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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nicht verrückt zu warten?!«
    »Dann tu was. Irgendwas. Nur tu es endlich«, forderte ihn Claudia auf.
    »Beruhigt euch wieder«, schlichtete Pia. »Vorwürfe bringen uns nicht weiter. Wir müssen warten und einen klaren Kopf behalten. Vielleicht ruft er gleich an und ist wohlbehalten bei einem Freund.«
    Betretenes Schweigen machte sich breit. Dann klingelte das Telefon. Jeder schaute verdutzt den anderen an, bis schließlich Heinlein den Hörer abnahm.
    »Ja«, sagte er hastig.
    Am anderen Ende war Erich, sein Freund aus der Loosche. Er war noch immer sturzbetrunken und jetzt zu allem bereit.
    »Mir geh’n jetzt ’nauf und treibe’se runner vo unnerer Festung. Des Pack, des dreckerte«, grölte er an Heinleins Ohr.
    »Bist’d mit dabei?«
    »Lass den Scheiß, Erich. Die schnappen euch schneller, als du denkst. Ihr kommt nicht einmal bis zum ersten Tor.«
    »Des wär mer schon senn«, widersprach Erich. »Der Fürscht hat ’n Plan ausgeärbert, wie mir’se überrumbeln. Eichendli will er di ja net mit dabei hab. Aber des is mer wurscht. Also, was is jetz? Gehst’d mit?«
    Heinlein überlegte. Er blickte zur Seite und sah in Claudias erwartungsvolle Augen.
    »Okay«, sagte er in den Hörer. »Ich bin gleich da.«
    *
    Niemand sonst hielt sich im Fürstengarten unterhalb des Randersackerer Turms auf. Nur auf der Terrasse, die in die Burggaststätte führte, tauchte hin und wieder ein Wachmann auf und inspizierte die Bastion St. Johann Baptist, die zu seinen Füßen lag. Dann ging er wieder hinein und verschloss die Tür. Thomas kauerte unterhalb der Terrasse und wartete ab, bis der Wachmann gegangen war. Er hatte Otter vorerst abschütteln können. Die Kletterpartie über den Erker am Fürstengarten brachte ihm zehn Minuten Vorsprung ein. Mehr nicht. Dann wäre Otter um die Burgmauer herumgelaufen und würde auf der Terrasse erscheinen. Er kletterte an der Freitreppe hoch und blickte durchs Fenster in das kleine Speisezimmer, das der Terrasse zugewandt war. Ein einziger Gast, Charles Mendinski, saß an einem Tisch und trank ein Glas Wein. Thomas hatte den Mann noch nie gesehen und wusste nicht, ob er ihm trauen konnte.
    Es musste noch einen anderen Eingang in die Burg geben, rätselte er. Nur welchen. Sein Großvater hatte ihm bei den zahlreichen Ausflügen auf die Festung mehrere gezeigt. Aber die waren jetzt entweder bewacht, verschlossen oder schon längst zugemauert.
    Er ging auf der Terrasse umher und versuchte die Fenster zum Küchenturm und zum Fürstenbau zu öffnen. Doch sie waren, wie erwartet, fest verschlossen.
    Was einzig blieb, war eine kleine Verbindungstür zum Treppenaufgang in den Randersackerer Turm. Diese Tür war all die Male, in denen er mit seinem Großvater auf der Terrasse gewesen war, fest verschlossen gewesen. Nie im Leben hätte er daran geglaubt, dass sie sich öffnen ließ. Er drückte die Klinke herunter, und die Tür sprang auf.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte Thomas leise und ging hinein. Die Stufen führten ihn vorbei an der Gaststätte und dem Zugang zum Museum. Er sah Küchenpersonal eifrig Essen auf
    Tellern in den Gastraum schaffen. Niemand schenkte ihm Beachtung. Gerade als er dabei war, in den Gastraum zu treten, erkannte er Otter, der geradewegs auf ihn und die Terrasse zuhielt. Darauf warten, welchen Zugang Otter wählen würde, wollte Thomas nicht. Er rannte die massive Steintreppe hoch, um vom oberen Durchgang in den Hofstubenbau zu gelangen. Dort gab es einen zweiten Ausgang, der ihn in den Innenhof zu den Staatsgästen führen sollte. Auf halbem Wege hörte er, wie ihm jemand entgegenkam. Wer war das? Polizei oder Otter?
    Wiederum entschied er sich zu handeln, anstatt abzuwarten. Er machte kehrt und stieg erneut die Steintreppe hoch, bis seine Flucht schließlich unter dem Dachstuhl endete. Der Raum, den er betrat, war durchkreuzt von Fahnenstangen, die in allen Himmelsrichtungen durch die breiten Sichtlöcher nach außen ragten. Über ihm spannte sich ein Geflecht von Balken auf drei Ebenen, die den Dachstuhl des Randersackerer Turms bildeten.
    Thomas stieg die Leiter hoch und hangelte sich in die oberste Spitze. Dort kauerte er in einem dunklen Eck und wartete ab. Irgendwann musste sein Verfolger aufgeben. Und wenn alle Stricke rissen, dann würde er die ganze Nacht dort oben verbringen. Hier war es warm, dunkel und sicher.
    Zehn Meter tiefer, durch das Geflecht der Holzbalken, hörte er Schritte und sah kurz darauf Otter den Raum betreten. Er betete zu Gott,

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