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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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stummen Nicken gehorchte er und schob sich die Tüte wieder über den Kopf.
    Er fühlte am ganzen Körper ein starkes Kribbeln, so als ob gleichzeitig tausende Ameisen über seine Haut liefen. Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht. Aber er hielt durch und wurde schon bald für seine eiserne Disziplin belohnt: die hektische, stoßartige Atmung normalisierte sich. Langsam zog er sich die Plastiktüte vom Kopf. Seine Verkrampfung löste sich und die Panikattacke verflüchtigte sich mehr und mehr.
    »Woher hast du das denn gewusst? Das mit der Tüte?«, fragte er seinen zufrieden dreinblickenden jungen Freund.
    »Da staunst du, was?«, erwiderte Benny. »Aber wieso weißt du das nicht? Müsst ihr denn nicht auch alle paar Jahre einen Sanitätskurs machen?«
    »Eigentlich schon«, antwortete Tannenberg und räusperte sich verlegen. Er erinnerte sich nämlich gerade daran, dass er den letzten Erste-Hilfe-Kurs aus fadenscheinigen Gründen geschwänzt hatte. »Aber von diesem Trick hab ich noch nie etwas mitbekommen.«
    »Hast wohl nicht richtig zugehört?«, meinte Benny mit spitzbübischem Lächeln.
    Tannenberg antwortete nicht. Inzwischen ging es ihm zwar wieder ein klein wenig besser, aber er fühlte sich immer noch wie frisch durch die Mangel gedreht. Sein Schädel brummte, vom tiefen Rücken her breiteten sich die Schmerzen wieder aus. Er hatte Durst, wahnsinnigen Durst. Außerdem konnte er einfach nicht mehr sitzen.
    Er stemmte sich auf der Tischplatte nach oben, richtete seinen Körper in voller Größe auf und dehnte vorsichtig die eingerosteten Glieder. Dann nahm er eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank, schüttete in kurzer Zeit fast einen halben Liter die ausgedörrte Kehle hinunter. Während er sich anschließend geräuschvoll eines gewaltigen Rülpsers entledigte, ging er an die Spüle, drehte den Wasserhahn auf und hielt den Kopf darunter.
    »Das ist ja warm – Pfui Teufel«, schimpfte er.
    Dabei schüttelte er sich wie ein nasser Hund. Diese abrupte Bewegung verstärkte natürlich umgehend seine Kopfschmerzen. Reflexartig riss er die Hände empor zu den Schläfen und versuchte unbeholfen, mit den Fingerkuppen die hämmernden, nadelstichartigen Schmerzimpulse wegzumassieren.
    »Ja, was hast du denn gedacht? Das Wasser kommt aus einem kleinen Tank und ist natürlich nicht gekühlt – du Stadtmensch, du!«, bemerkte der holländische Kriminalbeamte etwas angesäuert. Allem Anschein nach fühlte er sich in seiner Camperehre verletzt.
    Recht unsensibel, wie Tannenberg sich nun einmal zeitweise seinen Mitmenschen gegenüber gebärdete, nahm er diese Reaktion überhaupt nicht wahr. Zu sehr war er mit sich selbst beschäftigt.
    »Ich halt’s hier drinnen einfach nicht mehr aus«, polterte er los. »Ich ertrag dieses verfluchte Eingesperrtsein nicht mehr. Und dann auch noch diese schrecklich stickige Luft. Ich muss unbedingt raus aus diesem Gefängnis, sonst dreh ich noch durch. Außerdem brauch ich endlich mal wieder frisches, kaltes Wasser!«
    Benny unterdrückte seinen aufschäumenden Unmut, mahnte sich zur Gelassenheit. Schließlich befand sich sein deutscher Freund nach wie vor in einer existenzbedrohenden Ausnahmesituation, wurde als zweifacher Mörder europaweit gesucht.
    »Wo willst du denn hier mitten im Wald kaltes Wasser herkriegen, Wolf?«
    »Hast du schon mal was von stehenden Gewässern, Quellen und Brunnen gehört?«
    »Doch. Ich erinnere mich dunkel. So was haben wir, glaube ich, sogar in Holland.« Mit einem unglaublich breiten Grinsen ergänzte er: »Du, ich habe mal gehört, dass es hier in der Nähe einen kleinen See geben soll, auf dem irgendwann mal ein stadtbekannter Hauptkommissar gemeinsam mit einem ausländischen Kollegen im Vollrausch die Internationale in einem Schlauchboot gegrölt hat.«
    Tannenberg seufzte tief auf. »Ja, das waren noch Zeiten.«
    Benny öffnete vorsichtig die Tür des Wohnmobils und inspizierte erneut die Umgebung. Weit und breit war niemand zu sehen. Er sprang hinunter auf die schwarzgraue Asphaltdecke und drehte sich um. Eigentlich hatte er Tannenberg mit einem Handzeichen signalisieren wollen, dass die Luft rein war und er sich ins Freie getrauen konnte. Aber als er zu ihm hinblickte, sah er, dass sein Freund ihm den Rücken zugewandt hatte und gerade seinen Rucksack vollpackte.
    »Was machst du denn da?«, fragte Benny verwundert.
    Tannenberg ignorierte die Frage. »Sag mal, du hast nicht zufällig einen Motorradhelm im Wagen?«
    »Einen

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