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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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Immer noch fünfzehn Minuten Zeit. Aber da diese Männer alle hier waren, dachte ich mir, fangen wir gleich an. Kennt jeder jeden?«
    »Wir kennen sie«, sagte Wilson. »Sind Raucher anwesend?«
    »Ich habe keine Aschenbecher«, sagte Underwood mit Nachdruck. Wilson zog sich einen Sessel heran, überkreuzte die Beine und seufzte.
    Es herrschte Schweigen. Das Schweigen dehnte sich. Becky sah von Gesicht zu Gesicht. Starr, ausdruckslos, Evans ein wenig verlegen. Sie merkte, wie sie in den Sessel sank. Das Schweigen konnte nur bedeuten, daß sie ihnen nicht glaubten. Diese Männer dachten, daß die beiden Polizisten nicht mehr alle Tassen im Schrank hatten. Zwei berühmte Detectives, die übergeschnappt waren. Es waren schlimmere Dinge passiert, unwahrscheinlichere Dinge.
    »Sie wissen offenbar alle nicht, wie es ist, gejagt zu werden«, sagte Wilson. Becky war erstaunt; wenn Wilson mit dem Rücken zur Wand stand, konnte er unbekannte Reserven angreifen. »Und da Sie es nicht wissen, können Sie sich nicht vorstellen, in welchem Zustand sich Neff und ich befinden. Denn Sie müssen wissen, wir werden gejagt. Ganz sicher. Von Wesen, die solche Klauen haben.« Er hob das Modell mit einer raschen Bewegung auf. »Können Sie sich vorstellen, wie es sein würde, so eine in der Brust zu haben? Sie könnte einem das Herz herausreißen. Verdammt, Sie können sich den Sonnenuntergang da draußen betrachten und denken, daß er wunderschön ist. Das war er für uns bis gestern abend auch. Jetzt sehen wir den Sonnenuntergang nicht mehr so. Wir betrachten ihn so wie Elche und Wild - voller Angst. Was meinen Sie, empfindet man dabei? Kann sich einer von Ihnen das vorstellen?«
    »Detective Wilson, Sie sind überarbeitet...«
    »Sei still, Underwood. Dies ist vielleicht meine letzte Rede, und ich möchte, daß sie angehört wird.« Er winkte beim Sprechen mit der Klaue und legte ungewöhnlichen Wert auf seine Worte. »Wir werden von den Wesen gejagt, die diese Krallen haben. Sie existieren, vergessen Sie das nicht! Seit Jahrtausenden. Wir haben sie gesehen, meine Herren, und sie sind sehr häßlich. Und außerdem sind sie sehr klug und sehr schnell. Früher nannten die Menschen sie Werwölfe. Jetzt haben sie überhaupt keinen Namen mehr, denn sie sind so verdammt gut darin geworden, ihre Existenz zu verheimlichen, daß keine Legenden mehr existieren. Aber sie sind hier. Verdammt noch mal, sie sind hier.«

    Die beiden, die getötet werden mußten, waren schwer aufzuspüren. Ihr Geruch war deutlich aufgenommen worden, als sie durch das Haus gingen, wo die Meute lebte. Ihr Auto war gesehen worden, als sie wegfuhren, und wieder ein paar Tage später, dieses Mal weit entfernt in Manhattan, Richtung Meer. Geduld war erforderlich gewesen. Der Mann wurde beobachtet, während er durch die Straßen ging, und schließlich wurde sein Haus entdeckt. Auch die Frau wurde verfolgt, ihre Witterung wurde zu einem Haus mit vielen Stockwerken verfolgt. Es wurde beobachtet, bis sie gewiß waren, daß sie sich mit Sicherheit im Schlafzimmer hinter einem der Balkone aufhalten mußte.
    Sie waren keine rechtmäßige Beute, aber sie mußten getötet werden. Wenn sie ihr Wissen um die Meute verbreiten konnten, mußte die ganze Rasse leiden. Zuerst würden die vielen Meuten in der Stadt büßen, dann andere in der Nähe, und schließlich überall. Es war besser, wenn die Menschen nichts von den Meuten wußten. Wenn die zahllosen Horden der Menschheit von den vielen Meuten erfuhren, die sich von ihnen ernährten, würden sie Widerstand organisieren. Es war lebenswichtig, daß die Menschen es nie erfuhren.
    So wurde es immer gehandhabt, wenn die Menschen zu nahe kamen. Es war immer so gewesen, dies war das erste Gesetz der Vorsicht. Sie waren viele Jahre frei in der Welt umhergezogen und waren gediehen. Es gab so viele Menschen, daß die Meuten überall auf der Welt wuchsen, in jeder menschlichen Stadt. Wurden sie gelegentlich von einem Menschen gesehen, wurde die Meute als streunende Hunde abgetan. Normalerweise jagten sie nachts. Tagsüber schliefen sie in ihren so sorgsam gehüteten Baus - in Kellern, verlassenen Gebäuden, wo immer sie Platz fanden -, so daß die Menschen gar nicht merkten, daß sie existierten. Auch Hunde waren kein Problem. Für sie war der Geruch der Meute ein vertrauter Teil des Großstadtlebens, auf den sie gar nicht achteten.
    Aber diese beiden Menschen mußten sterben, andernfalls würden sie in alle Menschenstädte ziehen und die

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