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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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meldete von Bartling Zweifel an. »Was hätte ausgerechnet der Wiegand
hier im Wald zu suchen?«
    Jagau zuckte mit den Achseln. »Keine
Ahnung, aber der war’s«, sagte er. »Ganz bestimmt.«
    »Da haben Sie aber gut aufgepasst«, lobte
Mendelski den Forstwirt. »Wer weiß, vielleicht hat ja einer von den beiden die
Brüche ausgelegt.«
    »Und noch andere Dinge angestellt«, konnte
sich Maike nicht verkneifen zu sagen.
    Mendelski ließ den Strahl seiner
Taschenlampe über die Jagdhütte huschen. Dann wandte er sich an von Bartling.
»Das mit dem Pagel kann noch dauern. Am besten schauen wir uns derweil mal in
der Hütte um.«
    Leise fügte er an sich selbst gerichtet
hinzu: »Hier stimmt doch irgendetwas nicht.«
    * * *
    Sie traute sich nicht, das
elektrische Licht im Badezimmer anzuknipsen.
    Schritt für Schritt tastete sie sich
vorsichtig am Waschbecken entlang zum Fenster. Erst als sie den Vorhang
zugezogen hatte, griff sie nach den Streichhölzern und zündete eine Kerze an.
Beides lag griffbereit neben der Badewanne, denn sie liebte es, bei
Kerzenschein, einem Glas Portwein und seichter Musik aus dem Kofferradio zu
baden.
    Irene Hogreve verzichtete darauf, viel
Licht zu machen, denn man könnte es draußen auf dem Hof sehen. Dann würde Kai
oder sein Vater sicher sofort nach ihr schauen – und sie in diesem
fürchterlichen Zustand antreffen. Das wollte sie unbedingt vermeiden.
    Sie verkniff sich auch den Blick in den
Spiegel. Im schummrigen Kerzenlicht sah ihr Gesicht wahrscheinlich noch
grässlicher aus.
    Nachdem sie ihre Hände und Unterarme
gründlich gewaschen hatte, ließ sie eiskaltes Wasser über einen Waschlappen
laufen. Damit betupfte sie die Wunden im Gesicht.
    Anschließend streifte sie die verdreckte
Kleidung ab, warf die schmutzigen Sachen in den Wäschekorb und entsorgte die
zerrissene Strumpfhose in dem kleinen Mülleimer mit Klappdeckel. Nackt
kletterte sie in die Badewanne – ihre kleine Wohnung besaß keine separate
Duschkabine –, zog den Plastikvorhang vor und stellte die Brause an.
    Wo das Wasser auf die Stellen traf, an
denen die Haut abgeschürft war, brannte es höllisch; trotzdem ließ sie den
heißen, aber sanften Wasserstrahl minutenlang über Hinterkopf und Schultern
rinnen. Die Haut verfärbte sich von der Hitze puterrot, doch es tat ihr gut.
    Nachdem sie sich vorsichtig abgetrocknet
hatte, zog sie ihren Frotteebademantel an. Selbst jetzt wagte sie noch keinen
Blick in den Spiegel. Aus dem Apothekenschränkchen neben der Tür holte sie sich
zwei Aspirintabletten, die sie mit etwas Wasser im Zahnputzbecher auflöste und
mit einem Schluck herunterspülte.
    Mit der brennenden Kerze in der Hand ging
sie in ihr Schlafzimmer hinüber. Ihr Bett war – wie stets –
ordentlich gemacht. Sie stellte die Kerze neben die Nachttischlampe und blies
sie aus. Den Bademantel behielt sie an, als sie unter die Bettdecke kroch. Mit
an den Leib gezogenen Beinen kuschelte sie sich ein, schloss die Augen und war
in wenigen Augenblicken eingeschlafen.
    Die digitale Anzeige von Irene Hogreves
Radiowecker auf dem Nachttisch schaltete auf 21:12 Uhr.
    * * *
    »Diablos!« Mendelski riss erstaunt die Augen auf. »Was haben wir denn
hier?«
    Sie standen vor der dunklen Jagdhütte. Der
Lichtkegel der Taschenlampe, der zuvor im Zickzackkurs über Eingangstür,
Fenster und Dachüberstand geglitten war, verharrte nun auf einem Punkt direkt
über der Tür.
    »Was meinen Sie?«, fragte von Bartling,
obwohl er deutlich erkennen konnte, um was es ging. Im Lichtkegel war ein
Zeichen zu sehen, das man mit einem Brenneisen in den Querbalken über der Tür
eingebrannt hatte, schwarz, querliegend, Z-förmig.
    »Eine Wolfsangel«, antwortete Maike
Schnur. »Schon wieder!« Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie merkte, dass
sie besser geschwiegen hätte.
    »Na und?« Von Bartlings Bemerkung klang
schnippisch. »Die Wolfsangel da oben, die ist nicht neu. Der Pagel hat die vor
Jahren mal da eingebrannt. Was ist daran so besonders? Und was meinten Sie mit
›Schon wieder‹?«
    Mendelski warf einen verstohlenen Blick
auf Jagau und beschloss kurzerhand, von Bartling und seinem Forstwirt reinen
Wein einzuschenken. »Gestern haben wir am Streckenplatz etwas ganz Ähnliches
entdeckt. Zu Füßen der Leiche hatte jemand eine Wolfsangel in den Sand gemalt.
Wir vermuten, dass das derjenige fabriziert hat, der auch das tote Mädchen dort
abgelegt hat.«
    »Donnerwetter!«
    »Daher unsere Verwunderung.« Mendelski
ging

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