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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Stahl klopfte sich vor Übermut auf die Schenkel. Julia stieg der Zorn ins Gesicht, und sie ging auf die beiden zu.
    »Was ist hier los?«, fragte sie Bent aufgebracht. »Hältst du mich zum Narren?«
    »Was machst du hier?«, fragte er sie. »Geh zurück ins Haus.«
    »Ich bleibe, und ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird.« Stahl schaute aufs Meer. Er genoss offensichtlich die Szene, die Julia Bent machte.
    »Grins nicht so dreckig«, fuhr sie ihn an. »Nur wegen dir stecken wir in dem Schlamassel.«
    »Wegen mir?«, antwortete er überrascht. Er lachte laut.
    »Die Kleine hat keine Ahnung. Oder?«, fragte er Bent.
    »Halt die Klappe«, befahl Bent und zog Julia vom Tisch weg.
    »Was willst du hier? Ich habe dir doch gesagt, dass ich das erledigen will.«
    »Ich glaube dir nicht. Irgendetwas verschweigst du mir. Ich sehe doch, wie ihr euch über mich amüsiert.«
    »Das tun wir nicht. Er hat nur einen Witz erzählt, und ich habe darüber gelacht. Das war alles.«
    Ein Wagen kam mit hoher Geschwindigkeit den Berg herunter in den Hafen gefahren. Er hielt vor Stahl. Der Fahrer winkte ihn zu sich herüber und erzählte ihm etwas. Er war sichtlich aufgeregt und drängte zur Eile. Stahl befahl Bent zu sich. Bei dem Gespräch deutete er mehrmals auf Julia. Bent schüttelte immer wieder den Kopf. Schließlich aber nickte er zustimmend. Stahl stieg in den Wagen und fuhr davon.
    »Was ist geschehen?«, fragte Julia besorgt.
    »Nichts weiter. Es geht um eine Entscheidung, die im Sicherheitsrat ansteht. Er muss dringend zurück. Komm, lass uns nach Hause gehen.«
    Julia wagte nicht nachzufragen. Bent war sehr ernst und bedrückt.
    Später, als sie ihn durchs Fenster beobachtete, wie er oben am Grat der Düne saß und auf das Meer hinausschaute, machte sie sich noch größere Sorgen. Er hatte in den letzten Stunden kein Wort mit ihr gesprochen. Sie ging hinaus und setzte sich neben ihn in den Sand. Die Sonne stach heiß, und das Meer war aufgebracht. Welle um Welle rollte herein. Die roten Flaggen am Strand waren gehisst und verboten jedem an diesem Tag, ins Wasser zu gehen. Bent blickte stumm aufs Meer hinaus.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Julia.
    »Ich habe nachgedacht. Du hast Recht. Ich muss eine Entscheidung treffen. So geht es nicht mehr weiter. Die Sache wird gefährlich.«
    »Hat er dir das vorhin erzählt?«
    »Nein. Es ging um etwas anderes.«
    »Aber was macht dich dann so nachdenklich?«
    »Unser Streit von vorhin. Ich habe eingesehen, dass ich viel zu viel von dir verlangt habe. Damit muss jetzt Schluss sein. Ich kündige im Institut. Ich habe uns lange genug zu Narren gemacht. Ab jetzt sollen sie schauen, wie sie alleine klarkommen.«
    Julia fiel ein Stein vom Herzen. Bent hatte sich entschieden – gegen seine Überzeugung und für sie. Sie fiel ihm um den Hals.
    »Danke«, wiederholte sie und küsste ihn unaufhörlich.
    »Hey, erdrück mich nicht. Ich habe doch nur gekündigt«, lachte er und rollte mit ihr die Düne hinunter.
    Der Strand war menschenleer. Weit und breit war niemand zu sehen. Die Sonne war im Begriff, im Wasser zu versinken und kleidete den Horizont in ein sattes Rot. Das Meer hatte seine Kraft verloren und spülte ungefährliche Wellen in die kleine Bucht auf der anderen Seite des Hafens. Bent und Julia lagen Arm in Arm in den Dünen und genossen den Sonnenuntergang.
    »Ich wünschte, die Zeit würde still stehen«, sagte Julia und kuschelte sich in Bents Arme.
    »Das Meer sehen und sterben«, antwortete er.
    »Untersteh dich. Ich habe noch viel mit dir vor.«
    »So? Was zum Beispiel?«
    »In den Dünen liegen, Liebe machen, aufs Meer hinausschauen, und dann das Ganze noch mal von vorne. Immerzu. Bis du keine Kraft mehr hast und erschöpft in meine Arme sinkst.«
    »Keine Kraft? Ha, da kann ich nur lachen. Kraft ist mein zweiter Vorname.«
    »Jetzt übertreib nicht. Auch du hast deine Schwächen.«
    »Nur eine. Und die bist du.«
    »Lügner.«
    »Soll ich’s dir beweisen?«
    Julia richtete sich auf. Sie strahlte über alle Maßen. »Gut. Zeig’s mir, wie sehr du mich liebst.«
    »Was soll ich tun?«
    Julia rätselte. Was könnte sie ihm abverlangen, was nicht zu schwierig war, aber auch nicht zu leicht.
    »Eine Muschel. Ich will eine Muschel vom Grund des Meeres. Ich zähle bis hundert. Wenn du bis dahin nicht zurück bist, such ich mir einen anderen«, scherzte sie.
    »Abgemacht«, sagte Bent und zog sich bis auf die Unterhose aus. »Fang an zu zählen. Bis dreißig bin ich

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