Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
er mir das Haar aus dem Gesicht strich. Seine Fingerspitzen glitten über meine Wange, und ich musste mich beherrschen, meine Haut nicht an seiner zu reiben und dabei zu schnurren. Was war nur in mich gefahren?
„Du solltest deine Sachen packen und dorthin zurückkehren, wo du hergekommen bist.“
Ich starrte in seine strahlend blauen Augen. „Das eben hat nicht gerade den Eindruck erweckt, als ob du wolltest, dass ich gehe.“
„Was ich will und was das Beste für uns beide ist, sind zwei Paar Schuhe.“
„Ich verstehe nicht.“
Ich wartete, dass er es mir erklärte. Als er das nicht tat, drehte ich mich mit einem verärgerten Seufzen weg. Da ergriff er meine Hand, zog mich wieder an sich, fing mich ab, als ich stolperte, und schmiegte seinen Körper von Neuem an meinen.
Er spannte den Kiefer an. „Was ich will, ist, dich gleich hier auf den Boden zu legen oder dich dort drüben gegen die Wand zu drängen und dich zu nehmen, bis du nicht mehr länger mit mir diskutieren kannst.“
Als hätte er gar keine andere Wahl, lehnte er sich nach vorn und strich mit den Lippen über die Wölbung meiner Brust, die infolge unserer Akrobatik entblößt war.
„Ich will dich mit meinen Zähnen markieren.“ Er schabte über die empfindliche Stelle gleich unterhalb meines Schlüsselbeins. „Ganz tief in dich eindringen.“
Er zog mich noch enger an sich. Ich hätte mich gekränkt fühlen müssen; stattdessen war ich interessiert.
„Wieder und immer wieder. Ich, du. Du, ich.“ Er unterstrich jedes seiner heiser geflüsterten Worte mit einem Stoß seiner Hüften.
„Ich will Tag und Nacht in dir sein, bis du nicht mehr weißt, wo dein Körper aufhört und meiner beginnt.“
Er beugte sich zur Seite und liebkoste meine Wange, dann senkte er den Mund zu meinem Hals und saugte fest genug an meiner Haut, um jenes Mal zu hinterlassen, von dem er gesprochen hatte. Anschließend hob er den Kopf, und sein Wispern strich über die feuchte Stelle, sodass ich erbebte. „Bist du jetzt verängstigt genug, um wegzulaufen?“
Verängstigt?
Nein.
Vor Erregung wie von Sinnen?
Und ob.
Seinen Körper noch immer gegen meinen gepresst, wurde er ganz stil l – ich spürte seine Hitze, seine Härte, seinen Puls, der nicht im Takt mit meinem schlug. Die Intimität unserer Berührung, seine Worte, meine Gefühle für einen Fremden, hätten mich eigentlich in die Flucht schlagen müssen. Stattdessen hob ich den Blick, um ihn wissen zu lassen, dass ich das Gleiche wollte wie er.
Fluchend wandte er sich von mir ab und starrte wieder aus dem Fenster.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. War das ganze Intermezzo nur dazu gedacht gewesen, mich zu vergraulen? Falls ja, musste er der beste Schauspieler der Welt sein. Ich hätte schwören können, sein Verlangen gespürt zu haben, und wer konnte schon eine Erektion vortäuschen?
Blöde Frage. Er war eben ein ganzer Kerl. Und die bekamen sogar in einer steifen Brise einen Ständer. Zumindest hatte ich das mal gehört. Jemand wie Adam Ruelle war für eine Frau wie mich nicht nur unerreichbar, sondern er sprengte angesichts der Tatsache, dass ich in meinem Leben bisher nur mit einem einzigen Mann intim gewesen war, auch meinen gesamten Erfahrungsschatz.
„Du hast also vor zu bleiben?“, murmelte er.
„Haargenau.“ So einfach würde er mich nicht loswerden.
Er holte tief Luft, stieß sie langsam wieder aus, dann sah er mich an. „Du brauchst einen neuen Führer.“
„Ich brauche gar nichts.“
Mit Ausnahme von dir , flüsterte mein verräterischer Körper. Ich ignorierte ihn; darin war ich in den letzten Jahren ziemlich gut geworden.
„Ich mach’s.“
Eine Sekunde lang dachte ich, er meinte: es mir machen, und warum auch hätte ich das nicht denken sollen? Schließlich hatten wir es praktisch gerade gemacht, wenn auch im Stehen. Dann dämmerte mir, dass er davon sprach, mich durch die Sümpfe zu führen.
„Nein.“
„Wenn du mein Land sehen willst, dann in meiner Begleitung. Ohne jede Ausnahme. Niemals auf eigene Faust. Haben wir uns verstanden, chérie ?“
Wir hatten uns verstanden. Und tatsächlich gab es da draußen Dinge, denen ich nicht allein begegnen wollte. Aber wollte ich ihnen an der Seite von Adam Ruelle begegnen? Ich war mir nicht sicher. Andererseits, welche Wahl blieb mir schon? Wie er gerade betont hatte, war dies sein Land. Mein Boss mochte zwar sein Haus gemietet haben, aber ich konnte mich nicht erinnern, dass auch vom Sumpf die Rede gewesen
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