Wolfsfieber - Band 2
Kopf.
„Kommen wir gleich zur Sache. Das Wichtigste sollten wir zuerst klären. Keiner von uns will eine Enttarnung riskieren. Also seid ihr damit einverstanden, dass keine Kampfhandlungen in den bewohnten Gebieten stattfinden?“, fragte Jakov ernsthaft.
Ich konnte es nicht fassen. Darum ging es bei diesem Treffen, um Geheimhaltung und um Schutz der Menschen. Seit wann scherte sich Farkas um den Schutz der schwachen, minderwertigen Menschen , wie er sie immer nannte?
„Einverstanden“, nahm Valentin seinen Vorschlag an und schien erleichtert.
„Ich hoffe nur, dass ihr euch anders als damals in Rumänien an die Abmachung halten werdet“, fügte er bitter hinzu.
„ Ich halte immer mein Wort. Die Abmachung damals hast du nicht mit mir getroffen, wie du dich bestimmt erinnerst“, knurrte Jakov. Seine heisere Stimme war gespickt mit Andeutungen, die ich nicht verstand. Ich erinnerte mich dunkel da-ran, dass Istvan mir erzählt hatte, dass Farkas die Verhandlungen in Rumänien selbst geführt hatte. Deshalb waren Jakov und Istvan sich auch nicht begegnet.
„Es wird sich ja noch zeigen, ob dein Wort etwas wert ist“, zischte die schöne weibliche Stimme von Serafina, die zum ersten Mal hinter ihrem Vater hervortrat und Jakov herausfordernd ansah.
Irgendetwas an ihrem Verhalten oder an ihren Worten ließ Jakov einen Schritt zurückmachen. Er wirkte dabei fast schon ergeben, so als bezeuge ein Ritter seiner Dame den nötigen Respekt. Ich war mir nicht sicher, ob das jemanden außer mir aufgefallen war. Auch der Blick, mit dem Jakov Serafina musterte, war alles andere als neutral. Vielleicht war Jakov auch nur nicht gegen außergewöhnliche Schönheit immun und ich interpretierte zu viel in diese Geste hinein.
„Ich versichere dir, mein Wort ist etwas wert“, sagte Jakov aufrichtig.
„Das wäre etwas ganz Neues“, murrte Woltan, dem es gar nicht gefiel, dass Jakov seine Schwester direkt ansprach.
Alles schien gesagt und wir machten uns schon zum Gehen bereit, als Istvan, dessen Gesicht ich endlich wieder sehen konnte, mir einen merkwürdig nachdenklichen Blick zuwarf, ehe er sich noch einmal umdrehte.
„Jakov?“, sprach Istvan ihn an.
„Ja?“
„Kann ich noch kurz mit dir unter vier Augen sprechen“, bat Istvan mit soviel Höflichkeit, wie ich sie ihm in Gegenwart eines Farkas-Kriegers niemals zugetraut hätte. Jakov kam alleine näher.
„Ich habe mich gefragt, ob du überhaupt weißt, dass du ein Leitwolf bist?“, wollte Istvan von ihm wissen. Wieso fragte er ihn das, war Jakov nicht der unbestreitbare Anführer der Drei?
„Ich meine, ist dir klar, dass du auch ein Alpha bist wie ich und Valentin und wie … er “, setzte er flüsternd hinzu und packte Jakov fest am Unterarm. Die beiden funkelten sich gegenseitig lange an.
„ Er hat mir nie gesagt, dass ich ein Alpha bin, wenn du das meinst. Aber ich weiß es. Er hat mir auch nie gesagt, wieso er dich als Nachfolger vorzieht“, murmelte Jokov daraufhin gekränkt.
„Er sagt überhaupt vieles nicht“, setzte er noch kraftvoll hinzu. Die russischen Werwolfe begannen langsam nervös zu werden, dennoch sprach Istvan weiter mit Jakov, wobei er immer wieder einen kurzen Blick nach mir warf, als würde ihn mein Anblick an etwas Wichtiges erinnern, das noch gesagt oder getan werden müsste.
„Wieso hast du Joe nach ihr und mir gefragt? Und wieso musstest du sie an das Schicksal meiner Mutter erinnern?“, verlangte Istvan jetzt mit Nachdruck, deutlich aufgebracht, zu wissen. „Ich muss es wissen, Jakov?“
„Ich hatte meine Gründe“, gab er unnachgiebig zurück. „Und es ist nicht nur das Schicksal deiner Mutter gewesen“, wisperte er widerwillig. Seine dunkelbraunen Augen wurden ganz betroffen, bevor er sich wieder zurückzog und mit seinen Kriegern im Spalt des Steinbruchs verschwand. Kurz bevor er nicht mehr zu sehen war, drehte sich Jakov um und blickte ein letztes Mal in unsere Richtung. Aber er sah weder Istvan noch mich an. Sein Blick galt ganz alleine Serafina.
13. Der Sohn des Ares
Die volle, runde Mondscheibe stand hoch am Himmel. Auch der hauchdünne Rand, der bereits fehlte, änderte nichts an der Macht und den weitreichenden Auswirkungen des Vollmondes. So zogen auch in dieser letzten Nacht meine wöl-fischen Freunde zusammen mit meinem Istvan um die große Villa und rechneten mit dem Schlimmsten, während ich auf das Beste hoffte.
Vergebens.
Kurz vor Mitternacht griffen sie an. Man hörte ihr
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