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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Tierbisse«, jedoch wurde nicht gesagt, welche Bisse. Wölfe waren jedoch die Hauptverdächtigen der Polizei, weil es keine anderen Fleischfresser in der Nähe gab. Weitere Untersuchungen folgten, darunter auch DNA-Analysen.
    Die Polizei geht von einem Wolfsangriff aus: »Es gab unzählige Wolfsspuren (wahrscheinlich drei bis vier Wölfe) und die Schleifspuren stimmen ebenfalls überein.«
    Schon 2007 hatten die Bewohner eines Eskimodorfes in Marshall an den Stadtgrenzen Wachen aufgestellt, nachdem eine Gruppe Wölfe sechs Schlittenhunde angegriffen und getötet hatte. Ein Wolf, der von den Dorfbewohnern erschossen worden war, stellte sich als tollwütig heraus.
    In Chignik Bay waren die Einheimischen schon vorher wachsam, weil die Wölfe, laut Aussage des Bürgermeisters, in letzter Zeit immer dreister geworden seien.
    Nach dem Angriff auf Berner, töteten die Behörden insgesamt acht Wölfe, die sich in der Nähe der Stelle, wo das Opfers gefunden wurde, aufhielten. Die Kadaver wurden negativ auf Tollwut getestet. Sechs der Tiere befanden sich in ausgezeichneter körperlicher Verfassung. Mindestens zwei hatten auf Körper und Kleidung von Candice Berner DNA-Spuren hinterlassen, was vermuten lässt, dass mehr Wölfe an der Tötung beteiligt waren.
    Die Tatsache, dass die junge Frau in einer unübersichtlicher Gegend joggte, könnten mit zu einem Angriff beigetragen haben. Berner hörte Musik über einen Kopfhörer und es wehte ein starker Wind. Wölfe und Opfer könnten überraschend aufeinandergetroffen sein. Die Spuren am Ort des Geschehens weisen darauf hin, dass die Joggerin vermutlich die Richtung gewechselt hat und von den Wölfen fortgerannt ist. Alles geschah wahrscheinlich sehr schnell und setzte die Frau rasch außer Gefecht. Zwei Wölfe verfolgten sie die Straße hinunter und griffen an, während ein anderer Wolf von oben kam und ihr den Weg abschnitt. Die Spuren im Schnee weisen darauf hin, dass ihr Körper nach ihrem Tod noch zwei Mal fortgezogen wurde zu einem Gebiet mit mehr Dickicht.
    In Chignik Lake gab es keine Hinweise auf Fütterung oder Habituierung der Wölfe in der Umgebung. Alle Tiere waren körperlich gesund und nicht ausgehungert.
    Große Hunde, die im Dorf lebten, kamen als Angreifer nicht infrage. Der Biologe des ADF&G Lem Butler, der den Fall acht Tage lang vor Ort untersuchte: »Als ich im Dorf lebte, waren alle Hunde sehr freundlich und gut sozialisiert. Ich gehe davon aus, dass Haushunde, die sich außerhalb vom Dorf aufhalten, nicht sehr lange leben. Sie werden von Wölfen getötet. Jedes Jahr erhalte ich Berichte über Hunde, die von Wölfen getötet wurden.«
     
    »Testen« von Beute
    Wenn wilde Wölfe unmittelbare, scheinbar »aggressive« Angriffe starten und beispielsweise in einem entlegenen Gebiet auf einen Menschen zuspringen und beißen, ist es schwer, die Motivation der Tiere zu bestimmen. Es könnte sein, dass der Wolf den Menschen mit Beute verwechselt, dass neugierige, junge oder naive Wölfe unbekannte Beute testen wollen, oder es könnte eine direkte Reaktion auf das Verhalten eines Menschen sein, der beispielsweise drohend auf sie zuläuft.
    In den folgenden Beispielfällen zeigten Wölfe aggressives Annäherungsverhalten, gegen das sich die Beteiligten verteidigen konnten. Keiner der Wölfe war futterkonditioniert oder krank.
     
    Whale Cove, Northwest Territories, 1985
    Etwa 65 Kilometer südwestlich von Whale Cove, einer kleinen Gemeinde an der Westküste der Hudson Bay im heutigen kanadischen Territorium von Nunavut, waren am 13. Dezember 1985 gegen 13:40 Uhr die Biologen Robert Mulders und Mark Williams damit beschäftigt, mit einem Netz aus einem Hubschrauber eine Karibukuh einzufangen, um ihr ein Sendehalsband anzulegen. Dann landeten sie, um das Tier zu untersuchen. Als sie über dem Karibu knieten, das noch im Netz lag, beobachtete Mulders, wie sich ihnen ein Wolf aus etwa 200 Meter Entfernung näherte. Der Hubschraubermotor lief noch, aber der Wolf rannte nur zehn Meter am Helikopter vorbei auf die Männer zu. Die Biologen standen auf, schrien ihn an, gingen auf ihn zu und wedelten mit den Armen. Als Mulders ein paar Schritte auf den Wolf zumachte, lief der in geduckter Angreiferhaltung nach rechts. Die Männer drehten sich um, um den Wolf im Auge zu behalten, woraufhin dieser weiter nach rechts lief, so als ob er sie umzingeln wollte. Mulders, der ihm am nächsten war, hielt direkten Augenkontakt zu ihm. Als sich das Tier ihm näherte, trat er einen

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