockwerke nach unten, über den Platz in das Haus und schellte an der Wohnungstür mit dem Namen Wilhelm.
    »Entschuldigen Sie«, begann Kilian, »ich bin von der Kriminalpolizei und möchte Ihrer Frau ein paar Fragen stellen.«
    »Hat sie wieder was angestellt?«, fragte Wilhelm sorgenvoll.
    »Nein, hat sie nicht. Es geht nur darum, ob sie heute Morgen auf der gegenüberliegenden Häuserseite etwas beobachtet hat. Mehr nicht.«
    »Meine Frau ist nicht da. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    »Aber habe ich Sie nicht gerade mit ihr auf dem Balkon gesehen?«
    Wilhelm druckste herum. Schließlich: »Sie ist zu einer Freundin gegangen. Teekränzchen. Wie Frauen halt so sind.«
    »Das ist aber dumm«, knurrte Kilian. »Wann erwarten Sie sie zurück?«
    »Kann spät werden. Wenn die mal das Reden anfangen …«
    »Ja, sicher«, antwortete Kilian, der ahnte, warum die Frau vor ihrem Mann geflüchtet war. Er gab Wilhelm seine Karte mit der Bitte, ihn anzurufen, wenn sie wieder zurückgekommen war. Wilhelm versprach es und schloss die Tür.
    Als Kilian das Haus verließ, drehte er sich noch einmal um. Er hatte das seltsam bedrückende Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Doch er konnte niemanden entdecken und machte sich auf den Weg in die Rechtsmedizin.
    *
    Pia hatte bereits ganze Arbeit geleistet. Das Einzige, was noch an Stahl erinnerte, war sein Name, den Karl, der zweite

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