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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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werden pro Tag mehrere Tonnen ›Rohmaterial‹ – so nennen die das, also Schlachtabfälle und Tierkadaver, verbrannt.«
    »Und wie sieht das in der Praxis aus?«, wollte Fouquet wissen.
    »Was meinst du damit?«
    »Ähm, ja.« Albert Fouquet schien von der schnellen Nachfrage seines Kollegen etwas übertölpelt worden zu sein. Aber seine Sprachlähmung währte nur kurz. »Na zum Beispiel ist doch die Frage von Belang, ob man dieses Rohmaterial nach der Anlieferung nochmals kontrolliert, bevor es verbrannt wird.«
    Michael Schauß nagte auf seinen Lippen herum, nickte zustimmend. »Respekt, Albert, du hast genau den wunden Punkt an der ganzen Sache getroffen.«
    »Wieso?«
    Schauß blätterte erneut in seinem Notizblock. »Hier steht’s. Ich hab mir’s genau aufgeschrieben. Das ist ein wörtliches Zitat aus der maßgeblichen Verordnung: ›Wegen des nach dem BSE-Skandal verschärften Tierkörperbeseitigungsgesetzes sind die angelieferten Tierkörper und Schlachtnebenprodukte unverzüglich zu erfassen, zu desinfizieren und in speziellen Anlagen in einem geschlossenen Verwertungskreislauf zu behandeln.‹«
    »Aber das bedeutet doch verdammt nochmal nichts anderes, als dass keiner mehr auch nur noch einen einzigen Blick auf das Zeug wirft, bevor es verbrannt wird«, schlussfolgerte Tannenberg kopfschüttelnd.
    »Ja, genauso ist es, Wolf, leider. Wegen der so genannten ›seuchenhygienischen Risiken‹ wird der Inhalt der verschlossenen Container direkt nach der Anlieferung in einen vollautomatischen Verbrennungsablauf, wie es bei denen heißt, gebracht.«
    »Das ist doch der blanke Wahnsinn!«, echauffierte sich der Leiter des K1. »Eine risikoärmere Mordopfer-Entsorgung gibt es doch überhaupt nicht!«
    »Hoffentlich spricht sich das nicht rum. Dann aber gute Nacht!«, gab Kriminalhauptmeister Geiger seufzend einen seiner legendären Diskussionsbeiträge zum Besten, der allerdings wie so oft von seinen Kollegen gänzlich ignoriert wurde.
    »Leider ist es wirklich so. Ich hab’s ja auch nicht glauben wollen. Aber trotz dieses geschlossenen Verwertungskreislaufs stinkt’s dort gewaltig, kann ich euch sagen.« Michael Schauß atmete tief durch, schüttelte angewidert den Kopf. »Mir wird jetzt noch schlecht, wenn ich daran denke.«
    Tannenberg schien diese Äußerung ebenfalls als überflüssig zu bewerten, denn er entgegnete recht scharf: »Komm, solche Bemerkungen solltest du uns in Zukunft besser ersparen. Wir sind hier ja nicht im Kindergarten. Erzähl mir mal lieber, wo die Abfälle überall eingesammelt werden.«
    »Entschuldige bitte meine Entgleisung. Soll nicht wieder vorkommen. Du hättest dir wohl besser vorhin noch einen Stimmungsaufheller spritzen lassen sollen«, parierte Schauß den Rüffel seines Vorgesetzten.
    Sabrina trennte die beiden Streithähne, indem sie eine dienstliche Frage an ihren Mann richtete: »Michael, wo werden diese Schlachtabfälle denn nun eingesammelt?«
    »Na, wo denn wohl?«, antwortete er ziemlich barsch. Aber gleich nachdem ihm seine überzogene Reaktion bewusst wurde, ergänzte er mit sich absenkender Stimme: »Entschuldige, Sabrina, dass ich dich eben so angepflaumt habe. Das Zeug wird in Schlachthöfen und Metzgereien eingesammelt. Aber natürlich auch in Zoos und Wildparks.«
    »Kollege Schauß, du hast doch bestimmt auch den Mitarbeiter befragt, der den Ring gefunden hat«, mischte sich nun auch Karl Mertel, der Leiter der kriminaltechnischen Abteilung, fragend ein.
    »Klar hab ich das. Und die anderen Leute, die in dieser Firma arbeiten, selbstverständlich auch.«
    »Und die Fahrer?«
    »Nur die zwei, die gerade angeliefert haben, als ich dort war. Aber von den anderen hab ich mir natürlich die Telefonnummern geben lassen.«
    »Gut. Dann bleib da mal dran. Hoffentlich kommt dabei was raus«, murmelte Tannenberg vor sich hin. Dann wandte er sich an den berufserfahrenen Spurensicherer: »Karl, nehmen wir mal an, dieser Informatikstudent ist erschossen worden. Müssten sich dann nicht Projektile in der Asche oder in den Filtern finden lassen?«
    Mertel schüttelte energisch den Kopf. »Nein, nein und nochmals nein. Bei den hohen Verbrennungstemperaturen kannst du das getrost vergessen. Das überlebt nur ein Platinring.«
    Tannenbergs Miene verfinsterte sich, er seufzte tief auf.
    »Chef, vielleicht hat der Student ja auch den Ring selbst in so einen Container hineingeworfen«, meldete sich Kriminalhauptmeister Geiger erneut zu Wort.
    »Und warum sollte er das

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