Wolfsblues
aufgegeben. Jeder seiner Wölfe war ihm heilig. Er liebte sie wie seine Kinder.«
»Lass mich rekapitulieren: Du kamst durch eine unbedachte Floskel deines alten Alphas in dieses Rudel und jetzt hat Desmond den gleichen Fehler wie Al begangen.« Chris rieb sich freudig die Hände, griff jedoch sogleich wieder nach dem Lenkrad. Er hätte beinahe die Kontrolle über den Pick Up verloren und uns in den Graben manövriert.
»Pass doch auf, du Hirni!«, keifte Abby ihn an, hatte sie fast einen Herzinfarkt bekommen. »Was hat mich nur geritten, dich ans Steuer zu lassen? Du fährst so bescheuert Auto, das ist längst nicht mehr feierlich, du Landpomeranze!«
Der Ton, den sie ihrem Alpha gegenüber anschlug, verwirrte mich. Sie ließ es an Respekt ihm gegenüber mangeln. Doch er reagierte nicht böse. Na ja, vielleicht war er ein klein bisschen verärgert. Er überspielte es jedoch mit einer gehörigen Portion seines Lausbubencharmes.
»Es ist halt nicht jeder so alt wie du Schabracke! Du hast sicherlich schon länger den Führerschein, als ich Jahre auf dem Buckel hab«, konterte er schlagfertig und machte sie für einen Moment sprachlos damit. Nein, nicht nur für einen Augenblick. Abby schnappte wie ein Fisch an Land nach Luft, drehte sich beleidigt zur Seite und starrte zum Fenster hinaus. Sie würdigte ihn keines Blickes mehr.
Ich fand es witzig und äußerst herzerfrischend, weshalb ich lachte. So sehr, wie schon lange nicht mehr. In meinem Leben gab es nicht viel zu lachen, aber im Moment …
Abby schüttelte den Kopf und schenkte mir ein offenes Lächeln. »Wer den Schaden hat … Schon gut, Kleines! Du hast ein wundervolles Lachen, richtig hinreißend. Nur zu, ich kann über mich selbst lachen.«
***
Megs Lachen war weit mehr als hinreißend. Es klang wie Engelgesang in seinen Ohren. Sie war hübsch, verteufelt hübsch! Etwas kleiner als er und gertenschlank. Ein paar Kilo mehr auf den Rippen hätten ihr gutgetan. Mit dem geeigneten Futter wäre dies fraglos machbar. Ihre Augen waren rauchgrau, wie das Fell eines Wolfs. Ihr Haar schillerte in den rotgoldenen Nuancen von Herbstlaub. Es wirkte nicht ganz stimmig zu ihrem geringfügig dunkleren Teint, aber dennoch … Nein, es harmonierte doch recht gut zu ihrer zimtfarbenen Haut. Meg war unterwürfig und sie benötigte Schutz, keine Schläge! Obgleich er inzwischen anzweifelte, dass sie wahrhaftig so devot war, wie sie sich gab. In ihr steckte mehr, als auf den ersten Blick erkennbar. Ein Wolf wie sie war ihm noch nie begegnet. Er konnte es sich schlechtweg nicht erklären! Doch selbst demütig zu sein, war nicht mit wertlos gleichzusetzen. Unterwürfige waren das Fundament eines jeden Rudels und damit ebenso unentbehrlich wie der Alpha. Die meisten Mütter waren unterwürfig. Sie mussten es sein, zum Wohle ihrer Sprösslinge. Dominante Frauen legten ihre Dominanz nicht selten für ihre Kinder ab. Abby war lediglich dominierend, weil ihre Tochter bereits erwachsen war. Gebundene Lykanerinnen fielen aus dem Dominanzgerangel raus. Ihr Rang stand und das nahezu felsenfest, wenn die Gruppe harmonierte. Beim Avon-Rudel stimmte schlichtwegs nichts! Es lag deutlich im Argen in Desmonds Rudel und das würde der Alpha noch früher bemerken, als ihm lieb war. Claude war nicht das Problem. Der Knallkopf lief nur mit. Catherine würde der Nagel an Desmonds Sarg sein. Sie wollte Alphaweibchen werden, um jeden Preis! Es gab nur zwei Varianten: Sich an Desmond zu werfen, wenngleich die Chancen dafür ungünstig standen. Oder ihren Mann aufzubauen und klammheimlich am Stuhl des Alphas zu sägen, bis Claude stark genug und obendrein dumm genug wäre, Desmond herauszufordern. Sollte Claude es nicht zustande bringen, würde sie den Schwanz einziehen und abhauen, wie sie es bereits unzählige Male zuvor getan hatte.
Bei Kates krankem Spiel gab es nur einen Gewinner: Sie! Catherine liebte Claude nicht. Sie mochte ihren Status und seinen Rang. Der idiotische Franzose liebte Kate und tat, was sie von ihm verlangte. Die Quälereien, die Meg erdulden musste, waren vermutlich auf Kates Mist gewachsen. Chris knurrte leise. Fast könnte er Mitleid mit den beiden Männern haben, aber nur fast! Jegliche Spur von Verständnis verpuffte schlagartig, als er die misshandelte Wölfin im Rückspiegel sah. Komme was wolle, er würde sie nicht hier zurücklassen und wenn er sich dafür mit Desmond und dessen gesamtem Rudel anlegen musste!
Kapitel 6
In fremden Landen
Kurz, nachdem wir
Weitere Kostenlose Bücher