Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
i Umstand.«
»Na, dann hör halt net hie«, belehrte Renate ihn.
»Was hast du denn gegen den Roiber?«, fragte Heinlein.
»Der Bayernfünfer, der Kini für Arme, der bleiche Ede«, geriet Heinz-Günther in Rage, »der is der Grund, wieso mir net in dem Bayern vorwärts komme. Der will genauso wie der Franz-Josef, dass mir Meefrank’n nix zu sag’n ham in dar Regierung.«
»Des kannst aber net sog«, zweifelte Heinlein, »beim Franz- Josef hätt’s kenn Wörzbörcher in der Regierung gab’n. Da hammer jetzt scho zwä ’neigebracht.«
Diesem Argument konnte Heinz-Günther sich nicht verwehren. Stattdessen suchte er nach einem neuen Angriffspunkt – dem zweiten neuen Regierungspräsidenten, der nach dem Tod Stahls bestimmt worden war.
»Und jetzt der Neue«, geiferte er weiter, »den Säck’l ham se uns doch nur aufs Aach gedrückt, um uns zu ärchern. Eener aus Münch’n … und dann nu der Eckstein. ›Für Unterfranken nur die Besten.‹ Pah! Des Münchner G’sindl könner’s behalt.«
»Wo des doch gor net sei kann«, grölte Erich und hob den Schoppen, »weil die Best’n sinn ja nu immer mir. Prost.« Einträchtig, bis auf Walter, der in seinem Schoppenglas zu lesen schien wie in einer Glaskugel, streckten sie die Gläser in die Höhe und tranken den Schoppen in einem Zuge leer.
»Irma, nu a Rund’n«, rief Erich zur Bedienung und klatschte den Römer auf den Tisch, dass er zu brechen drohte.
»Und dann ham se uns a no a Fraa als Vizepräsidentin untergejubelt«, fuhr Heinz-Günther fort, »a Fraa …«
»Die soll aber von der Baabet ihrer Gnad’n sei!«, warf Renate brüskiert ein.
»Vo der Verräterin!«, schimpfte Heinz-Günther.
»Wiesou?«
»Weil ihr Weiber eh nix zambringt«, frotzelte Erich.
»I geb dir gleich a Schelle!«, protestierte Renate und war im Begriff auszuholen.
»Richtich! Hau em a blaus Aach«, unterstützte sie Irma und stellte zwei neue Flaschen auf den Tisch. »Der Saufkopf bräuchert scho lang widder emal e’ Abreibung.«
»Es hesst, der Neue is a ehemalichs Brodeschee von dem von unne ruff«, sagte Heinz-Günther mit einem Seitenblick auf Walter, der der Unterhaltung noch immer nicht folgte. »Also em Verräter!«
Betreten schauten die vier auf Walter und warteten auf eine Reaktion. Doch sie blieb aus. Heinlein fragte ihn: »Walter, was is’n los mit dir? Du redst nix, du trinkst nix, bist krank?«
Walter schüttelte stumm den Kopf.
»Is ja egal. Mit g’fange mit k’hange«, stellte Erich rein sachlich fest. »Wer vo unne ruff kummt, is grundsätzli verdächtich …«
»Seid ihr blöd«, nahmen Heinlein und Renate Walter in Schutz. »Der Walter is scho in Ordnung. Vielleicht mehr als ihr.«
Doch Walter hatte genug. Er stand wortlos auf und ging zur Tür.
»Walter, jetzt bleib da. Der Erich hat des net so gemeent«, rief ihm Heinlein hinterher. »Ehrlich.« Dann, zu Erich gerichtet:
»Sigst’ers, was’d mit dei’m blöd’n Gered widder ang’stellt hast? Jetzt isser beleidicht und rennt davo … Manchmal könnt ich dir …«
Heinlein stand auf und lief Walter nach.
»So oder so«, nahm Heinz-Günther diese nicht ungewohnte Unterbrechung zur Kenntnis, »es wird Zeit, dass endlich widder mal was passiert. Die Ostfränkische Befreiungsloge hat seit der Weißwurstschändung nix mehr von sich hören lassen. Wir müssen ein weiteres Zeichen setzen, dass der Widerstand nicht mehr aufzuhalten ist.«
»Und scho länger nix mehr die Rechnung bezahlt hat«, warf Irma mahnend ein.
»Jetzt fängt die Alde scho widder o«, giftete Erich.
»150 Mark sind noch offen«, beharrte Irma auf ihrer Forderung.
»Willst’d se glei, dei lumperde 150 Mark?«
»No gloar.«
»Nacherd geh her, bring nou zwä Flasche und geb mer e Rechnung fürs Finanzamt«, regelte, zum Erstaunen aller, Erich die Angelegenheit.
»Wos hast’n du mit dem Finanzamt am Huat?«, fragte Renate erstaunt.
»Des geht di gor nix o.«
»Och soch halt«, umgarnte sie ihn wie eine Schlange.
»Nä«, wand sich Erich. »Des geht nur mir was o.«
»Is ja jetzt egal«, unterbrach Heinz-Günther, »zurück zur Sache.«
»Welche Sache?«, raunzte Erich.
»Na, zum Roiber.«
»Lass mi doch emal mit dem Gauner in Ruh.«
»Gauner ist genau das richtiche Wort«, befand Heinz-Günther, »darum muss was passier.«
»Und was?«, stöhnte Erich. »Was hast du dir denn jetzt schon wieder einfall’n lass’n?«
»Eing’fall’n is mir noch nichts, dafür seid ja ihr da. Nur eins is sicher, wenn
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