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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Etwas verband sie, was ihnen noch nicht einmal bewusst war. Seltsamerweise fiel mir wieder mein Traum ein.
    „Istvan“, ich rief ihn leise beim Namen und winkte ihn zu mir. Auch wenn es sinnlos war, ein Vieraugengespräch zu versuchen, tat ich es trotzdem.
    „Weißt du noch, was in meinem Traum passiert ist, als du Jakovs Hand ergriffen hast?“, fragte ich flüsternd nach. Istvans grüne Augen ruhten gespannt auf mir, bevor er kaum merklich nickte. Jakov verzog ungläubig, fast schon verblüfft das Gesicht, als er unweigerlich mit anhören musste, was ich mit Istvan besprach.
    „Vielleicht ist er die Lösung und jetzt ist der Moment gekommen, ihm versöhnlich die Hand zu reichen “, deutete ich kryptisch an und nahm seine Hand in meine. Ich konnte den Kampf auf seinem Gesicht sehen. Zu verzeihen, war alles andere als leicht für ihn. Nach allem, was Jakov vor einigen Monaten getan hatte, er hatte mich schließlich als Wolf angegriffen, und wofür er gestanden hatte, kam es Istvan wie ein großes Opfer vor, das ich von ihm forderte.
    Istvan richtete sich wieder auf, behielt aber meine Hand in seiner.
    „Wenn wir dir verzeihen sollen und du von jetzt an auf unserer Seite bleiben willst, dann musst du uns alles erzählen. Alles ! Hörst du, Jakov! Du darfst keine Geheimnisse vor uns haben, auch nicht, was deine Beweggründe betrifft. Wir haben ein Recht darauf zu wissen, weshalb du jetzt hier bist, und erst dann werden wir entscheiden, ob wir das Risiko eingehen, dich unter uns zu dulden“, verlangte Istvan streng. Die anderen hatten offenbar aufgehört zu atmen. Marius blickte fassungslos auf Valentin, der wiederum unser Gespräch verfolgt und verstanden hatte. Serafina starrte Jakov verstohlen an und schien über etwas an ihm erstaunt zu sein. Was es war, konnte ich nicht sagen. Woltan hatte die Hände tief in die Taschen gesteckt und bedachte Valentin, aber vor allem Istvan mit einem strafenden Blick.
    „Natürlich nur, wenn du einverstanden bist, Valentin. Es ist ja deine Familie, die den größten Teil des Risikos tragen würde“, fügte Istvan ruhig und entschuldigend hinzu. Er wollte Valentin seine Führerrolle auf keinen Fall streitig machen. Doch Valentin war mit allem einverstanden und schien sogar sehr interessiert daran.
    „Ich stimme dir zu, mein Freund. Einen so wertvollen und mächtigen Verbündeten an unserer Seite zu haben, könnte für uns sehr nützlich sein. Aber er muss sich unser Vertrauen und unsere Freundschaft erst verdienen“, meinte Valentin überzeugter denn je.
    „Du hast’s ja gehört. Du bekommst eine Chance, auch wenn du sie nicht verdienst. Also erzähl uns schon deine Geschichte. Ich habe schon seit meiner Kindheit kein gutes Märchen mehr gehört“, blaffte Woltan Jakov sarkastisch an und blickte abfällig von der Seite zu ihm hin. Jakov zögerte, rang nach den richtigen Worten, bevor er sich auf seinem Stuhl wieder aufrichtete. Stolz und stark wirkte er, als er sagte:
    „Damit ihr es wirklich verstehen könnt, muss ich euch alles von Anfang an erzählen … Ich habe diese Geschichte, meine Geschichte, noch nie jemandem erzählt, aber vielleicht ist es an der Zeit, das zu ändern.“ Er begann mit seiner Erzählung und ich bekam den merkwürdigen Eindruck, als würde er über sich selbst mit einer gewissen Distanz berichten. Als wäre der Jakov in seiner Vergangenheit nicht er selbst, sondern ein verschütteter Teil von ihm, dem er zum ersten Mal seit Langem wieder begegnete, während er ihn für uns ans Tageslicht holte.
    „Es ist schon sehr lange her, aber das muss ich euch ja nicht sagen. Vieles habe ich damals nicht verstanden. Ich war noch ein Kind und wir, das heißt meine Mutter und meine ältere Schwester, hatten noch keinen Namen für das, was mit mir nicht stimmte. Wir zogen von Ort zu Ort, wie Nomaden, damit niemand bemerkte, dass ich nicht älter zu werden schien. Wo ich herkomme, gab es sehr viele abgeschiedene Dörfer. Das half uns. Doch während ich für die Menschen gerade mal sieben Jahre alt geworden war, erreichte meine Mutter das Alter von vierundsiebzig. Ich habe gelogen, Joe, als ich dir gegenüber angedeutet habe, dass Farkas meine Mutter getötet hätte, doch … na ja, mir war es so vorgekommen. Schließlich hatte er ihr, einer verwitweten Mutter im Alter von achtzehn, wie sich später herausstellte, nachgestellt. Sie hatte seine Annäherungsversuche zuerst erwidert, aber am Ende wurde eine Vergewaltigung daraus. Das Resultat dieser Nacht bin

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