Wolfsfeuer (German Edition)
begegneten, eigentlich tat – , ließe sich daraus ableiten, dass der eine Wolf, der schon früher gemordet hatte, dies nun wieder tat.
Alex würde anfangen müssen, sich unters Volk zu mischen und die Leute ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Sie hatte dem Werwolf, der Charlie getötet hatte, mit einer Silberkugel einen Streifschuss – vermutlich am Ohr – verpasst, und Silber hinterließ eine sichtbare Narbe, in beiderlei Gestalt.
Allerdings würde es Barlows Misstrauen erregen, wenn sie plötzlich anfinge, freundschaftlichen Umgang mit den Einwohnern, die sie eigentlich verabscheuen sollte, zu pflegen. Sie müsste es also tun, wenn er nicht in der Nähe war.
»Hast du nicht irgendwas zu tun?«, fragte sie Julian.
»Willst du mich loswerden?«
»Immer.«
Cade lachte. Der Kerl wurde ihr langsam sympathisch.
»Bevor du gehst … « Cade hob die Spritze. »Würde es dir etwas ausmachen?«
»Ich bevorzuge es, mein Blut zu behalten«, entgegnete Alex und wandte sich der Tür zu.
Barlow packte sie am Ellbogen, und sie erstarrte, als seine Berührung sie wie ein neues Virus zu infizieren schien, eines, das sie dazu brachte, ihn zu begehren, ihn zu brauchen. Jetzt sofort.
Sie zog an ihrem Arm, und Julian ließ ihn los, dann rieb er die Handfläche an seiner Jeans, als würde seine Haut genauso brennen wie ihre.
»Interessiert es dich nicht, warum du anders bist als die anderen?«
Doch, irgendwie schon.
»Cade kann dir helfen, das Rätsel zu lösen.«
Alex wandte sich ihm zu. »Kannst du das?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich werde es versuchen.«
»Was treibst du hier sonst noch so?« Sie machte eine ausholende Armbewegung, die das Labor und all seine Gerätschaften umschloss.
Cade sah zu Julian; der nickte, woraufhin Alex mit den Zähnen knirschte. Musste ihn eigentlich jeder wegen allem um Erlaubnis fragen?
»Ich habe ein Serum entwickelt, das es uns ermöglicht, einander in menschlicher Form zu berühren.«
»Und dabei dachte ich, das wäre nur eine weitere praktische Zugabe von unserem Superdaddy hier.«
Cade schien wieder lachen zu wollen, doch er versteckte es unter einem Hüsteln. »Ich habe versucht, in dem Virus, das Julian an uns weitergibt, den Bestandteil zu isolieren, der verhindert, dass wir zu … « Cade brach ab und presste die Lippen zusammen.
»Dass ihr zu psychotischen, verderbten Killermaschinen mutiert?«, vollendete Alex.
»Wer im Glashaus sitzt«, murmelte Julian.
Idiotin. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie die Werwölfe hasste.
»In Ermangelung einer besseren Beschreibung, ja«, stimmte Cade zu, doch dabei schweifte sein Blick zwischen den beiden hin und her, als wartete er auf eine Erklärung, die nicht erfolgte.
»Und, wie kommst du voran?«, hakte sie nach.
»Ganz gut.«
»Ich habe dir oft genug erklärt, dass meine Wölfe nicht von einem Dämon besessen sind.« Barlow senkte den Kopf, und sein Haar schwang im hellen Kunstlicht wie ein goldenes Pendel nach vorn.
»Wenn man von dem unvermeidlichen ersten Mord einmal absieht«, wandte sie ein.
»Ja.«
»Könnte es sein, dass ein paar von deinen Wölfen dieses eine Mal so gut gefallen hat, dass sie einfach weitermorden?«
»Ausgeschlossen«, sagte er im Brustton der Überzeugung. »Sie mögen es nicht.«
»Das behauptest du. Aber was ist Wahrheit, was ist Lüge?«
»Wenn du abgrundtief böse wärst, würdest du nicht alles töten wollen, was deinen Weg kreuzt?«
Sie musterte ihn von oben bis unten. »Wer sagt, dass ich das nicht getan habe?«
Seine Lippen formten ein Lächeln. »Nein, du hast widerstanden. Ein Werwolf, der nicht von mir erschaffen wurde, wäre dazu nicht fähig.«
»Wozu soll das Serum gut sein, wenn ihr alle ohne Dämon geboren wurdet?«
»Es ist nicht für uns«, erklärte Cade. »Es ist für jede arme Menschenseele, die gegen ihren Willen verwandelt wurde.«
»Aber … «, setzte Alex an und brach ab.
Cade schien nichts von Edwards Heilmittel zu wissen. Oder es interessierte ihn einfach nicht. Julian zufolge war es ultracool , seinem Rudel anzugehören. Keiner wollte sein altes Leben zurück.
Ihrer Erfahrung nach strebte kein Werwolf danach. Die, die von dem Dämon besessen waren, mochten, was sie waren. Während das Virus die Person strangulierte, die sie vor dem Biss gewesen war, ergriff das Böse von ihr Besitz. Sie fragte sich unwillkürlich, ob ein solcher Mensch selbst nach Edwards Heilverfahren je zu seinem alten Ich zurückfinden konnte.
»Aber was?«,
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