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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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gerade am Nachthimmel zu funkeln begannen. „Im Jahr 1530 verabschiedete England ein Gesetz, durch das es illegal wurde, ein Zigeuner zu sein. Diese Verordnung wurde erst 1784 aufgehoben, womit für einen Zeitraum von zweihundertfünfzig Jahren unsere bloße Existenz ein Verbrechen war.“
    „Man kann nicht nicht sein, was man ist“, argumentierte ich. „Das ist, als würde man es für gesetzeswidrig erklären, dunkle Haare zu haben.“
    „Die Engländer waren nicht die Einzigen“, fuhr er fort. „Die Nazis erklärten die Zigeuner für nicht menschlich und versuchten, uns zusammen mit den Juden auszurotten. Wir verloren mehr als vierhunderttausend der Unseren in ihren Lagern.“
    Ich hatte mich über den Zweiten Weltkrieg nur am Rande informiert, deshalb erinnerte ich mich an dieses prekäre Detail nicht. Allerdings wusste ich, dass Hitler nicht nur Juden in seinen Lagern interniert hatte. Nonnen, Priester, Menschen mit geistigen Problemen und solche, die sich allzu offen gegen ihn stellten, wurden festgenommen, in Züge geworfen und zu verschiedenen Außenposten der Hölle verschleppt.
    „Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum wir uns nicht allzu viele Gedanken über Gesetze machen, Sheriff.“
    In Grace’ Blick lag nun bedeutend weniger Misstrauen, dafür umso mehr Anteilnahme. „Führen Sie diesen Tanz jeden Abend auf?“
    „Nein, morgen geben wir die erste Vorstellung. Deshalb bitten wir heute die Götter um Schutz und Erfolg.“
    „Was für Götter?“ Grace kam ein Stück näher. Alte Bräuche hatten sie schon immer fasziniert, und zwar nicht nur die der Cherokee.
    Abwägend schaute Cartwright von Grace zu mir und wieder zurück. „In Wahrheit sind wir Katholiken. Jeder von uns wurde als solcher getauft.“
    „Ich schätze, die Kirche ist hingerissen, wenn Sie Gott nackt und im Dunkeln huldigen“, witzelte Grace.
    Er grinste schief. „Ich denke nicht, dass sie es weiß.“
    Darauf hätte ich mein letztes Hemd verwettet. Wenigstens waren die Tage, in denen solcherlei Praktiken mit einem anderen Feuer – einem Scheiterhaufen – bestraft wurden, vorüber, wenngleich ich mir sicher war, dass die Exkommunikation überlebt hatte.
    „EsisteinRitualunsererVorfahren,mehrnicht.MancheMenschenlegenBlumenaufGräber,essenTruthahnamErntedankfestoderfällenBäumewiediese … “–ergestikuliertezudenhohenTannen–„…undschleifensiezuDekorationszweckeninihreHäuser.WirtanzenunterAlako,demGottdesMondesundBeschützerallerZigeuner,dernachunseremTodunsereSeelenzusichnimmt.“
    „Und das Feuer?“ Ich fixierte die Augen auf die Darstellungen von Mond, Sternen und Flammen auf ihren Planwagen. Bestimmt waren sie mehr als reine Zierde.
    „Das Feuer reinigt, heilt und beschützt.“ Malachi blickte über das Wasser. „Das Feuer bestraft das Böse.“
    Das Böse mittels Feuer zu bestrafen, klang nach der Inquisition. Noch so eine Supertruppe in der Hitparade der Geschichte. Ich stellte mir gern vor, wie sie zusammen mit den Nazis barfuß in der Hölle tanzten.
    Grace tastete wieder nach ihrer Waffe. „Haben Sie schon mal irgendwelche bösen Jungs mit Feuer bestraft, Kumpel?“
    „Die Roma sind keine wilden Tiere. Das überlassen wir unseren Peinigern. Wollen Sie einer von ihnen werden, Sheriff?“
    „Nein.“ Grace hielt inne. „Ich habe kein Problem mit Nacktheit, aber Sie können so nicht in den Bergen herumwandern. Die Leute würden einen Herzinfarkt kriegen.“
    „Aus diesem Grund wollten wir den Vertrag so formuliert haben, wie er ist.“
    Ich erinnerte mich an die bizarre Klausel, die den Einheimischen vorschrieb, sich bis zum Eröffnungsabend vom See fernzuhalten. Ich hatte mir den Kopf darüber zerbrochen, was die Zigeuner zu verbergen versuchten. Auf ein heidnisches Mond-und-Feuer-Ritual war ich nicht gekommen.
    „Morgen beginnt unsere Vorstellung“, wiederholte er. „Sobald der Mond voll ist … “, er brach ab und runzelte die Stirn, bevor er weitersprach, „… werden wir weiterziehen.“
    Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass er etwas anderes hatte sagen wollen, nur was? Werden wir ein Huhn opfern? Eine Ziege?
    Ein Kind?
    Ich gab einen erstickten Laut von mir, Cartwright schaute mich prüfend an, und ich wandte verlegen das Gesicht ab.
    Dabei blieb mein Blick an den Käfigen hängen, und mir fiel wieder ein, was ich gerade getan hatte, bevor er aus dem Wasser gestiegen war. „Habt ihr die Tiere auf die andere Seite des Sees mitgenommen?“
    „Nein. Wie kommst du denn darauf?“
    „Die

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