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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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Person und ergänzten ständig ihre jeweiligen Gedanken. Leute wie der oberste Gerichtsmediziner fingen an, sie bei besonders schwierigen Fällen um ihre Hilfe zu bitten. Als die Zeitungen anfingen, über ihre Arbeit zu berichten, war es aber unweigerlich die attraktive, ungewöhnliche Polizistin Becky Neff, die in den Daily News abgebildet wurde. Wilson war nur ein guter Polizist; Becky sorgte für interessante Schlagzeilen. Wilson behauptete natürlich, das er Publicity hasste. Aber sie wußte, es mißfiel ihm noch mehr, daß er keine bekam.
    »Du fährst in die falsche Richtung, Becky. Wir sollen im siebenundfünfzigsten vorbeischauen und Bilder der Leichen und Abdrücke der Pfoten für Rilker holen. Etwas, womit er arbeiten kann.«
    Sie riß das Auto herum und fuhr über die Fiatlands Avenue zum Polizeirevier. »Wir sollten anrufen«, sagte sie. »Ihn wissen lassen, daß wir kommen.«
    »Bist du sicher, ob wir ihm trauen können? Ich meine, was wäre, wenn er ein wenig Arbeit nebenher macht, für einen Bösewicht? Wenn wir ihn anrufen, bekommt er Zeit zum Nachdenken.«
    »Rilker arbeitet nicht für die Mafia. Ich glaube, es lohnt sich nicht mal, daran auch nur zu denken.«
    »Dann werde ich auch nicht daran denken.« Er sank in den Sitz, stemmte die Knie gegen das Handschuhfach und ließ den Kopf auf die Brust sinken. Die Haltung sah schmerzhaft aus, aber er machte die Augen zu. Becky zündete sich eine Zigarette an und fuhr schweigend weiter, wobei sie den Fall in Gedanken aufrollte. Obwohl es so aussah, als hätten sie einen guten Hinweis, konnte sie das Gefühl nicht loswerden, daß etwas nicht stimmte. Sie dachte immer wieder über die Fakten nach, aber ihr fiel nichts ein. Was ihr Kopfzerbrechen bereitete, war die fehlende Gegenwehr. Es war so schnell geschehen, daß es erst im allerletzten Augenblick gefährlich gewirkt hatte.
    Konnten Wachhunde Hinterhalte legen? Konnten sie sich schnell genug bewegen, zwei gesunde Polizisten zu töten, bevor diese überhaupt Zeit hatten, die Waffen aus den Gurten zu ziehen?
    Sie parkte den Wagen in zweiter Reihe vor dem fünfundsiebzigsten Revier.
    Sie ließ den leise schnarchenden Wilson im Auto, eilte die ausgetretenen Betonstufen des roten Backsteingebäudes hinauf und stellte sich dem diensthabenden Sergeant vor. Dieser rief Lieutenant Ruiz, der für das Material verantwortlich war, das sie brauchte. Er war einsachtzig groß, hatte einen schwarzen Schnurrbart und ein zurückhaltendes Lächeln. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Detective Neff«, sagte er.
    »Wir brauchen Bilder und Kopien der Abdrücke, die Sie gemacht haben.«
    »Kein Problem, wir haben alles, was Sie brauchen. Ein verdammtes Schlamassel.«
    Eine Anspielung, aber Becky ging nicht darauf ein. Dieser Teil der Ermittlungen würde später kommen. Bevor sie nach einem Motiv für die Morde suchen konnten, mußten sie eine Todesursache haben.
    Sergeant Ruiz holte elf Hochglanzabzüge des Tatorts und einen Karton mit Plastikkopien der Pfotenabdrücke, die um die Leichen herum gefunden worden waren. »Kein einziger deutlicher Abdruck in diesem Karton«, sagte er, »nur Durcheinander. Wenn Sie mich fragen, haben die Abdrücke überhaupt nichts damit zu tun. Nur wilde Hunde, die sich gütlich getan haben. Sie können sicher nichts mit der Ermordung der beiden zu tun haben; sie sind einfach gekommen und haben sich ihren Teil geholt, nachdem die Sache erledigt war.«
    »Warum sagen Sie das?« Sie betrachtete die Fotos, während sie fragte. Warum hatte er ihr eine der weniger schlimmen Aufnahmen gegeben?
    »Die Hunde - ich habe sie gesehen. Sie sind klein, Spaniel oder so etwas, und sie sind verdammt scheu. Ich habe mich übrigens gefragt, ob Sie dieses Foto für meine kleine Tochter signieren könnten.« Er fügte verlegen hinzu: »Sie schwärmt für Sie.«
    Becky freute sich über seine Bewunderung; sie bekam gar nicht mit, daß Wilson hinter ihr stand.
    »Ich dachte, wir geben keine Autogramme mehr«, sagte er brüsk.
    »Wann haben wir das beschlossen? Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Gerade eben. Ich habe es beschlossen. Dies ist kein Spiel.« Er streckte die Hand nach dem Bild aus, aber Ruiz war schneller.
    »Danke, Miß Neff«, sagte er lächelnd. »Meine Tochter wird sich freuen.«
    Betty nahm die restlichen Fotos und ergriff den Karton mit den Abdrücken, um alles zum Auto zu tragen. Sie wußte, ohne zu fragen, daß Wilson sie nicht anfassen würde, und sie war sich auch nicht sicher, ob sie das

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