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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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ich erstickt auf. Er nahm mir die Luft zum Atmen. Meine Rippen knirschten und der Schlag meines Herzens traf nun schmerzhaft meinen Brustkorb. Ein paar ungehorsame Tränen rannten meine Wangen entlang. Ich presste die Augen aufeinander, um den Schmerz auszublenden, was mir nicht gelang. Istvan war jetzt außer sich. Valentin und Jakov mussten ihn beide gemeinsam festhalten. Ich erkannte es durch meinen tränenverschleierten Blick. Er schnaufte und wand sich in ihrem Griff. Beide sahen ihn entschuldigend an, aber ich war ihnen dankbar dafür. Nur etwas fester und Farkas würde mir die Rippen brechen. Lachen! Ich hörte tatsächlich irres Lachen. Farkas’ ganzer Körper wurde davon geschüttelt. Meine erstickten Laute und Tränen brachten ihn zum Brüllen.
    Hatte es je eine grausamere Kreatur gegeben?
    Als ich kurz davor war, vor lauter Schmerz und Atemnot zusammenzusacken, ließ er locker. Erst jetzt, wo keine schwarzen Punkte mehr vor mir tanzten, hörte ich, dass Istvan ihn die ganze Zeit über anschrie.
    „Du Mistkerl! Bastard! Dafür wirst du bezahlen. Für jede Träne wirst du bezahlen. Dafür sorge ich! Du unbeschreib-liches Monster!“, brüllte er immer wieder.
    Als ich es schaffte, für eine Sekunde die Augen zu schließen und einen Wimpernschlag lang alles auszublenden, nahm ich plötzlich alles mit gesteigerter Intensität wahr. Schmerzend starke Herzschläge, die Istvan bestimmt zum Wahnsinn trieben, ein starkes Brennen im Hals und berstende Lungen begleiteten meine wachsende Verzweiflung. Der steinige Waldboden bohrte sich in meine Sohlen, als wäre kein Material dazwischen.
    Ich würde sterben , dessen war ich mir sicher. Wenn nicht jetzt, dann in wenigen Minuten. Das hätte mir längst klar sein müssen. Die seltsame Abwesenheit meiner Träume hatte nicht gelogen. Für mich gab es keine Zukunft mehr. Es hätte mich vorbereiten sollen auf das Unfassbare. Das Unvermeidliche. Das Schlimmste war der Gedanke, ihn zurückzulassen. Ihn nie mehr zu sehen, zu fühlen oder zu lieben. Nie wieder. Ich hatte Angst, meine Augen zu öffnen. Angst, dass er darin erkennen würde, dass es keine Hoffnung mehr für mich gab. Doch etwas war merkwürdig. Ich hatte kein einziges Geräusch, kein einziges Wort von Farkas’ Rudel gehört. Sie jubelten weder über Farkas Triumph, noch beschimpften sie uns. Unter ihnen war es gespenstisch still. Neugierig riss ich die Augen auf, sah aber nicht Istvan an, denn er sollte nicht von meiner Verzweiflung angesteckt werden. Die Farkasjünger waren nähergekommen und hatten Farkas und mich mittlerweile eingekreist. Die meisten jungen Gesichter starrten entweder auf mich und Farkas oder sie musterten mit unverständigen Mienen die Valentins, vor allem aber Istvan.
    Dieser hatte sich endlich zusammengerissen. Stark und aufrecht kam er auf Farkas und mich zu, blieb aber in einiger Entfernung stehen, damit Farkas es nicht an mir auslassen würde. Aber anstatt Farkas anzusprechen, richtete er seine Aufmerksamkeit auf dessen junge Schar.
    „Warum folgt ihr diesem Mann? Ist es das, was ihr wollt? So werden wie er ?“, fragte er sie sichtlich angewidert. „Seht ihn euch doch an! Stark soll er sein?“, spie er verachtend aus. „Ja, so stark, dass er es an einer unschuldigen, wehrlosen Menschenfrau beweisen muss. Er stellt sich mir nicht in einem fairen Kampf, Mann gegen Mann, Wolf gegen Wolf, wie er es von euch verlangt. Stattdessen quält er meine Gefährtin und schickt euch in einen Kampf gegen die erfahrenen Valentins … Was denkt ihr, wie viele von euch überleben sollten?“, gab er ihnen zu bedenken. Die jungen Männer, alle auf seltsame Weise vom selben Typ, mehr oder weniger attraktiv, groß und stark, sahen sich gegenseitig an. Offenbar hatten sie sich diese Fragen nie gestellt und hatten auch keine Antworten darauf. Istvans Versuch, die jungen Männer von Farkas’ Einfluss zu befreien, quittierte dieser mit einer weiteren Folterrunde für mich. Aber dieses Mal gönnte ich ihm nichts. Egal, wie sehr er auch zudrückte. Für Istvan gelang es mir, jeden Schrei zu unterdrücken, indem ich meine Zähne fest aufeinanderpresste. Auch die Tränen verbat ich mir.
    „Du weißt nicht, wovon du sprichst, Junge“, wies ihn Farkas zurecht. „Du warst nie einer von uns, weil du den Weg der Schwäche gewählt und dich an dieses schwache Ding gekettet hast, anstatt mit mir und deinen Brüdern den Weg der Stärke, den Weg des Wolfs zu gehen!“ Das junge Rudel schien zu schwanken. Farkas

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