Wolfsfieber - Band 2
Er ist bestimmt durch Zufall bei seinen Überwachungstouren darauf gestoßen“, meinte er und ich konnte fühlen, wie ihn das Grübeln etwas entspannte, worüber ich erleichtert war.
„Valentin sollte das wissen“, sagte er zu mir gewandt. „Und das andere erzähle ich ihm besser auch.“ Ich nickte nur.
Bevor er das Handy benutzte, kam er noch mal zurück und blickte zu mir herab.
„Zwischen uns ist doch alles in Ordnung, oder?“, fragte er besorgt.
Sein trauriger Blick bewies, dass er sich deswegen wirklich Sorgen machte. Ich stand auf und stellte mich ganz dicht vor ihn hin.
„Zwischen uns ist alles in Ordnung“, versicherte ich ihm und legte meine Stirn an seine. Er löste sich gar nicht von mir. Mit jeder verstreichenden Sekunde wichen Wut und Traurigkeit mehr und mehr von ihm, als wir so beieinander waren. Immer noch an mich gelehnt, nahm er das Handy und telefonierte mit Valentin. So schnell und knapp er konnte, verschaffte er ihm einen Überblick über die Lage. Bevor er noch auflegen wollte, unterbrach ich ihn, mein Gesicht widerwillig von ihm lösend.
„Bevor du auflegst, sag ihm, dass ich eine Idee habe, wie wir diese Information zu unserem Vorteil nutzen können. Sag ihm, dass wir zu ihm kommen … sofort“, sagte ich schnell.
Istvan musste meine Worte nicht wiederholen. Valentin hatte alles verstanden. Istvan ließ das Handy elegant in seiner Jeans verschwinden.
„Er wartet auf uns.“ Ich wandte mich um, um meine Tasche zu nehmen, aber Istvan hielt mich am Unterarm fest und fragte mich ernst: „Was hast du vor, Joe? Du machst doch jetzt nichts Unvernünftiges, nur weil ich vorhin fast durchgedreht bin?“
„Keine Sorge. Mein Plan ist die personifizierte Vernunft. Na ja, wenn er funktioniert“, beruhigte ich ihn zumindest.
„Und der Plan ist …?“,
„Der Plan ist, Farkas aus seinem Bau zu locken. Ihn mit meinem Herzschlag zu ködern, damit ihr aus dem Hinterhalt angreifen könnt.“ Umgehend wich alle Farbe aus seinem Gesicht, bevor er beherrscht brummte: „Wenn du denkst, dass ich dich und deinen Herzschlag als Köder einsetze, dann hast du sie nicht mehr alle!“ Ich legte ihm die Hand an die Wange. Sein Kiefer zuckte.
„Istvan, ich würde es ja persönlich machen, wenn es sein müsste, aber das wird nicht nötig sein. Denn dieses Mal werde ich ihn so reinlegen, wie er mich reingelegt hat. Wirst schon sehen“, sagte ich und konnte mir ein boshaftes Lächeln nicht verkneifen.
„Nein, nein, nein. So nicht. Erzähl’s mir, bevor wir damit die anderen schockieren, Joe“, forderte er. Es war klar, dass ich keine Wahl hatte.
„Also, wir benutzen das hier“, sagte ich und zog mein Diktiergerät samt Minimikrofon aus meiner Reportertasche, „um eine Aufnahme von meinem Herzrhythmus zu machen. Das platzieren wir dann in der Nähe eines Tunnelausgangs und warten darauf, dass Farkas kommt, um die Gelegenheit zu nutzen. Ich weiß, wenn er denkt, er bekommt mich in die Finger, wird er nicht zögern, um mich anzugreifen. Dann habt ihr die beste Chance, ihn zu erwischen. Vielleicht ist er sogar allein, wenn wir Glück haben.“ Istvan war verblüfft . Na vielen Dank auch! Ich versuchte es nicht persönlich zu nehmen, dass er mich anscheinend bisher nicht für so schlau gehalten hatte.
„Das ist genial“, triumphierte er. Schon besser!
„Dein Glück, dass du mehr auf Geist und weniger auf Aussehen setzt“, neckte ich ihn mit einem halben Lächeln.
„Blödsinn! Ich will alles. Schönheit und Grips … deshalb hab ich ja auf dich gewartet“, säuselte er in mein Ohr und schenkte mir ein wunderbar schiefes Grinsen, durch das ich mich unbeschreiblich lebendig fühlte. Zu lebendig.
„Bevor wir jetzt wieder Dummheiten machen, weil du unbedingt mit dem Süßholzraspeln anfangen musstest, lass uns lieber zu Valentin fahren und die Sache amtlich machen“, schlug ich vor. Hatte ich das wirklich gesagt? Dumm. So dumm!
„Ja, du hast recht. Wir dürfen uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Vor allem, da uns der Vollmond in die Quere kommt, wenn wir den Plan nicht möglichst bald durchführen“, merkte er an.
Daran hatte ich gar nicht gedacht. Also hing jetzt alles davon ab, dass wir schnell handelten. Soll mir nur recht sein , dachte ich, nach dem heutigen Tag ist alles besser, als untätig zu sein. Besonders da Istvan bestimmt keine weiteren Provokationen ertragen wird, ohne endgültig die Nerven zu verlieren …
26. Eine Falle
„Sie sind zurück“, rief
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