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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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wurde? Haben Sie dazu etwas zu sagen?« Er beobachtete sie. Er rechnete natürlich nicht mit einer ehrlichen Antwort. Auf ihre Reaktion kam es an. So - und er würde wissen, daß es eine Story war. Anders - und er konnte zusammenpacken.
    »Zum Teufel, verschwinden Sie hier! Was'n los? Sind Sie taub oder was? Bewegung!«
    Er hastete davon, den Flur entlang und die Treppe hinauf, und grinste von einem Ohr zum anderen. Herrlich! Das würde eine verdammt gute Story werden! Kaum war er wieder in seinem Auto, bestellte er einen Fotografen. Ein paar Bilder, wie sie das Museum verließen, konnten nicht schaden. Hübsche Bilder, die später gut zupaß kommen würden.
    »Manchmal denke ich mir, wir sollten ihnen etwas sagen«, meinte Ferguson, als der Reporter gegangen war. »Ich glaube, wir sollten die Menschen aufrütteln.«
    »Sagen Sie es ihnen.«
    »Oh, das kann ich nicht. Ich habe nicht genügend...«
    »Beweise. Wir auch nicht. Wir müssen abwarten, bis wir welche haben. Dann können wir die Story von hier bis Moskau publik machen, mir egal, aber ich werde sie ganz sicher nicht übereilt herausrücken. Können Sie sich das vorstellen: Polizist behauptet, Evans wurde von Werwölfen getötet. Das würde Underwood gefallen.«
    Seine eigene Stimme machte Wilson plötzlich sehr müde. Die lange Nacht, die vor ihnen lag, rückte unbarmherzig näher; er spürte, wie ein Knoten in seinem Magen wuchs. Das Licht im Raum hatte sich bereits verändert. Um diese Jahreszeit waren die Tage kurz, die Nächte lang. Und der Mond würde heute nacht spät aufgehen. In ein paar Stunden würden trotz der Stadtbeleuchtung überall Schatten herrschen. Die Welt um ihn herum schien die Stirn zu runzeln, auf ihn herabzusehen, in ihrer Sanftheit etwas Wildes offenbaren, das er nie vermutet hatte. Was wie eine Blume aussieht, ist in Wirklichkeit eine klaffende Wunde. Die Tatsache, daß die Zeit verging, nagte in ihm, trieb ihn immer näher zur Wahrheit - und die Wahrheit war, sie würden sterben. Er würde es bald spüren, er wußte es. Er würde spüren, was Evans gespürt hatte, wie es war, wenn diese Kreaturen einen mit den Zähnen in Stücke rissen. Und auch Becky... diese herrliche Haut aufgerissen - er konnte den Gedanken kaum ertragen.
    Er hatte immer etwas für Prophezeihungen übriggehabt - jetzt hatte er eine Vorahnung. Er stand mitten in Beckys Schlafzimmer, als einer von ihnen zwischen den Vorhängen durchsprang und die Zähne in seinen Magen grub. Während er vor Schmerzen umkam, sah er die Bestie mit dem Schwanz wedeln.
    Dann schlug ihn etwas.
    »Komm schon! Großer Gott, Junge, was ist denn nur in dich gefahren?« Becky schüttelte ihn.
    »Aber, aber, beruhigen Sie sich - hier, setzen Sie ihn her. Eine Streßreaktion, mehr nicht. Rufen Sie seinen Namen, lassen Sie ihn nicht fort.«
    »Wilson!«
    »Wa...«
    »Rufen Sie einen Arzt, Sie Hampelmann! Was ist denn los, zum Teufel, es ist, als wäre er aus Gummi!«
    »Daran ist der Streß schuld, extremer Streß. Rufen Sie weiter, er kommt wieder zu sich.«
    »Wilson, du Wichser, wach auf!« Als Antwort zog er sie auf den Stuhl, umarmte sie linkisch und drückte sie an sich. Ein erstickter Laut erklang in seiner Brust. Sie spürte seine Bartstoppeln über die Wangen kratzen, fühlte den Kontakt seiner trockenen Lippen mit ihrem Hals, spürte seinen Körper zittern, roch sein säuerliches, zerknittertes Jackett. Nach einem Augenblick wich sie zurück, rempelte ihn an den Schultern und wurde auf der Stelle losgelassen.
    »Herrgott, ich fühle mich schrecklich.«
    Ferguson gab ihm etwas Wasser in einem Pappbecher, das er sofort wieder ausspie. »Verdammt, ich...«
    »Ruhig. Etwas ist mit dir passiert.«
    »Eine Streßreaktion«, sagte Ferguson. »Das ist nicht ungewöhnlich. Menschen in abstürzenden Flugzeugen, brennenden Gebäuden, eingesperrte Menschen haben es. Wenn die Situation nicht tödlich ist, geht der Zustand vorüber.« Ferguson versuchte zu lächeln, aber sein Gesicht war so blaß, daß es nicht echt aussah. »Ich habe davon gelesen, habe es aber noch nie vorher gesehen«, sagte er müde.
    Wilson machte die Augen zu, senkte den Kopf und preßte die Fäuste an die Schläfen. Er sah wie ein Mann aus, der sich vor einer Explosion schützte.
    »Gottverdammt, ich wünschte mir wirklich, wir hätten das hinter uns!« Er hatte so laut gebrüllt, daß das Murmeln jenseits des Büros verstummte.
    »Bitte«, sagte Ferguson, »Sie könnten mir Schwierigkeiten machen.«
    »Tut mir leid,

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