Wolfsfieber - Band 2
würde sich jeder seiner Entscheidungen fügen, soviel verstand ich. Ich hatte aber nicht den geringsten Zweifel da-ran, dass der junge, starke Jakov spielend leicht mit den beiden Rumänen fertig würde, wenn er es wollte. Aber er machte auf mich einen gefassten, kooperativen Eindruck. Ich hielt mich mit dieser Meinung dennoch zurück und verfolgte stattdessen die Auseinandersetzung meiner Freunde.
„Ich werde ihn befragen, zusammen mit euch allen. Wir finden schon heraus, was er vorhat“, schlug Istvan vermittelnd vor.
„Du glaubst, dass es eine Falle ist?“, fragte ihn Serafina und kniff ungläubig die Augen zusammen. Nach allem, was letzte Nacht geschehen war, schien sie von Jakovs Aufrichtigkeit ähnlich überzeugt wie ich.
„Alles ist möglich. Wir müssen zumindest davon ausgehen“, wandte Valentin ein. Woltan schüttelte abweisend den Kopf. Marius reagierte ähnlich.
„Er ist Farkas’ Sohn … und Bluthund. Es wäre ein Fehler, ihm vorschnell zu vertrauen“, meinte Istvan bitter. Seine wundervolle Stimme war eiskalt und hart geworden. Ich nahm seine Hand in der Absicht, den bitteren Ton aus seiner rauen Stimme zu verscheuchen.
„Istvan, vielleicht sollte Serafina mit ihm reden“, schlug ich unvermittelt vor. Alle starten mich fassungslos an. Jetzt hatte ich sogar Serafina geschockt.
„Hast du den Verstand verloren?“, griff Woltan mich an. Er packte mich am Oberarm, worauf Istvan ihm einen warnenden Blick zuwarf.
„Das kommt gar nicht infrage, Joe! Wie kommst du überhaupt darauf?“, wollte er verständlicherweise wissen. Ich -wusste nicht, ob ich hier vor allen meinen Verdacht äußern sollte, dass Jakovs Seitenwechsel irgendetwas mit Serafina zu tun hatte, also entschied ich mich für die Halbwahrheit.
„Na ja, immerhin hat Jakov sich erst auf eure Seite geschlagen, als er gesehen hat, dass Serafina in ernster Gefahr war.“ Serafina durchbohrte mich mit ihrem Blick. Ich konnte sehen, dass sie mir meine Worte nicht ganz abnahm.
„Ja, aber was immer das zu bedeuten hat, deshalb müssen wir sie nicht gleich dem großen, bösen Wolf zum Fraß vorwerfen“, presste Woltan scharf hervor. Er war eindeutig auf hundertachtzig. Seine wütenden Blicke verursachten eine steinerne Kugel in meinem Magen.
„Ich kann ganz gut auf mich aufpassen, Bruder“, entgegnete ihm Serafina. Sie war erpicht darauf zu beweisen, dass ihre Niederlage von letzter Nacht nichts weiter als eine Ausnahme gewesen war.
„Darum geht’s nicht. Das weiß ich doch. Ich sehe nur keine Notwendigkeit dafür. Wir machen es so, wie Istvan vorgeschlagen hat“, sagte Woltan und versuchte krampfhaft, -weniger wütend zu klingen. Jetzt mischte sich endlich Valentin ein, der verdächtig ruhig geblieben war.
„Gib den beiden Bescheid, dass sie ihn reinbringen können, mein Sohn. Und versucht dein Temperament etwas zu zügeln“, ordnete Valentin mit seiner Samtstimme an. Woltan ging unzufrieden und widerwillig aus dem Zimmer, während Valentin einen der Holzstühle vor den Kamin stellte. Jetzt fehlt bloß noch die gleißende Schreibtischlampe, mit der wir Jakov ins Gesicht leuchten, dann hätten wir das perfekte Szenario eines Hollywood-Polizeiverhörs , dachte ich bissig und versuchte mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen. Serafina setzte sich zusammen mit ihrem Vater und Marius auf das Sofa. Istvan blieb unruhig stehen, während er mich zum Leder-sessel drängte.
Erst jetzt, da ich das erste Mal seit Stunden wirklich saß, bemerkte ich, wie viel Schlaf meinem Körper mittlerweile fehlte. Die Müdigkeit wäre auch eine Erklärung für meine zy-nischen Gedanken und die Unfähigkeit, meine Verdächtigen bei mir zu behalten, gewesen. Ich rieb mir die Augen und versuchte, mich so gut es ging auf die anstehende Befragung , anders konnte man es nicht nennen, vorzubereiten.
„Du siehst völlig fertig aus. Vielleicht legst du dich besser hin. Du musst nicht dabei sein“, schlug Istvan mir vor. Er versuchte mich mit seiner sanft rauen Stimme zu betören, aber dieses Mal fiel ich nicht darauf herein.
„Nein, ich will dabei sein. Schließlich geht mich das hier genauso viel an wie jeden anderen. Vielleicht sogar mehr. Immerhin ist Jakov zu mir gekommen. Damit hat alles angefangen“, erinnerte ich ihn.
„Wie du meinst, aber denk daran, es könnte dir nicht alles gefallen, was Jakov zu erzählen hat“, gab er zu bedenken.
„Ich bitte dich“, sagte ich uneinsichtig, „ich habe eine halbe Nacht als Farkas’ Geisel
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