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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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bemerkte Tannenberg mit resignierter Mimik. »Und anschließend hat dann einer meine Schuhe angezogen, die arme Studentin auf den Balkon getragen und von dort aus hinuntergeworfen.«
    Plötzlich packte Tannenberg seinen jungen Freund am Arm und schmetterte ihm mit weit aufgerissenen Augen entgegen: »Mensch, Benny. Das ist möglicherweise der wunde Punkt: Vielleicht hat ja irgendjemand genau diese Szene beobachtet – zum Beispiel von einem der gegenüberliegenden Häuser aus.«
    Benny ließ sich von dem unvermittelten Euphorieausbruch seines Freundes nicht im Geringsten anstecken. Seelenruhig gab er einen gewichtigen Einwand zum Besten: »Kann sein, Wolf. Aber hätte sich dieser Zeuge denn nicht schon längst bei der Kripo gemeldet? Deine Kollegen jedenfalls haben davon nichts gesagt.«
    Tannenbergs Körperspannung verflüchtigte sich. Enttäuscht sackte er wieder in sich zusammen. »Du hast recht.«
    »Komm, lass den Kopf nicht hängen. Vielleicht meldet sich ja doch noch jemand«, versuchte Benny ihn zu trösten.
    Dann fuhr er mit der Tatrekonstruktion fort: »Anschließend hat man dir die Schuhe wieder angezogen. Und als sie damit fertig waren, sind diese Verbrecher weg. Vielleicht hat ja wenigstens jemand beobachtet, wie sie die Wohnung verlassen haben. Oder wie sie aus dem Wohnheim raus sind. Irgendwo müssen die ja auch ihr Auto geparkt haben.«
    In tiefen Zügen sog Tannenberg die schwülwarme, stickige Luft ein, stieß sie seufzend wieder aus. »Ja, vielleicht, vielleicht ... Aber meine lieben Kollegen ermitteln doch überhaupt nicht in diese Richtung. Für die ist doch alles sonnenklar! Die haben ja bereits ihren Täter. Warum sollen sie denn weitersuchen?«
    Benny de Vries wirkte von der einen zur anderen Sekunde plötzlich sehr bedrückt. Nervös begann er an seinem Ehering herumzuspielen, ließ seinen Blick ruhelos im Wohnmobil herumwandern.
    »Wolf, da ist noch etwas, das ich jetzt unbedingt tun muss.«
    Über Tannenbergs Nasenwurzel zeigten sich zwei nahezu senkrechte Falten.
    »Und was?«, fragte er irritiert. Trotz der enormen eigenen Anspannung war ihm die radikale äußerliche Veränderung seines holländischen Freundes nicht verborgen geblieben.
    »Ich übernehme jetzt die Rolle der Staatsanwaltschaft und klage dich an.«
    »Warum denn das?«
    »Damit du dich schon mal auf das einstellen kannst, was so alles auf dich an Anschuldigungen zukommen wird«, er legte eine kurze Pause ein, während der er sich geräuschvoll die Nase schnäuzte. »Wenn man dich verhaftet, bevor wir herausbekommen haben, wer hinter dieser ganzen Sauerei steckt.«
    »Gut, dann mach mal.« Plötzlich tauchte in Tannenbergs Bewusstsein ein Gedanke auf, den er sogleich in Worte packte: »Sag mal, Benny, wie haben die es eigentlich geschafft, mein Konto so zu manipulieren, dass ich eine Überweisung in Auftrag gegeben haben soll, von der ich überhaupt nichts weiß?«
    Benny de Vries zuckte mit den Achseln. »Ich bin zwar kein Experte, aber ich denke, das geht eigentlich nur, wenn man einen direkten Zugang zu dem entsprechenden Bankserver hat. Nur wenn wir es hier wirklich mit dem organisierten Verbrechen zu tun haben – und danach sieht es ja leider aus.« Er seufzte laut auf. »Dann ist so was kein Problem. Die haben überall ihre Leute sitzen. Auch in den Banken. Denk nur mal an den Bereich der ›Geldwäsche‹. Was meinst du wohl, wer bei denen alles auf der Gehaltsliste steht.«
    Tannenbergs Lippen glichen einem waagrechten Strich. »Wenn wir das nur wüssten.«
    Mit einigen kurzen, hektischen Blicken aus den Fenstern vergewisserte sich Benny, dass sich gegenwärtig niemand in der Nähe des Reisemobils aufhielt. Dann legte er mit seinem Rollenspiel los: »Herr Hauptkommissar, wieso haben Sie dieser Studentin 5000 Euro überwiesen?«
    Verblüfft starrte Tannenberg hinüber zu seinem holländischen Freund.
    »Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Herr Hauptkommissar? Na, was ist? Gut, wenn Sie dazu nichts sagen wollen, die Staatsanwaltschaft gibt Ihnen gerne die Antwort: Weil diese beiden Studenten Sie erpresst haben!«
    »Aber womit?«, flüsterte Tannenberg. »Sei doch nicht so laut!«
    Sicherheitshalber sondierte Benny daraufhin nochmals die Umgebung. »Das fragen Sie mich?« Er lachte höhnisch auf. »Keiner weiß das doch besser als Sie selbst.«
    Mit versteinerter Miene beobachtete Tannenberg die bühnenreife Vorstellung. »Ich hab keine Ahnung.«
    Benny lief immer mehr zur Höchstform auf. »Tun Sie doch nicht so

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