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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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Bürgerrechte, Pflichten, Verantwortung? Allein die Frage war absurd. Trotz ihrer Intelligenz würden sie keinen Platz in der menschlichen Gesellschaft haben.
    Es sei denn als Jäger. Die Hyäne hatte ihren festen Platz in der Gesellschaft der Gnus, der Leopard in der Gesellschaft der Paviane. Ihre Anwesenheit wurde respektiert und anerkannt, weil es keine andere Wahl gab. Wie sehr sie es auch versuchen mochten, Gnus und Paviane konnten ihre Raubtiere niemals besiegen. Daher reflektierte die Ordnung der Gemeinschaft ihre Anwesenheit. Paviane schützten die Jungen, opferten die Schwachen. Es gefiel ihnen nicht, aber sie taten es. Wir würden das mit der Zeit auch lernen.
    Ferguson sprach als erster, nachdem er Wilsons Erklärung verarbeitet hatte. »Paßt«, sagte er. »Ein sehr schlauer Plan. Sie müssen fassungslos gewesen sein, daß Sie entkommen sind.«
    »Es sei denn, sie spielen ein Spiel.«
    »Unwahrscheinlich. Sie sind zu gefährlich für sie. Können Sie sich vorstellen, was sie empfinden müssen, da sie wissen, ihr Leben wird von nur zwei Menschen bedroht? Verdammt, sie bringen wahrscheinlich einen bis zwei Menschen pro Nacht um. Es muß anfangs einfach ausgesehen haben, Sie beide zu jagen. Nein, ich glaube nicht, daß sie Spiele mit Ihnen spielen. Sie sind einfach verdammt schwer zu erwischen, das ist alles. Sie haben es schwer, wie alle Raubtiere, wenn sie gegen übermächtige Exemplare der Beutegattung antreten müssen. Sie sind nicht darauf vorbereitet, mit bewußtem Widerstand fertigzuwerden. Unter Tieren läuft das auf eine Kraftprobe hinaus. Der junge Elch tritt den Wolf. Bei uns läuft es auf Schlauheit hinaus -unsere gegen ihre.«
    Wilson nickte. Becky stellte fest, daß es sich positiv auf ihn auswirkte, was Ferguson sagte. Und auf sie auch, was das anbetraf. Es veränderte ihre Angst nicht, rückte sie aber in die richtige Perspektive. Man hatte das Gefühl, als wären die Werwölfe einfach übermächtig, und man selbst nur eine Maus in der Falle, die nur darauf wartete, bis sie es satt hatten, mit ihr zu spielen. Aber vielleicht hatte Ferguson recht. Immerhin hatten sie die Werwölfe bisher jedesmal besiegt. Sie konnten sie auch weiterhin besiegen. Aber dann kam ihr ein anderer Gedanke, ein häßlicher, der bisher tief in ihrem Verstand gelauert hatte. »Wie lange«, fragte sie, »werden sie die Jagd fortsetzen?«
    »Lange«, sagte Ferguson. »Bis sie Erfolg haben - oder es sich anders überlegen.«
    Becky bemühte sich heftig, diese Vorstellung zu verdrängen. Sie konnten sich kein ambivalentes Verhalten leisten. »Okay, Leute, brechen wir auf. Wir haben viel zu tun.«

    Herbert Underwood war besorgt. Er saß im Vorzimmer des Commissioners. Die letzte Zigarre des Tages war in seiner Tasche, aber er widerstand dem Impuls, sie zu rauchen. Der Commissioner konnte Zigarren nicht ausstehen. Herb ging den Fall im Geiste noch einmal durch, berührte jeden Punkt, wog ihn ab und überlegte sich, wie er ihn einsetzen konnte, um seine Position zu stärken und die des Commissioners zu schwächen. Vince Merillo, der potentielle erste Deputy des neuen Bürgermeisters, hatte verlauten lassen, daß der Commissioner immer noch den heißen Draht zur Wiederwahl hatte. Das konnte bedeuten, daß Herbert Underwood in den Ruhestand versetzt wurde, bevor er den Top-Job erreicht hatte. Und er wollte diesen Job um jeden Preis. Den nächsthöheren Job auf der Leiter zu wollen, das war mehr als nur eine Gewohnheit bei ihm. Er verdiente die Beförderung, er war ein ausgezeichneter Polizist. Und ein guter Mann, ein guter Administrator. Verflucht, er war besser als der Commissioner. Er brauchte nur eine hübsche, häßliche Peinlichkeit für den Commissioner, dann würde Merillo anfangen, den Chief of Detectives als Nachfolger vorzuschlagen. Er war sich sicher, daß Merillo ihn unterstützen würde. Der Bursche schuldete ihm etwas. Merillo war auf eine sehr häßliche Weise in dunkle Geschäfte verstrickt, und der Chief wußte es. Der Staatsanwalt wußte es nicht - und würde es nicht erfahren, so lange Merillo auf der richtigen Seite des Netzes spielte.
    »Kommen Sie rein, Herb«, sagte der Commissioner unter der Tür seines Büros. Underwood stand auf und trat ein. Der Commissioner machte die Tür zu. »Nur wir Ratten sind hier«, sagte er mit seiner Singsangstimme. »Zwei Bürgermeister schreien mich an. Reporter verstecken sich in meinem Aktenschrank. Fernsehteams sind in meinem Badezimmer. Ganz zu schweigen von der

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