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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Istvan. Vladimir und Dimitri schienen völlig vor den Kopf gestoßen. Sie sahen sich ratlos an, wie ein Körper ohne Kopf. Verloren. Hilflos. Dann senkten sie widerstrebend die Köpfe und begannen sich zurückzuziehen. Als auch noch Istvan an Jakovs Flanke auftauchte, begriffen die russischen Wölfe, dass sie, wenn sie überleben wollten, fliehen mussten. Ich wusste genau, was ich sah. Glauben konnte ich es noch nicht. War das wirklich geschehen? Hatte Jakov gerade eben die Seiten gewechselt? Wandte sich jetzt ein weiterer Sohn gegen Farkas? Aber wieso?
     
    Woltan kam an die Seite seiner Schwester und gemeinsam warteten sie darauf, dass die Heilung sie wiederherstellen würde. Ihr Bein war mehrfach gebrochen, deshalb dauerte ihre Wiederherstellung länger.
    Ich hielt es, wider besseres Wissen, nicht mehr auf dem Balkon aus. Mit hastigen Laufschritten stürmte ich aus dem Haus, auf Istvan, den Wolf, zu und ignorierte Valentins vergebliche Versuche, mich an meiner Jeans zurück ins sichere Haus zu zerren. Jetzt, wo ich Istvans geschundenen Körper von Nahem sah und der metallische Geruch des Blutes mir in die Nase stieg, hätte ich am liebsten laut geflucht. Aber ich verbot mir selbst dieses nutzlose Bedürfnis und sank stattdessen lautlos auf meine Knie. Ich zog seinen schlaffen Kopf und einen Teil seiner befleckten Schulter in meinen Schoß. Er winselte dabei, gequält und gleichzeitig erleichtert. Vorsichtig strich ich über die einzige Stelle seines Hinterkopfes, die noch heil genug für Trost war, und wartete darauf, dass die Erschöpfung ihn endlich einschlafen ließ. Erst als ich mir ganz sicher war, dass seine Wolfsaugen fest geschlossen waren, wagte ich es, mich umzusehen.
    Valentin hatte sich vor uns allen aufgebaut. Radu, Marius und Petre waren an seine Seite gekommen. Ich hatte ihre Ankunft nicht einmal bemerkt, denn ich hatte nur Augen und Ohren für Istvan gehabt.
    Die vier älteren Wölfe standen in einer Reihe vor uns und keilten Jakov ein. Der dunkle, starke Wolf senkte langsam und bedächtig seinen Kopf, bis sein Nacken völlig frei, vollkommen ungeschützt, vor Valentin lag. Da verstand ich, was geschah. Jakov lieferte sich selbst aus.
     
    Als endlich die Sonne durch die Bäume drang und der Wald verhalten zum Leben erwachte, verwandelten sich alle Wölfe so schnell, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte, wieder zurück. Es musste an ihren Verletzungen liegen. Anders konnte ich es mir nicht erklären. So lag auch Istvan bereits halb wach und menschlich in meinen Armen. Sein Körper wies zwar noch Spuren des nächtlichen Kampfes auf, die bereits begannen deutlich zu verblassen. Der unbekleidete Jakov blieb, zu meiner -Erleichterung, friedlich auf dem Boden sitzen. Ich konnte sehen, dass er Serafina hinter mir, oder genauer gesagt, ihren atemberaubend schönen, nackten Körper von oben bis unten musterte. Er sah dabei aus wie ein Kunstsammler, der zum ersten Mal in seinen Leben ein unentdecktes Meisterwerk betrachten durfte. Die Worte schamlos und zu intim geisterten in meinem Kopf herum. Seine Motive schienen mir auf einmal nicht mehr ganz so mysteriös.
    Istvan begann aufzuwachen und starrte mich erschrocken an:
    „Herrgott!“, fuhr er mich an. „Wieso bist du nicht im Haus geblieben?“
    Anstatt ihm zu antworten, küsste ich ihn leicht auf die Lippen und legte ihm meine Weste um die noch vernarbten Hüften. Es war mir egal, dass Jakov, unser Feind , mir dabei zusah. Dennoch bekam ich Gänsehaut, als ich spüren konnte, mit -welcher Intensität Jakov ihn und mich dabei beobachtete.
     
    Der Morgen fing schon einmal gut an. Mit einem Streit. Niemand konnte sich darüber einig werden, wie man mit Jakov umgehen sollte. Er war ohne zu murren bereit gewesen, sich von Petre und Radu gefangen zu nehmen. Sie schleppten ihn ins Haus. Als sein Halbbruder sollte Istvan entscheiden, wie weiter mit ihm zu verfahren sei, ordnete Valentin schließlich an. Wir drängten uns alle ins große Wohnzimmer. Radu und -Petre, die mir noch nicht einmal vorgestellt worden waren, blieben mit Jakov in der Küche. Petre, Marius’ etwas fülliger Bruder, war über die ganze Situation wenig erfreut. Ich musste nicht viel über ihn wissen, um das zu erkennen. Ständig rieb sich der große Mann missbilligend seinen dunklen Bart. Radu, ein älterer Mann mit abrasierten Haaren, machte auf mich den Eindruck, keine besondere Einstellung zu vertreten. Der Mann sah immer wieder zu Valentin, seinem Anführer seit Jahrhunderten. Er

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