Wolfsfieber - Band 2
schien ihn kaum zu behindern. Doch da tauchten direkt hinter ihm zwei Männer auf. Istvan ! Und Jakov. Die Erleichterung brachte mich fast um den Verstand. Doch je näher sie kamen, desto deutlicher konnte ich den schmerzverzerrten Ausdruck auf Istvans Gesicht wahrnehmen. Mach, dass du da wegkommst!, schien er mir sagen zu wollen. Ich wollte ja, aber ich konnte einfach nicht mehr. Jetzt sah ich auch Valentin, der ihnen mit Abstand folgte. Sie alle kamen auf mich zu, aber Farkas würde mich als Erster erreichen. Obwohl es absolut sinnlos war, versuchte ich dennoch zu entkommen, wie Istvan es wollte. Doch weit kam ich nicht. Ein paar mühsame Meter hatte ich mich gerade vorwärts geschleppt, da wurde ich schon von einer tiefen Schlucht am Weiterkommen gehindert. Also blieben mir nur zwei Optionen. Entweder ich stürzte mich da hinunter und brach mir das Genick oder ich ließ zu, dass Farkas mich in die Finger bekam. Die Versuchung, mich hinunterzuschmeißen, war groß. Aber nicht groß genug. Als hätte er genau gewusst, dass mein Weg in einer Sackgasse enden würde, kam Farkas milde lächelnd auf mich zu. Mit einer einzigen, schnellen Geste, hatte er mich in seiner Gewalt. Wieder einmal war ich gezwungen, seine Nähe zu fühlen und seinen derben Geruch einzuatmen. Warum bist du nicht gesprungen? , fuhr ich mich selbst an, als sich sein fester Arm um meine Mitte schlang. Er wollte mir keinen Raum geben, um mich zu wehren. Ich hätte mich lieber in Luft aufgelöst, als zuzusehen, wie Istvan vor uns zum Stehen kam, und zu wissen, dass alles meine Schuld war. Ich konnte ihn einfach nicht ansehen. So schwer es mir auch fiel, ich nahm die Augen von seinem angsterfüllten Gesicht und blickte beschämt nach unten. Farkas schleifte meine Füße demonstrativ über den Boden Richtung Abgrund, um klarzustellen, wer hier das Sagen hatte. Toll! Ich war also Geisel und Druckmittel in einer Person.
„Bastard“, spie Jakov hart aus und fixierte seinen Vater mit vor Wut dunklen Augen. Istvan war sprachlos. Geschockt. Valentin versuchte ruhig zu bleiben. Zumindest einer musste es ja sein. Die Situation war zum Verzweifeln. Besonders für mich. Aber schlimmer noch für ihn. Istvan . In seine Augen zu sehen, brachte alles in mir in Aufruhr. Selbst die Angst war mehr . Alles war mehr.
„Na, na, na! Spricht man so mit seinem alten Herren“, grummelte Farkas. Der amüsierte Unterton in seiner tiefen Stimme ließ meinen Magen rebellieren. Diese überhebliche -Stimme! Wie ich sie hasste!
„Lass sie los. Sofort. Ohne Bedingung“, verlangte Istvan. Ich hatte noch nie gehört, dass seine Stimme so eiskalt klang.
„Warum sollte ich?“, antwortete Farkas schnaufend. „Ich habe den Trumpf und du hast was?“
Er sah sich provokant um. „Nichts … Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen, Kleiner“, stachelte er ihn an. Um ihn noch mehr zu provozieren, umfasste seine andere Hand meinen Hals. „Ein einziger Ruck und dein Schätzchen ist Geschichte. Verstanden?“, herrschte er Istvan an und fixierte auch Jakov warnend. Istvan hob umgehend beschwichtigend die Hände.
Plötzlich wurde ich nach hinten gezerrt. Fast wäre mein Nacken überdehnt worden, so grob hatte er mich in der Gewalt. Oh, nein! Hinter Farkas kam sein Rudel hervor. Ein ganzer Haufen junger Burschen deckte jetzt seinen Rücken. Einige von ihnen hatten halb verheilte Blessuren. Auch auf unserer Seite tat sich etwas. Woltan, Serafina, Marius, Petre und Radu hatten uns aufgespürt und kamen hinter Valentin zum Stehen. Die zwei Seiten standen sich nun gegenüber. Und ich befand mich im Auge des Sturms. Zwischen den Fronten. Als ein-ziger, verwundbarerer Mensch. In Farkas Gewalt.
„Dann sind wir ja alle beisammen“, kommentierte Woltan trocken.
Aber ich scherte mich nicht um die anderen. An dem ein-zigen paar Augen, das mich interessierte, hielt ich mich verzweifelt fest. Direkt vor mir starrten diese grünen Augen mit derselben Intensität zurück. Doch Farkas’ Grausamkeit durchbrach selbst dieses Band mit seinen gemeinen Worten.
„Ich frage mich, ob ihr Herz so heftig für dich oder gegen mich schlägt?“, reizte er Istvan boshaft. Istvan konnte sich kaum noch beherrschen, schnaubte vor Wut und nackter Angst. Jakov musste ihn zurückhalten. Ich wusste es ja. Mein Puls raste. Aber ich konnte nichts dagegen tun.
„Vielleicht sollten wir es herausfinden“, schlug Farkas begeistert vor und presste meinen Brustkorb zusammen. Ohne es zu wollen, schrie
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