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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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springen.«
    »Stahl sollte doch neuer Regierungspräsident werden?«, fragte Karl. »Ist es nach so einem Karrieresprung …«, fügte er hinzu und grinste über das makabre Wortspiel.
    »Ich weiß«, unterbrach Kilian. »Selbstmord erscheint zum jetzigen Zeitpunkt und nach dem, was ich bisher von euch erfahren habe, unwahrscheinlich. Wie gesagt, ich stehe noch am Anfang meiner Ermittlungen.«
    Er nahm die Tüte mit dem Schnipsel zur Hand und hielt sie Pia hin.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Das will ich von dir wissen, du kluges Kind«, sagte Kilian.
    Pia begutachtete den Schnipsel von beiden Seiten. Sie entzifferte eine Zahlenkolonne als »HVA IX 5112/ …«. Die Wörter »IM Amtsrat«, »IM Sheriff« und »IM Keiler« wollte sie schon nicht mehr sehen und machte sich über ihre Arbeit her. Mit dem Messer schnitt sie hektisch den Herzmuskel in Stücke.
    »Was machst du denn da?«, fuhr ihr Karl in die Quere und hielt ihren Arm fest, der das Messer führte. »Du schneidest quer. In Fließrichtung …«
    »Ja, klar, in Fließrichtung«, antwortete Pia, die mit ihren Gedanken weit weg zu sein schien. Eine unerklärliche Unruhe machte sich in ihren sonst so präzisen und überlegten Handlungen am Sektionstisch breit.
    »Kannst du das Ding mal näher unter die Lupe nehmen?«, bat Kilian und legte die Tüte auf den Tisch. »Unser ganzer Haufen ist bei dem dämlichen Diplomatenempfang eingesetzt.«
    »Ja, klar«, antwortete Pia übertrieben freundlich.
    »Ihr lasst was von euch hören, wenn ihr fertig seid?«, fragte Kilian und ging zur Tür.
    »Morgen früh hast du den Bericht auf dem Schreibtisch«, versicherte Karl, ohne Kilian anzusehen. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte seiner Kollegin: »Pia!«
    »Was?«, fragte sie gedankenversunken und blickte hoch.
    »Du schneidest falsch. Siehst du das nicht?«
    Vor der Tür wartete Walter.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Kilian. »Stasi-Spione gibt’s hier nicht.«
    »Weißt du’s?«, lautete die Gegenfrage.
    »Jetzt hör aber auf. Du leidest unter Paranoia. Die Leute da drin sind in Ordnung. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Dann verbrenn sie dir nicht.«
    »Keine Angst, du bist der Erste, dem ich’s erzählen werde«, sagte Kilian und nahm Walter mit nach draußen. »Was willst du hier denn?«
    »Mit dir sprechen«, antwortete Walter. »Der da drin ist doch der Stahl. Oder?«
    »Scheint so.«
    »Ich habe gehört, er ist aus dem vierten Stock gesprungen.«
    »Auch das ist möglich.«
    »Jetzt red halt, verdammt. Ich bin doch nicht zum Spaß hier.«
    »Dann sind wir schon zwei«, sagte Kilian und ging die Stufen des Eingangs hinunter zu seinem Wagen. Ein paar Fahrzeuge weiter erkannte er Otter, der sich soeben ans Steuer setzte.
    »Wart mal«, sagte Kilian, »ich bin gleich wieder da.« Er lief schnell auf Otters Fahrzeug zu.
    Walter erkannte ihn und rief Kilian nach: »Lass ihn. Er ist gefährlich.«
    Doch Kilian hörte nicht und erwischte die Tür, bevor Otter sie schließen konnte. Er zog ihn aus dem Fahrzeug heraus und drückte ihn gegen den Wagen.
    »Na schön, mein Freund. Was gibt es denn so Interessantes an mir, dass du mir folgst?«
    Otter blieb stumm und blickte demonstrativ an ihm vorbei.
    »Ich stelle diese Frage normalerweise nur einmal. Aber da ich glaube, dass du ein schlaues Bürschlein bist, frage ich dich noch einmal. Wieso folgst du mir?«
    Wieder blieb Otter stumm und machte keine Anstalten, sich zu wehren. Kilian schaute nach links und rechts, ob jemand die Straße entlangkam. Niemand zeigte sich. Er versetzte Otter einen Schlag in die Magengrube, sodass er zusammenklappte. Kilian richtete ihn wieder auf: »Das war erst der Anfang. Also, was machst du hier?«
    Otter kämpfte um Luft und schwieg. Wieder holte Kilian aus, doch dieses Mal zwang ihn eine neugierige Passantin, zur Frage zurückzukehren.
    »Nun gut, dann wollen wir mal sehen, wie der stumme Fisch heißt und was er so macht«, sagte Kilian und griff in Otters Innentasche. Er holte einen Personalausweis heraus, der auf den Namen Yvo Otter lautete. Wohnhaft in München, Pariser Straße.
    »Bei dem Namen verstehe ich einiges«, sagte Kilian ironisch und sah sich einen weiteren Ausweis an, den Otter bei sich trug. Er erschrak.
    »Wie kommst du zu einem LKA-Ausweis?«, fragte Kilian.
    »Na, wie wohl?«, antwortete Otter abschätzig und machte sich mit einem beidarmigen Schlag aus Kilians Griff frei. »Du bist ein richtig schlaues Bürschchen, dass du sogar einen Dienstausweis

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