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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Marke und Waffe«, wiederholte Oberhammer mahnend.
    »Mach schon«, flüsterte ihm Heinlein zu.
    Kilian gehorchte und drückte Heinlein die geforderten Gegenstände in die Hand. Wortlos drehte er sich um und verließ die Lobby. Galina stand mit ihren Koffern keine fünf Meter entfernt an der Rezeption und hatte den Vorgang beobachtet. Sie zahlte die Rechnung und ließ die Koffer ins Taxi bringen. Dann folgte sie Kilian hinaus auf die Straße.
    »Kriminaloberkommissar Heinlein«, befahl Oberhammer, »hiermit übertrage ich Ihnen bis auf weiteres die Ermittlungen im Fall Stahl. Sie wissen, was zu tun ist. Enttäuschen Sie mich nicht.«
    Heinlein war wie vom Blitz getroffen. »Was? Ich?«
    »Ja, Sie«, wiederholte Oberhammer. »Machen Sie sich an die Arbeit.«
    »Nein, das geht nicht«, widersprach Heinlein.
    »Und wieso nicht?«, fragte Oberhammer, bereit zur nächsten Suspendierung.
    »Weil … weil ich hier eingesetzt bin.«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, sagte Oberhammer und beendete das Gespräch.
    *
    »Jetzt bleib doch stehen«, rief Galina Kilian nach. Das Taxi folgte ihr im Schritttempo.
    Kilian wollte nicht hören und stieg am Haus des Frankenweins die Treppen hoch. Auf der Terrasse machte er Halt.
    »Was willst du?«, fragte er genervt.
    »Lass uns reden.«
    »Worüber?«
    »Über dich.«
    »Da gibt es nichts mehr zu reden. Das war’s. Ich bin gefeuert. Finito, Aus und Ende. Oder hast du Bedarf an einem neuen Leibwächter?«
    Kilian ging an die Steinmauer, hinter der die Promenade am Main entlanglief. Ausflugsboote lagen verwaist am Kai. Darüber kreisten wie im Kriegszustand Hubschrauber von der Festung herab und folgten den Polizeibooten flussauf- und -abwärts. Militärfahrzeuge überquerten im Konvoi die Friedensbrücke. Bundeswehrsoldaten patrouillierten am Mainufer.
    »Meine Welt würde dir nicht gefallen«, sagte Galina.
    »Was ich in Genua gesehen habe, würde mir für den Anfang reichen.«
    »Das war nur eine Seite. Die andere besteht aus Flucht vor übereifrigen Bullen, so wie du einer bist.«
    »Warst.«
    »Meinetwegen, warst. Aber jetzt mal im Ernst. Worum ging es vorhin in der Lobby?«
    Kilian wollte auf die Frage nicht antworten. Dienstgeheimnis und so weiter. Aber er lachte schließlich und besann sich eines Besseren. »Letztlich ging es darum, dass ich über jemanden etwas in Erfahrung bringen wollte.«
    »Du meinst Stahl?«
    Kilian war überrascht. »Ja, Stahl. Woher weißt du das?«
    »Ich weiß mehr, als du denkst. Zum Beispiel, dass du auf der richtigen Spur warst und dass du bestimmten Leuten zu gefährlich geworden bist.«
    »Welche Leute meinst du?«
    »Ich habe früher für sie gearbeitet. Damals, als ich noch jung und dumm war und noch so etwas wie Ideale hatte.«
    »Ach so. Und jetzt bist du …«
    »Ja, genau«, unterbrach sie unter dem Lärm eines Hubschraubers, der über sie hinwegflog. Er erinnerte sie an damals.
Angola, 23. November 1975. Südöstlich von Luanda, bei Ebo.
    »Nicht schießen!«, befahl Johannes den dunkelhäutigen Soldaten, die sich mit ihm im Schützengraben befanden und auf einen Busch, der mehrere hundert Meter vor ihnen im Tal lag, zielten. Die MPLA-Kämpfer waren durchweg im Schulalter, keiner älter als Johannes. Die kubanischen Mitstreiter hingegen waren ausgebildete Kämpfer, die warteten, bis ihnen per Funk die Zielkoordinaten geliefert wurden. Sie zogen angespannt hinter den Granatwerfern an ihren Zigaretten.
    »Aber sie rücken heran, Commandante«, warnte ein Schwarzer aufgeregt. »Sieh nur.«
    Er zeigte auf einen Hubschrauber der südafrikanischen Armee, der scheinbar ziellos in die Steppe vor ihnen feuerte.
    »Noch nicht«, wiederholte Johannes und schaute durch den Feldstecher über die Grasnabe, ob er sie entdecken konnte. MG- Feuer aus dem Hubschrauber schlug rund um den Busch vor ihnen ein. Dann sah er sie. Galina rannte im Zickzack auf den Schützengraben zu, und der Hubschrauber hob die Nase an und folgte ihr.
    Johannes entriss einem Kämpfer die Panzerfaust und legte an. Durch das Visier sah er Galina auf ihn zurennen, dahinter zuckte das Mündungsfeuer aus den Rohren.
    »Schieß, Commandante, schieß«, brüllte jemand neben ihm. Johannes zog langsam den Hahn durch. Ein Zischen und eine Flamme aus dem Rohr folgten dem Sprengsatz, der an Galina vorbei den Hubschrauber in der Kanzel traf. Die Explosion donnerte über das weite Land vor ihnen und zerriss den Hubschrauber, der am Boden zerschellte.
    Die jungen Kämpfer brachen in Jubel aus und

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