Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
Vom Netzwerk:
dröhnendes Heulen, lange bevor ihre Wolfsleiber zwischen den Baumrinden hervordrangen. Fast hätte ich aufgeschrien, wenn Valentin nicht seinem Kopf besänftigend an mein Bein gedrückt hätte. Aber es wirkte nur kurz. Sobald ich die drei Wölfe deutlich sah, ihr Felle, diese stechenden Augen, und hörte, wie sie Istvan, Serafina und Woltan anknurrten, stand ich kurz vor einer Panikattacke. Meine Hände klammerten sich krampfhaft um das Balkongeländer. Das alte Holz knirschte unter dem Druck meiner Finger. Valentin neben mir winselte. Aber ich konnte meinen Blick nicht von der Szenerie vor mir abwenden, die ich gezwungen war, von meinem sicheren Beobachtungsposten mitanzusehen. Istvans schlanke Wolfsgestalt blieb scheinbar ungerührt stehen, während Serafina und Woltan sich vor den Dreien auf und ab bewegten, um jede angedeutete Bewegung ihres Gegenübers abzuschätzen. Doch es war Istvan, der laut und dröhnend knurrte. Seine angespannten Hinterbeine stemmten sich fest in den Waldboden. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis sie übereinander herfallen würden, so viel war selbst mir klar.
    Dimitri sprang als Erster los. Der weiße Wolf landete mit einem einzigen Sprung auf Woltans Rücken und vergrub seine Reißzähne gekonnt in seinem Oberschenkel. Woltan winselte, woraufhin Istvan und Jakov, ohne zu zögern, aufeinanderprallten. Bei diesem grauenvollen Anblick setzte mein Herz aus. Sie umkreisten sich, aber keiner bekam den anderen zu fassen. Serafina versuchte gleichzeitig, ihren Bruder aus seiner Zwangslage zu befreien, aber der riesige, gescheckte Werwolf hinderte sie daran. Er, Vladimir, gab ihr mit seiner Schnauze einen heftigen Stoß, der sie gegen einen Baum schleuderte. Das Geräusch ihres Aufpralls ließ Istvan und auch Jakov ihren kämpferischen Wolfstanz unterbrechen. Serafina jaulte laut, danach winselte sie herzzerreißend. Ihre linke Vorderpfote war verletzt, sodass sie nur noch hinken konnte. Ich und Valentin schnaubten mitgenommen. Wir hatten beide Angst um sie. Als Vladimir und Dimitri sahen, dass Serafina angeschlagen war, richteten sie ihre irisierenden Wolfsaugen umgehend in ihre Richtung. Die unheimliche Bewegung zur verwundeten Wölfin hin ließ für mich nur einen Schluss zu: Die Kriegerwölfe hatten sie zur leichten Beute erkoren. Beide verließen sich darauf, das Jakov ihren Rücken decken würde, während sie auf Serafina losgingen. Aber Jakov stand etwas abseits regungslos da. Istvan und Woltan versuchten Serafina beizustehen, doch Vladimir und Dimitri bissen derart heftig auf sie ein, dass sie nicht in ihre Nähe kamen.
    Das dunkle Blut auf Istvans Fell erkennend, stockte mein Atem und mein Herz stotterte. Erst als ich Anzeichen für die Heilung entdeckte, wagte ich, wieder zu atmen. Der arme Valentin war hin- und hergerissen zwischen seinen Beschützerpflichten mir gegenüber und der Sorge um seine Tochter. Er verließ mich dennoch nicht. Treu blieb er an meiner Seite.
    „Die Drei“ hatten zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt angegriffen, denn Marius, Radu und Petre befanden sich noch auf Patrouille. Istvan war, anders als Woltan, wieder kampfbereit und sprang über seine Gegner hinweg, bis er vor Serafina landete. Der dunkle Wolfskörper von Serafina wurde fast gänzlich von ihm verdeckt. Trotzdem gelang es Vladimir, sie weiter im Blick zu halten. Doch jetzt konzentrierten sich Dimitri und Vladimir auf Istvan. Das Balkongeländer knackte bereits unter meinem Verzweiflungsgriff. Vladimir hatte ihn zurückgedrängt, damit Dimitri Serafina brutal in den Nacken beißen konnte. Unter heftiger Gegenwehr sank Serafina auf den Waldboden. Dimitris Geste wirkte auf mich überaus demü-tigend. Istvan Leib war erneut großflächig mit diesem dunklen Film überzogen, dass sein sandfarbenes Fell im fahlen Mondlicht kaum noch zu erkennbar war.
    Ich hatte Tränen in den Augen, als ich verstand, dass sie tatsächlich im Begriff waren zu verlieren. Ich wollte schon die Augen schließen, weil ich den Anblick einfach nicht länger ertragen konnte, da hörte ich plötzlich ein strenges, wütendes Heulen. Schnell riss ich die Augen auf und starrte auf den schwarzen Wolf Jakov, der seine Werwolfbrüder in die Schranken wies. Ich konnte es kaum glauben. Er war zwischen die Fronten gekommen, fletschte Angst einflößend die Zähne und richtete sein aufgerissenes Maul gegen Vladimir und Dimitri.
    Mit seinem kräftigen Körper schützte er Serafina und damit auch

Weitere Kostenlose Bücher