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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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wo sich etwas in dieser Suppe befand.
    Einzig diffuse, orangefarbene Lichter wiesen auf eine Häuserfront oder eine Biegung der Straße hin. Kam man den hilfreichen Irrlichtern näher, grinsten einen schauerliche Melonengesichter dämlich an, und man ging schnell weiter bis zur nächsten Ecke, wo aus dem Dunkeln heraus urplötzlich maskierte Gestalten den Weg kreuzten. Vampire, Henker und Hexen wechselten torkelnd die Kneipen. Aus den Höllengrüften schallte Frank Zanders »Ur-Ur-Enkel von Frankenstein« herauf, bis der Schlund von den Wächtern wieder geschlossen wurde.
    »Okay, okay«, wehrte Heinlein am Telefon ab, »ich wollte nur wissen, ob in den letzten Minuten eine Meldung hereingekommen ist … Du rufst mich sofort an, wenn du was hörst. Versprochen?«
    Erst als ihm der Kollege zum wiederholten Mal das Versprechen gegeben hatte, legte Heinlein auf. Er ging ans Fenster und schaute hinunter auf die verhüllte Stadt. Die Bahngleise lagen verwaist da. Der Zugverkehr war vorsorglich auf das Notwendigste verringert worden.
    Nun überzog der Nebel auch das Maintal. Langsam breitete er sich auf die Bahngleise aus und schnitt ihm vollends die Sicht ab. Nur oben der Marienberg weigerte sich gegen die Einvernahme. Die Festung lag gespenstisch ruhig in einem wattierten Nebelbett. Der Scheinwerferkegel einer Diskothek in der Zellerau drang schal zu ihr herauf und brach sich an vereinzelt vorbeiziehenden Wolken. Das Muster, das der Scheinwerfer in die Wolken warf, war das des spitzohrigen amerikanischen Leinwandhelden, der eine vorzügliche Fledermaus abgab. Dementsprechend war das Motto der Halloween-Fete »Batman und seine Freunde«.
    Doch über allem stand ein strahlender Sichelmond und tauchte die Stadt in silbernen Nebel, als wäre sie das sagenumwobene Camelot aus den fernen Zeiten König Artus’ und Merlins.
    »Schorsch«, drang es von unten herauf. »Jetzt kumm endlich«, befahl Claudia.
    »Ja, sofort«, rief er zurück.
    Er zögerte, denn er wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Er war noch nie in einer solchen Situation gewesen. Was sollte er noch tun? Die Kollegen waren alle informiert, Thomas’ Freunde und Bekannte wollten sofort anrufen, wenn sie ihn sahen, und die Suche in der Stadt war ergebnislos geblieben. Einzig der Hinweis Kilians blieb. Aber der war so abstrus, dass er es nicht glauben wollte.
    »Schorsch!«
    Heinlein schnaufte durch und folgte dem Ruf seiner Gattin. Er stieg die Treppen hinunter, vorbei an der Eingangstür, die mit mehreren Pflöcken und Brettern für die bevorstehende Nacht verbarrikadiert war.
    Im Wohnzimmer war der Kriegsrat zusammengetreten. Am Fenster wachte Vera und hielt Blickkontakt mit einer Streife, die Heinlein vor dem Haus hatte Position beziehen lassen. Noch einmal sollte niemand mehr ungestraft in sein Haus einbrechen. Seine Waffe legte er griffbereit auf die Couch, als er sich neben Pia setzte.
    »Er hat auf die Festung gezeigt«, sagte Pia zum wiederholten Male. »Eindeutig. Da gibt es überhaupt keinen Zweifel.«
    »Aber was will er da? Er läuft ihnen genau in die Arme«, sagte Heinlein. »So dumm kann er nicht sein. Und außerdem kommt er da gar nicht hoch. Die Festung ist bewacht wie das Kanzleramt. Da kommt niemand rein, der nicht eingeladen ist.«
    »Der Thomas war mit dem Opa schon zigmal da oben. Der kennt Schlupflöcher und Geheimgänge wie kein anderer. Du hattest ja nie Zeit dafür«, sagte Claudia vorwurfsvoll.
    Heinlein ging nicht darauf ein. Er wusste, dass er gegen den Opa, Claudias Vater, eh keine Chance hatte.
    »Er hat dir also nicht gesagt, wohin er wollte?«, fragte Heinlein Vera.
    »Nein, Papa«, antwortete sie genervt. »Wir haben uns am Bahnhof getrennt. Ich ging zur Oma, und er wollte dich in der Stadt suchen.«
    »Ich bin mir felsenfest sicher, dass er hinauf zur Festung wollte. So hat’s auch der Kilian verstanden«, sagte Pia.
    Heinlein schaute betreten nach unten und vergrub seinen Kopf zwischen den Händen. Dass Kilian die Verfolgung aufgenommen hatte und er von den eigenen Sicherheitsleuten festgehalten wurde, wurmte ihn bis auf die Knochen. Er glaubte den vorwurfsvollen Blick Claudias und die Verachtung seiner Tochter im Genick zu spüren. Er stand auf, ging zum Fenster und schaute zur Streife. Der Kollege schüttelte auf die unausgesprochene Frage nur den Kopf.
    »Wir müssen was tun, Schorsch«, drängte Claudia. »Wir können doch nicht einfach hier …«
    »Ich weiß!«, herrschte Heinlein sie an. »Meinst du, es macht mich

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