Wolfsfieber - Band 2
schon im nächsten Gebäude befand, das man aus Platzgründen, direkt an dieses angebaut hatte. Hinter der Metalltür erwartete uns ein Zimmer, das plötzlich wirkte, als wäre es dem Geschäft Jahrhunderte weit voraus. Das diffuse Licht des Ladens wurde von einem kalten Neonlicht abgelöst und Plastik und Metall waren dunklem Holz gewichen. Der ganze Raum war ein einziges Labor. Gleich hinter der Tür befanden sich zwei riesige Kühlschränke, der eine war völlig -verdeckt, der andere mit einem durchsichtigen Glas verschlossen. Auf der anderen Seite des Raums standen viele wissenschaftliche Geräte, von denen ich nur einige benennen konnte. Ich machte einen Gaschromatografen, eine Zentrifuge, auf der mehrere Ampullen mit Blut eingespannt waren, und einen Bunsenbrenner aus. Gleich vor uns befanden sich zwei lange Tische mit einer Spüle, auf denen Mikroskope, Petrischalen und unzählige Präparate standen. Ganz vorne auf den Arbeitsplattformen stand jeweils ein Laptop, um einen von ihnen drapierten wir uns. Miriam sah sich noch befangener um als ich. Der allgegenwärtige Geruch von Formaldehyd war auch alles andere als vertrauenserweckend.
Der Doktor machte sich daran, alles, was er für seine Ausführungen brauchen würde, vorzubereiten, während wir etwas unbeholfen herumstanden. Dann zog der Wissenschaftler einen der Hocker heran und setzte sich vor den Computer. Istvan blieb die ganze Zeit über derart ruhig, dass es mich ganz nervös machte. Wie konnte er sich plötzlich so auffällig gut zusammennehmen?
Woltan wurde ungeduldig, wie ich auch. Miriam klebte so dicht an ihm, dass mir sofort klar war, dass sie Angst bekam, jetzt wo es ernst wurde. Komischerweise konnte ich nicht sagen, wie ich mich fühlte. Anscheinend war wieder einmal mein Autopilot angesprungen und ließ mich ruhig werden, obwohl ich eigentlich aufgeregt sein sollte. Als der Doktor einem nach dem anderen anstarrte, als versuchte er uns zuzuordnen, sprang Istvan in die Presche und übernahm die Vorstellung. Er deutet auf jeden von uns, nannte dessen Namen und fügte eine kurze Erklärung in seinem rasend schnellen Ungarisch hinzu. Der Doktor nickte verständig.
„Istvan? Du wirst doch alles simultan übersetzen? Und du lässt auch nichts aus?“, wollte ich bestätigt haben.
„Ja, ich werde nur übersetzen, was er sagt. Na ja, manchmal muss ich schon etwas vereinfachen oder erklären, O. K.?“
Ich nickte und Miriam tat es mir nach. Der Doktor sah uns verwirrt an, da er nicht verstand, was sich gerade abgespielt hatte. Istvan ignorierte seine Verwirrtheit und bat ihn, mit seinen Ausführungen zu beginnen.
Die Stimme des Doktors ratterte mit diesem Akzent nur so dahin, während er auf das Bild des Laptops deutete. Wir verstanden nichts, bis Istvan eine Pause ausnutzte und übersetzte. Es war nervig, ständig zuerst Istvans Reaktion auf das Gesagte zu sehen und erst viel später zu verstehen, was sie ausgelöst hatte.
Das einzige Wort des Doktors, das ich bisher kannte, war Lykanthropie . Er benutzte offenbar die gängige Bezeichnung für die Werwolfkrankheit, obwohl sie doch nur als Legende galt.
Istvan drehte sich zu uns und begann mit seiner vereinfachten Rede:
„Zuerst will uns der Doktor erklären, dass es sich bei der -Lykanthropie nicht um ein Gift oder eine Vergiftung handelt, wie viele von uns glauben. Die Krankheit hat eher Ähnlichkeit mit einem Virus. Genauer gesagt, mit einem DNA-Virus, da es, einmal in den Körper eingedrungen, dessen DNA verändert. Dort hat er mit seinen Forschungen angesetzt, obwohl er -zugeben muss, dass es nicht mit einem normalen Virus zu vergleichen ist, da es die Komponente der Mondstrahlen gibt“.
Der Doktor unterbrach Istvan, um noch etwas einzuwerfen. Daraufhin wurde Istvan ganz bleich und seine Augen fielen fast in sich zusammen. Angespannt zischte er etwas auf Ungarisch, woraufhin der Doktor nochmals den Kopf schüttelte.
„Was? Was ist mit dir?“, fragte ich aufgebracht und sah ihn von der Seite an.
„Hat der Virus die DNA eines Wirtes einmal verändert, so ist dieser Vorgang irreversibel. Jeder Versuch, den ursprüng-lichen Gencode des Wirtes wiederherzustellen, führt zum unweigerlichen Tod des Objektes“, führte Istvan geistesabwesend aus. Er hatte in voller Absicht die wissenschaftliche Sprach-weise des Doktors beibehalten, da die Botschaft so weniger grausam schien, aber ich verstand sie trotzdem.
„Also kein Heilmittel“, folgerte ich niedergeschlagen und versuchte ihn zu
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