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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sah, murmelte er kopfschüttelnd: »Hast du dir auch schon mal etwas gewünscht, wenn du eine Sternschnuppe gesehen hast?«
    Tannenberg reagierte zunächst nur mit einem dezenten Brummgeräusch. Erst nach ein paar Sekunden antwortete er: »Ja. Damals war ich sechzehn.« Er legte eine weitere kurze Bedenkpause ein, bevor er mit leiser Stimme fortfuhr: »Wir haben irgendwo in der Nähe eines Dorfes gezeltet. Und dort gab es ein kleines Geschäft, in dem wir immer eingekauft haben. Die Besitzerin hatte eine Tochter, die ihr oft im Laden half ...« Er seufzte, wiegte den Kopf gemächlich hin und her. »Das war meine erste große Liebe ...«
    Benny schmunzelte, schien sich selbst für eine Weile mit diesem Thema zu befassen. In die andächtige Stille hinein fragte er dann: »Und wie ging’s weiter?«
    »Na ja, wies einem eben in diesem Alter leider allzu oft geht«, meinte er vieldeutig. Doch kaum einen Wimpernschlag später konkretisierte er seine Andeutung: »Ich saß nachts am Lagerfeuer und träumte mit offenen Augen von ihr. Habe sie mir so sehnsüchtig herbeigewünscht. Mir ausgemalt, wie toll es wäre, wenn sie jetzt in meinen Armen läge.« Erneut stieß er einen leidgetränkten Stoßseufzer aus. »Und jedes Mal, wenn eine Sternschnuppe am Himmel auftauchte, habe ich mir nur eins gewünscht: dass sie mein inständiges Flehen erhören möge.«
    Wieder brach Tannenberg ab, durchfurchte mit seinen Fingern die immer noch ein wenig feuchten Haare, streckte ächzend die Arme über seinen Kopf.
    »Und wie ging’s dann weiter?«, wollte Benny neugierig wissen.
    »Wie ich schon gesagt habe: So wies einem in diesem Alter leider fast immer ergeht. Ich habe sie wie wild angeschmachtet, bin ein paar Mal mit meinem Moped raus zu ihr aufs Dorf gefahren. Ja, ich habe ihr sogar anonyme, romantische Liebesgedichte geschickt.«
    Benny lachte. »Du alter, sturer, gefühlloser Kerl hast früher Liebesgedichte geschrieben? Das kann ich nicht glauben!«
    »Ha, ha.«
    Als Benny registrierte, dass sein Freund ein wenig angesäuert wirkte, schob er sogleich nach: »Entschuldige, Wolf, war doch nur Spaß. Hat sie nun dein inständiges Flehen erhört, wie du es vorhin so schön genannt hast?«
    »Quatsch!«, zischte Tannenberg in die nächtliche Stille hinein. »Eines Tages musste ich mitansehen, wie sie von einem Bauernprolo in seiner aufgemotzten Karre abgeholt wurde ... Und wie er sie geküsst hat! Das war so schrecklich! Ich weiß noch ganz genau, wie beschissen ich mich damals gefühlt habe.«
    »Och, mein armer, armer Wolf«, ließ ihm Benny de Vries schmunzelnd sein tiefempfundenes Mitleid zuteil werden. »So was ist natürlich schwer zu verkraften. Aber mal was anderes: Wie sieht’s denn eigentlich zur Zeit mit den Frauen in deinem Leben aus? Gibts da irgendwas Neues?«
    Das daraufhin direkt neben ihm ertönende Geräusch ähnelte stark dem eines knurrenden Hofhundes.
    Benny ließ sich davon jedoch nicht abschrecken, sondern hakte nach: »Als ich dir bei unserem letzten Telefongespräch diese Frage gestellt habe, musstest du angeblich dringend weg und hast gleich aufgelegt.«
    »Das ist ja auch so ein bescheuertes Thema!«, giftete Tannenberg scharf zurück.
    »Wieso? Ich dachte immer, das sei die schönste Sache der Welt.« Benny stieß ihm sanft in die Seite. »Nach Fußball natürlich!«
    Plötzlich zeriss ein unglaublich lauter Knall die friedliche Stille. Das explosionsartige Geräusch kam aus Richtung des Aschbacherhofs. Ein gewaltiger Halleffekt erschütterte das enge Tal. Einige in ihrer Nachtruhe gestörte Waldvögel begannen sofort mit einem wütenden Protestgezeter.
    Beide Männer zuckten unwillkürlich zusammen. Natürlich wussten sie gleich, dass es sich dabei um einen Schuss gehandelt haben musste, und zwar um einen Gewehrschuss.
    »Da geht wohl nur einer auf die Jagd«, überwand Benny als erster den Schrecken, der beiden Männern kräftig in die Glieder gefahren war. »Kein Wunder, bei den idealen Bedingungen: warm, hell, ruhig.«
    »Ja«, stimmte Tannenberg erleichtert zu.
    Benny legte ihm kurz die Hand auf seinen rechten Oberschenkel. »Wahrscheinlich hast du das mit diesem Förster oder Jäger vereinbart.«
    »Was?«
    »Na, dass er genau in dem Augenblick schießen soll, in dem ich dich nach deinen Frauengeschichten frage. Um mich abzulenken. Aber so einfach lasse ich mich davon nicht abbringen. Wolf Tannenberg und die Frauen – das ist ja schließlich ein unheimlich spannendes Thema.«
    Der Kaiserslauterer

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