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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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mich? Wozu?“, fragte ich ihn eindringlich. Ich verstand seine Motive nicht.
    „Ich dachte, wenn ich dich schon nicht begleiten kann, dann sollte ich das Bestmögliche daraus machen … Aber als ich dich dann auf der Tanzfläche sah, in diesem hübschen Kleid, hab ich mich umentschieden. Du siehst, es ist alles deine Schuld. Du musstest ja unbedingt dieses himmelblaue Kleid anziehen, das deine blauen Augen so gut zur Geltung bringt“, beschuldigte er mich und versuchte sein Grinsen hinter vorgehaltener Hand zu verbergen. Darauf wusste ich keine Antwort. Wieso beschwerte ich mich denn in einer Tour, als wollte ich nicht, dass er mich über die Tanzfläche wirbelte?
    Es waren der besorgte Blick von Serafina und der fassungslose Ausdruck auf Woltans Gesicht, die mich so zurückhaltend werden ließen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sich tausend Augenpaare in meinen Rücken bohrten. Auch wenn es nur Einbildung war, schüchterte es mich doch immens ein.
    Ich zuckte merklich zusammen, als Istvan mich am Handgelenk packte und in die Mitte des Tanzbodens führte. Die Luft schien plötzlich wie elektrisch geladen, sogar die Insekten schienen verwirrt herumzuschwirren. Als die Musik einsetzte, ging Istvan in Position und ich versuchte zuerst zaghaft, seinen Bewegungen zu folgen. Bald schon war ich, aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz, im Takt und ließ mich von der Musik und dem Schwebezustand, den Istvan mir bereitete, davontragen. Erst nach einer ganzen Weile bemerkte ich, dass „Have You Ever Really Loved A Woman“ gespielt wurde, aber sehr langsam und gemächlich.
    „Du führst schon wieder“, beschwerte er sich.
    „Entschuldigung. Wenn ich nervös bin, ist es am schlimmsten“, versuchte ich ihm zu erklären und fügte zähneknirschend hinzu:
    „Und ich habe das Gefühl, dass uns jeder hier anstarrt, und muss auf jede kleinste Regung, die ich mache, achtgeben.“
    Istvan blickte mich fest an. Angestrengte Nachdenken bildete Sorgenfalten auf seiner Stirn.
    „Schließ die Augen!“, forderte seine raue Honigstimme sanft. „Vergiss das alles! Vergiss alles um dich herum für diesen einen Tanz!“ Seine Stimme war schon fast hypnotisch, als er dann von mir verlangte: „Denk nur daran …!“
    Das befahl Istvan mir zuletzt, dann legte er seine glühende Wange an meine. Ich schloss die Augen noch im selben Augenblick, genau, wie er es verlangt hatte.
    Danach konnte Istvan die Drehungen und Bewegungen unseres Tanzes wieder selbst bestimmen und ich fühlte nur noch seine Wange auf meiner, meine Hand in seiner und unsere Pulsschläge befanden sich bald im Gleichklang. Alles schien mir plötzlich im Takt zu sein, miteinander verbunden. Die Drehungen unseres Tanzes fanden ebenso in meinem Inneren statt. Jedes Molekül in meinem Körper schien in Schwingung zu geraten und jede Zelle in mir tanzte mit seiner warmen Nähe. Ich verlor jegliches Gefühl für Zeit und Raum. Dieser Zustand erinnerte mich auffallend an die Momente unseres intimsten Zusammenseins. Mir wurde immer schwindliger und ein Hitzeblitz fuhr durch meinen Körper, der sich von seiner Wange ausgehend bis in meine Zehenspitzen bohrte.
    Ich erschrak beinahe zu Tode, als ich die letzten Takte des Liedes herannahen hörte. Automatisch riss ich die Augen auf. Der Schreck löste mich von seiner Wange und ich starrte in seine grünen Augen. An seinem sengenden Blick erkannte ich, dass auch sein Inneres in den kurzen Minuten Feuer gefangen hatte.
    Wie gefährlich, dumm und impulsiv war diese Tat? Wie wundervoll und unvergesslich sie war, wusste ich ja bereits.
    Wir sahen uns nur einen Wimpernschlag lang an, zu lange. So viel Bedauern und Schmerz in einem einzigen Blickwechsel!
    Dann waren wir gezwungen, voneinander wegzugehen, in entgegengesetzte Richtungen, jeder in seine sichere Ecke.
    Nur ein Gedanke schoss mir durch den Kopf und hallte immer wieder, immer lauter und drängender nach:
    „Manchmal genügt ein Funke, um ein Feuer zu entfachen!“
     
    Ich lag bereit seit einer Stunde auf meinem Bett. Das blaue Kleid hatte ich noch immer nicht ausgezogen. Ich konnte an nichts anderes denken, als an Istvan, an unseren hypnotischen Tanz und an den Funken, der sich entzündet hatte. Gedankenverloren spielte ich mit meinen Haaren und wünschte mir, dass er es an meiner statt täte.
    Bald konnte ich kaum noch atmen, so fest dachte ich mittlerweile an ihn. Alles hatte sich so vertraut angefühlt, zu vertraut.
    Wie konnte gerade Istvan, der sonst immer so umsichtig

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