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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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zu leben. Völlig auf mein Ziel fixiert, packte ich seine Hand und zog ihn mit mir nach vorne.
    Zuerst fiel es mir gar nicht auf. Aber etwas war komisch. Ich hatte ihn doch noch nie hinter mir herschleifen müssen. Schließlich war er schnell wie der Wind. Widerwillig merkte ich dennoch, wie ich immer mehr an seinem Arm ziehen musste, damit er mir folgte. Ich wollte mich nicht umdrehen. Wollte es nicht sehen. Ich wusste es. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, aber ich wollte es nicht glauben. Als ich endlich stehen blieb, merkte ich, dass alle anderen vor mir ebenfalls erstarrt waren. Sie blickten mit aufgerissenen, ungläubigen Augen hinter mich. Auf Istvan. Serafina hatte sogar die Hand vor den Mund gepresst. Ich fühlte sie genau. Die Sekunde, in der die Dornen mir ins Herz stachen. Es war der Moment, als ich mich umdrehte, noch immer Istvans Hand in meiner, und ihn ansah. Es sah. Unsere Hände verschränkt, krümmte er sich leicht und hielt sich den anderen Arm um den unteren Bauch geschlungen. Langsam, als würde ich mir selbst dabei zusehen, nahm ich seinen Arm von der Stelle und enthüllte den hauchdünnen Riss in seinem Hemd. Panisch fiel ich auf die Knie und riss den unteren Teil des Hemdes auf. Da war er. Ein winziger Kratzer. Ein Kratzer, den Farkas in Istvans Haut hinterlassen hatte. Mit meinem Messer. Ohne zu denken, ohne auch nur eine Sekunde lang zu überlegen, schlang ich meine Arme um Istvans Bauch und bedeckte die Verletzung, die nicht da sein sollte, mit meinem Gesicht. Als könnte ich alleine dadurch, dass ich sie vor den Augen der Welt und vor meinen verdeckte, verschwinden lassen. Es ungeschehen machen.
    „Nein, das darf nicht wahr sein. Das ist nicht wahr!“, flüsterte ich und schüttelte meinen Kopf.
    „Das hier geschieht nicht. Das geschieht nicht wirklich. Nein, nein … nein!“ Ich presste die tränenvollen Augen zu und hörte nicht auf dieselben Worte immer wieder zu wiederholen. Bis …
     

29. Aufstieg des Hades
     
     
    … Bis ich die schönste Stimme der Welt die hässlichsten Worte aussprechen hörte, die es gab. Und es war seine Stimme.
    „Es ist zu spät!“
    „Nein, nein. Das ist nicht wahr. Das kann nicht wahr sein!“
    „Joe …“, sagte seine Stimme unerträglich sanft, bevor er versuchte, mich an den Ellbogen hochzuziehen.
    „Komm doch hoch. Ja? Bitte.“
    In allen Gesichtern stand dasselbe geschrieben: blankes Entsetzten.
    Das Unbegreifliche war aber, dass diese Blicke mehr und mehr mir galten und nicht ihm. Als wüssten sie, dass er damit klarkäme, ich jedoch nicht. Und was mich anging, hatten sie recht.
    Wie konnte es wahr sein? Wie? Er sollte sterben! Wirklich sterben !
    Istvan stand mir doch gegenüber, so wundervoll und stark wie immer. Dennoch sah ich es in seinen Augen. Er wusste es. Ich schüttelte einfach den Kopf. Gegen alles … gegen einfach alles, was geschah.
    „Ich kann es bereits fühlen …“, sagte er mit tödlicher Ruhe. „Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, bevor … bevor es schlimmer wird.“ Ich zitterte.
    „Nein“, protestierte ich weiter sinnlos, immer wieder und warf mich gegen ihn, meine Hände fest in seinem Rücken verschränkt. Das Gesicht so tief ich nur konnte in seinem Nacken verborgen, wollte ich die Welt aus den Augen haben, die Welt, die mich derart grausam betrog. Wollte alles verleugnen, alles, was gerade geschah und noch geschehen würde. Das hier war mein schlimmster Albtraum. Nur gab es daraus kein Erwachen.
    Seine Haut, sie war so samtig und warm und roch so gut. Nach ihm. Wie sollte so etwas einfach vergehen? Schon bald …
    Sein Körper drängte sich ganz fest an meinen, aber ich konnte ganz schwach bereits die Anstrengung spüren, die es ihn kostete. Er wird schwächer. So schnell …
    Die Tränen kamen, dort an seinem Hals, meiner letzten Zuflucht. Sie kamen heiß und verbrannten die zerkratzte Haut an meinen Wangen.
    Ich begann zu weinen wie noch nie zuvor in meinem Leben und konnte nicht aufhören. Jedes Schluchzen und Krampfen erschöpfte mich. Ich fühlte mich so müde. So roh und verletzlich. Es kostete mich sämtliche Kraft, die noch übrig war, um nicht zusammenzuklappen, wo ich doch eigentlich stark sein sollte für ihn. Wo er mich doch jetzt mehr brauchte als jemals zuvor. Er zögerte nicht. Versuchte mich zu stützen und hochzuheben, doch es war zu viel für ihn. Während ich erschrocken aus -seinem Griff glitt, schrie ich tonlos auf, als er vor mir zusammensackte, als wäre sämtliche Lebenskraft aus ihm

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