Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall
Überweisung entdeckt.«
»Was für eine Überweisung?«, warf Fouquet ungläubig ein.
»Eine Überweisung in der stolzen Höhe von 5000 Euro. Und ihr werdet es nicht glauben: auf das Konto der ermordeten Studentin Leonie Kalkbrenner.«
Sabrina reagierte auf diese neuen Indizien völlig geschockt, genau wie alle anderen.
»Was? Das gibts doch gar nicht!«, sagte sie.
Danach verstummte sie mit weit offen stehendem Mund und stierem Blick.
Selbst Benny, der ja weit mehr wusste als seine deutschen Kollegen, war angesichts der unerwarteten, erdrückenden Beweislage vor Schreck erstarrt. Einen Moment lang zweifelte auch er an Tannenbergs Unschuld. Doch bereits wenige Sekunden später verwarf er diese Möglichkeit als total abwegig.
Dann ging er in die Offensive: »Und was ist, wenn man das alles manipuliert hat? Ich kann einfach nicht glauben, dass Wolf so was getan hat. Nein, das kann nicht sein!«
Michael Schauß stieß geräuschvoll seinen Atem in den Raum, warf dabei beschwörend seine ausgebreiteten Arme nach oben zur Zimmerdecke hin. »Und was ist, wenn er es doch getan hat? Schließlich war er sternhagelvoll!«
Forsch ging er einen Schritt auf Benny zu und fixierte ihn dabei mit einem stechenden Blick. Dann richtete er seinen ausgestreckten Zeigefinger wie einen Pistolenlauf direkt auf die Brust des holländischen Kriminalbeamten: »Oder kannst du etwa in die Seele eines Menschen hinein schauen? Ich jedenfalls nicht! Was weiß denn ich, was sich in Wolfs Hirn abgespielt hat? Gerade im Suff! Vielleicht ist er ja krank!«
»Ich glaub eher, du bist krank!«, gab Benny scharf zurück.
Schauß ballte die Fäuste, baute sich bedrohlich vor ihm auf. Benny nahm sogleich Kampfstellung ein.
»Schlagt euch jetzt nur die Köpfe ein. Wolf wäre stolz auf euch!«, schmetterte Sabrina zornig den beiden Heißspornen entgegen.
In diesem Augenblick betraten zwei mit den internen Ermittlungen beauftragte Kriminalbeamte aus Pirmasens das Sekretariat. Einen Moment lang betrachteten sie staunend die jungen Kampfhähne.
Dann sagte der größere der beiden Männer an Benny de Vries gerichtet: »Wer sind Sie denn überhaupt?«
Bevor der Angesprochene selbst antworten konnte, entgegnete Petra Flockerzie in barschem Ton: »Das ist ein lieber Kollege aus Holland, ein sehr guter Freund von Hauptkommissar Tannenberg.«
»So«, meinte der andere einsilbig. »Trotzdem müssten wir Sie jetzt bitten, das Kommissariat zu verlassen. Denn wir haben noch ein paar wichtige Fragen an die Kollegen vom K1.«
»Ich wollte sowieso gerade gehen«, erklärte Benny. »Hier drinnen ist nämlich plötzlich die Luft so schlecht geworden. Richtig dicker Beamtenmief.«
»Da kann ich mich nur anschließen«, stimmte Dr. Schönthaler spontan zu und folgte ihm.
Kurz vor der Glastür stoppte Benny, drehte sich noch einmal um. Er konnte sich einen Satz, der ihm schon die ganze Zeit über auf der Zunge gelegen hatte, nun nicht mehr länger verkneifen: »Wenn Wolf sich bei irgendeinem von euch meldet, sagt ihm ja, dass ich jedenfalls fest an seine Unschuld glaube und immer zu ihm stehen werde. Egal was passiert!«
Der Rüffel hatte gesessen. Während Benny durch den Türrahmen verschwand, herrschte im Sekretariat betretenes Schweigen.
Im Treppenhaus hielt der Rechtsmediziner Benny am Arm fest. »Ich glaub auch nicht, dass er es getan hat. Ich kenne Wolf schon so lange. So etwas würde er nie tun. Egal wie viel er getrunken hat. Und der verträgt einiges, kann ich dir flüstern.«
»Ich weiß. Gut. Dann sind wir ja schon mal zwei, auf die er sich hundertprozentig verlassen kann.«
Dr. Schönthaler machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, Benny, die andern sind doch auch auf unserer Seite. Die sind jetzt nur total verwirrt wegen dieser neuen, scheinbar eindeutigen Faktenlage.«
»Ist ja auch wirklich kein Wunder – bei den Beweisen. Da haben sich einige ganz gewaltig angestrengt, um unseren armen Wolf so richtig in die Pfanne zu hauen.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Aber warum?«
»Keine Ahnung.«
Der Gerichtsmediziner blickte Benny tief in die Augen. »Du hast auch noch nichts von ihm gehört?«
Benny hielt seinem bohrenden Blick stand. Nur für den Bruchteil einer Sekunde hatte er in Erwägung gezogen, dem Rechtsmediziner die Wahrheit zu sagen. Aber dann erinnerte er sich an das Versprechen, das er Tannenberg gegeben hatte und das da lautete, unter keinen Umständen irgendjemandem davon zu erzählen, dass er zurückgekehrt war und sich in
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