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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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viel Staub aufgewir-
    belt, deshalb musste ich verschwinden. Ich beschloss, in ein
    paar Jahren, ein oder zwei, wiederzukommen und ihn dann
    mit mir zu nehmen. Doch als ich wiederkam, war er bereits
    verschwunden, ohne jede Spur. Es hat sehr lange gedauert,
    bis ich seine Spur wiederfand. Das war in Rumänien. Ich
    stellte mich ihm jedoch nicht ganz korrekt vor. Ich wollte
    zuerst die Lage ausloten, bevor ich eingriff. Doch auch dies-
    mal zögerte ich zu lange. Er war wieder verschwunden. Bis
    jetzt.“
    „Rumänien!“ Wie war noch mal der Name des Mannes in
    Rumänien gewesen, der ihm nicht geheuer war? Istvan hatte
    gesagt, er sei extra wegen des Mannes vorzeitig abgereist. Er
    hatte ein großes Rudel um sich geschart. Gefährlich, hatte
    Istvan ihn genannt.
    „Du bist … du bist Wolf … Wolf Farkas, oder?“ Das Wort,
    der Name, blieb mir im Hals stecken.
    „Ja, er hat also von mir erzählt. Gut, dann habe ich also
    Eindruck bei ihm hinterlassen.“
    „So würde ich es nicht bezeichnen!“, nahm ich ihm den
    Wind aus den Segeln.
    Langsam dämmerte mir, wieso er jetzt hier war und wie
    ich da reinpasste. Ich würde auch eine 10 : 1 Wette darauf
    abgeben, dass der geheimnisvolle Besucher von vorletzter
    Nacht, dessen Herzschlag Istvan auf den Dachboden aus-
    gemacht hatte, Farkas gewesen war. Ich musste es laut aus-
    sprechen, damit ich es selbst glauben konnte.
    „Du bist hier, um zu Ende zu bringen, was du damals an-
    gefangen hast. Du willst ihn mir wegnehmen. Was wirst du
    tun? Mich töten und ihn zwingen, mit dir zu kommen? Das
    kannst du vergessen. Das wird nicht passieren!“
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    Jetzt lachte er laut auf.
    „Du bist auf der richtigen Fährte, Kleines. Aber du hast ja
    keine Ahnung. Ich habe Mittel und Wege!“ Dabei zog er ein
    schwarzes Buch hervor. Ich erkannte es nicht sofort. Aber ja,
    es war sein Notizbuch. Istvans Logbuch in seinen Händen,
    ein grauenhafter Anblick.
    „Ich habe es gelesen. Sehr aufschlussreich. Sehr hilfreich,
    für meine Zwecke“, gab er mir zu verstehen und wedelte da-
    bei ständig mit dem Buch vor meiner Nase.
    „Dadurch weiß ich auch von seiner kleinen Fixierung auf
    dich. Hat mir viel Arbeit erspart. Ich musste dich erst gar
    nicht groß ausspionieren. Es stand alles schon da. Schwarz
    auf weiß. So wusste ich auch, wann ich dich schnappen
    konnte, ohne dass er störte oder versuchen würde, dich zu
    finden.“
    Ich musste einen dicken Kloß hinunterschlucken bei dem
    Gedanken, wie er uns die letzten Tage beobachtet haben
    musste und dabei immer auf seine Chance gewartet hatte.
    „Ich gebe zu, es war stellenweise ganz interessant, auf
    eine bizarre Weise. Ich hätte nicht gedacht, dass einer von
    uns eine von euch so anziehend finden könnte. Tja, mein
    Sohn hat eben seinen ganz eigenen Geschmack!“ Als er den
    letzten Satz vollendet hatte, bugsierte er sich dicht neben
    mich und schnüffelte wie ein Hund an meinen Haaren.
    „Aber ich finde euch einfach nur schwach, austauschbar
    und überempfindlich!“ Seine Hasstirade wurde begleitet von
    einem sehr heftigen Ziehen an meinen Haaren, wobei ich er-
    staunt war, dass mir nicht gleich der Kopf abriss. Jetzt schien
    er Spaß daran zu haben, wie sehr ich Schmerzen empfand.
    „Lächerlich, wie ich sagte!“
    Ich konnte noch den Zug auf meiner Kopfhaut spüren.
    „Soll ich dich in einem Stück zurückschicken oder nur
    ein bisschen beschädigt. Ich habe mich noch nicht entschie-
    den.“
    Jetzt hatte ich Panik und Angst. Der kalte Schweiß brach
    mir aus und ließ mich schaudern. Er schien immer mehr und
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    mehr Spaß daran zu haben. „Na ja, wenigstens schreist du
    nicht rum wie die anderen!“
    Ich versuchte, ihm nichts zu geben. Keine Tränen, keine
    Schreie. Es war schwer. Er schlug nun, wie aus dem Nichts,
    mit seiner Faust auf mein Kinn.
    „Wollte nur sehen, wie viel du so aushalten kannst. Wie
    ich schon sagte. Nicht schlecht für einen Menschen. Aber
    auch nicht annähernd so gut wie einer von uns!“
    Ich konnte nichts erwidern, ich kämpfte zu sehr damit,
    meine Wut und meine Tränen unter Kontrolle zu halten.
    Jede Reaktion von mir wäre nur Nahrung für seinen Sadis-
    mus. Mit hartem, standhaftem Blick sah ich auf und blickte
    ihm direkt in die Augen, als ob ich keine Angst vor ihm hätte.
    Ich würde mich nicht von ihm demütigen lassen. Das nicht.
    Also versuchte er es auf eine andere Weise. Die war
    schlimmer. Er schlug das Buch auf und las aus Istvans Auf-
    zeichnungen, mit verstellter

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