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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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der Mitgliedsstaaten an Deutschland zurückgegeben wird?«, fragte ein Reporter.
    »Von zurückgeben kann nicht die Rede sein«, antwortete Frankenheimer lässig. »Die Beschaffung der Informationen war ein Meisterstück eines amerikanischen Nachrichtendienstes. Wir hatten das Recht, ja, die Pflicht, Schaden von uns und unseren Bündnispartnern abzuweisen. Und ich betone, das geschah nicht auf deutschem Boden.«
    »Mehrere Millionen Dollar sollen an KGB-Mitarbeiter geflossen sein. Freie Ausreise und neue Pässe obendrein. Kurz danach soll Ihr kerngesunder Lieferant an Herzversagen verstorben sein. Ist das nicht sonderbar?«
    »Meiner Kenntnis nach fiel ein ehemaliger sowjetischer Staatsbürger kurz nach seiner Einreise einer Herzattacke zum Opfer. Er hatte binnen kurzem seine gesamte Barschaft an einem Spieltisch in Las Vegas durchgebracht. Glauben Sie mir, das passiert dort öfter als einmal. Auch meinen Landsleuten.«
    »Es gibt das Gerücht, dass er sich sein Schweigen bei einem gegnerischen Nachrichtendienst versilbern lassen wollte.«
    »Ich verfüge nicht über derlei Informationen. Aber es klingt sehr abenteuerlich.«
    »Mr. Frankenheimer, wer sollte Ihrer Meinung nach in den Besitz der Rosenholz-Dateien gelangen? Der Bundesnachrichtendienst, der Verfassungsschutz oder die Berliner Gauck-Behörde? Und welche Konsequenzen sollten die gelieferten Informationen für die Betroffenen haben?«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, dies zu entscheiden. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat sich mit Ihrem Kanzler darauf geeinigt, dass die Informationen an Deutschland Zug um Zug geliefert werden. Was Ihre Volksvertreter dann damit anstellen werden, entzieht sich meiner Einflussnahme. Der amerikanischen Regierung ist jedoch sehr daran gelegen, dass durch die Übergabe das freundschaftliche Verhältnis unserer beiden Staaten gestärkt wird. Inwieweit etwaige westdeutsche Informanten des Ministeriums für Staatssicherheit gerichtlich noch belangt werden können, weiß ich nicht so genau. Meiner Kenntnis nach ist jedoch der Straftatbestand der Spionage nach deutschem Recht inzwischen verjährt.«
    »Aber die Konsequenzen für die Spione, die unentdeckt weiter gearbeitet haben! Wie ist Ihre Meinung dazu?«
    »Ich bin Mitarbeiter einer amerikanischen Behörde. Meinungen habe ich nicht zu äußern. Vielen Dank für Ihr Interesse. Ich möchte mich jetzt meinen Freunden widmen.«

4
    Dänemark. An der Küste.
    »Na, komm«, forderte Julia den zottigen Straßenhund auf. Sie klatschte mit beiden Händen auf die Oberschenkel und machte ihm Mut. »Los, trau dich. Komm her.«
    Am ganzen Körper zitternd, humpelte er auf Julia zu. Sein rechter Hinterlauf war mit einer Mullbinde frisch verarztet, und er wagte nicht, den Lauf auf den Boden zu setzen. Er war sich nicht sicher, ob er Julia trauen konnte, und suchte vergeblich Aufklärung bei den anderen Hunden, Katzen und Vögeln, die gelangweilt den Neuling beobachteten. Julia stand auf und nahm ihn in die Arme.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist in Sicherheit«, beruhigte sie ihn und streichelte behutsam sein Fell. Sie rümpfte die Nase. »Was du auf jeden Fall dringend brauchst, ist ein Bad. Das machen wir gleich, wenn ich wieder zu Hause bin.« Sie trug ihn in eine Ecke und setzte ihn vorsichtig in einen Korb.
    Daneben stand eine Glasvitrine an der Wand, die mit zahlreichen eingerahmten Bildern, einem Taschenmesser, Kompass und einer silbernen Armbanduhr bestückt war. Ein Bild zeigte Julia als Mittzwanzigerin, wie sie mit Schlaghose und engem Abba-T-Shirt auf der Spitze eines felsigen Fjordes stand. Ihr langes Haar war vom Wind zerzaust, dazwischen blickten fröhliche Augen und eine Stupsnase hervor. Ohne Zweifel schien sie glücklich und schenkte der Person hinter der Kamera ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit.
    Die anderen Aufnahmen hatten nur noch ein Motiv: einen etwas älteren Mann mit auffallend blondem Haar und einem Rucksack zu seinen Füßen, der gegen ein Motorrad lehnte. Er hielt einen Kompass und eine Landkarte in der Hand. Ein weiteres Bild zeigte ihn, wie er in Badehose aus dem Meer kam. Eindrucksvoll setzte sich sein durchtrainierter Körper gegen einen untersetzten Mann ab, der sich offensichtlich nicht traute, in das aufgewühlte Meer zu gehen.
    Julia nahm ein Bild zur Hand, das in ein silbernes Herz eingefasst war. Sie und er, auf einer Fähre, Arm in Arm an der Reling stehend, ein Kuss, der sie auf immer verbinden sollte.
    Sie ging zum Fenster. Dabei

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