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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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begrüßen würde“, sagte ich und es sollte verführerisch klingen oder kess, tat es aber nicht. Ich war auch nervös, verdammt nervös.
    Toll! Eine nervöse Blinde führt einen nervösen Blinden , urteilte ich sarkastisch.
    „Lässt du mich rein, oder sollen wir weiter hier draußen herumzappeln?“, fragte ich und trat von einem Fuß auf den anderen, um die Kälte zu verscheuchen.
    „Oh. Sicher. Komm rein!“
    Natürlich streifte ich seinen Oberkörper, als ich mich an ihm vorbei in den Flur drängte. Ich ging vor. Ins Schlafzimmer. Zurückhaltung schien mir in diesem merkwürdigen Moment geradezu lächerlich zu sein, also versuchte ich es mit Direktheit. Das verschlimmerte unser Nervositätsproblem. Ich konnte förmlich spüren, wie sich jede Sehne und jeder Muskel in Istvans drahtigem Körper bis zum Zerreißen anspannten. Ich war keinen Deut besser. Stand ich nicht mitten im Raum und drehte mich nur nutzlos herum und sah mich in seinem Schlafzimmer um, als hätte ich es nicht schon Hunderte Male ge-sehen? Alles war wie immer: die spärliche Einrichtung, das große Bett und der kleine Sekretär. Aber wir waren anders. Die Geschehnisse der letzten Wochen und Monate hatten uns beide verändert. Wir waren befangener und nicht mehr so vertraut miteinander, zumindest in diesen Dingen nicht.
    „Was ist?“, fragte er flüsternd und starrte mich durchdringend an, während er gegen die Wand gelehnt neben der Tür stand. Genau jene Wand, an der er sich abgestützt hatte, als er sich mir zum ersten Mal als Liebhaber näherte. Ich versuchte nicht zu sehr daran zu denken, obwohl mir die Röte und die Hitze ins Gesicht schossen.
    „Was ist?“, wiederholte Istvan nochmals und seine aufgerissenen, grünen Augen fixierten meine blutroten Wangen.
    „Ich … ich …“, stotterte ich, als hätte ich einen Anfall. Ich konnte nicht sprechen. Alles, was ich sagen wollte, klang irgendwie verdreht und konnte nicht richtig vermitteln, was ich fühlte. Also sagte ich die Wahrheit, obwohl sie mich in die Bredouille brachte.
    „Ich habe Angst“, gestand ich kaum hörbar.
    Seine grünen Augen verfinsterten sich. Er ging an mir vorbei, fast wie ein Geist und setzte sich auf die Bettkante, mit hängendem Kopf und gesenktem Blick.
    „Ich verstehe“, murmelte er, „ich kann es dir nicht vorwerfen.“
    Er hatte es vollkommen falsch verstanden, genau, wie ich es befürchtet hatte. Ich setze mich zu ihm, mit dem nötigen Abstand, den wir beide nun brauchten.
    „Ich habe Angst, dass wir nicht mehr wir sein können. Als ich dich vorher angesehen habe, da … ich habe mich an das erste Mal erinnert“, sagte ich und starrte dabei auf die Konturen meines Kleides. Und er verstand.
    „Wir waren immer in allem so leidenschaftlich. Ein besseres Wort fällt mir dazu nicht ein. Ich habe Angst , dass wir das jetzt nicht mehr sein können. Aber genau das will ich. Ich will es so sehr, dass es wehtut, Istvan“, gestand ich ihm und lieferte mich ihm vollkommen aus. So ehrlich in meinen Gefühlen zu sein, fiel mir selbst bei Istvan schwer. Ich konnte ihm jetzt nicht mehr in die Augen sehen. Doch anscheinend war es genau das, was er wollte. Istvan packte mich an den Schultern und riss meinen Kopf in seine Richtung. Seine grünen Augen trafen mich wie ein Blitz.
    „Mir geht es doch genauso, Joe. Was denkst du, wieso ich heute da war. Ich weiß genau, was passiert, wenn wir uns auf diese Weise berühren. Es ist wie ein Naturgesetz! Und dennoch bin ich zum Maitanz gekommen und quäle uns damit beide. Ich bin ein Masochist, aber heute war ich, was dich betrifft, sogar ein Sadist“, presste er gezwungen hervor und seufzte laut und angestrengt, als halte er alles schon zu lange zurück.
    „Es gibt kein Zurück mehr. Du weißt es und ich ebenso. Wir haben eine Grenze überschritten, also lass uns jetzt nicht feige sein“, warnte ich ihn und nahm seine Hand in meine. Seine Wärme erreichte mich, aber er wirkte noch immer zögerlich.
    Wir saßen viel zu weit voneinander weg. Es machte mich wahnsinnig. Ich kam mir wieder vor wie mit sechzehn, wie als Teenager. Schrecklich! So unsicher und ungeschickt. Ich wollte verhindern, dass Istvan anfing, mich so zu sehen. Mehr als alles andere wollte ich für ihn wieder die Frau sein, die er in seinem Notizbuch beschrieben hatte, die ich sein sollte, die mir aber eher wie der beste Teil von mir vorkam. Ich stellte mir vor, was diese Frau an meiner Stelle tun würde, um Istvan zu überzeugen. Da wusste ich, was ich

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