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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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denn, er hätte es hierher
    mitgebracht. Diese Vorstellung gefiel mir überhaupt nicht.
    Panik stieg erneut in mir hoch. Ich versuchte, über meine
    Schulter zu sehen. Doch die strengen Fesseln, die er sorgsam
    geknotet hatte, und die dumpfen Kopfschmerzen machten
    den Versuch zunichte. Außerdem konnte ich in dieser Dun-
    kelheit sowieso fast nichts erkennen. Er und die überlege-
    nen Augen seines inneren Wolfes waren dabei absichtlich
    im Vorteil. Auch hatte er es so eingerichtet, dass neben dem
    Stuhl, auf dem er mich festgebunden hatte, ein kleiner Tisch
    mit einer Öllampe in Brusthöhe war. Die einzige Lichtquelle
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    im Raum. So konnte ich nur das richtig sehen, was er mich
    sehen lassen wollte. Die Geräusche hinter mir hatten auf-
    gehört. Er musste offenbar gefunden haben, wonach er ge-
    sucht hatte, was es auch war. Ein schlechtes Zeichen.
    Plötzlich lehnte er sich gegen meinen Rücken und seine
    Hände waren blitzschnell von rechts und links an meinen
    Rippen vorbeigekommen, um sich ins Licht zu drängen. Da
    sah ich es. In der rechten Hand hielt er eine Spritze umklam-
    mert. Wollte er mich erneut betäuben? Aber wozu?
    „Bisher war dein Verstand ganz brauchbar. Mal sehen, ob
    du clever genug bist.“ Wieder drängte er sich an mein Ohr
    und ich wurde überwältigt von seinem animalisch beißenden
    Geruch. Sofort wurde mir übel und ich musste den Brech-
    reiz unterdrücken.
    „Wozu das Ratespiel? Bringen wir es hinter uns. Betäub
    mich oder vergifte mich, Bastard!“
    Jetzt schien er sich köstlich zu amüsieren. Er lachte so
    sehr, dass die Spritze in seiner Hand auf und ab zitterte.
    „Nein, nein, so leicht mach ich es dir bestimmt nicht. Wo
    wäre da der Spaß? Aber so weit daneben liegst du gar nicht.“
    Dabei wechselte der Ton seiner Stimme von Belustigung zu
    einem eiskalten Unterton.
    „Das hier …“, jetzt hielt er mir die Kanüle direkt vor die
    Augen. „Das hier ist mein Gift!“ Oh Gott, was hatte er damit
    vor? Tausend wirre, abscheuliche Gedanken jagten durch
    meinen Kopf. Einer davon ließ mich erstarren. Wollte er
    mich gar verwandeln? Mich? Wieso?
    Ich würde nicht lange auf die Antwort warten müssen. Er
    setzte zu einem langen Vortrag an. Dafür entfernte er sich
    extra von meinem Rücken, wofür ich dankbar war. In einer
    raschen Bewegung zog er den zweiten Stuhl von der Wand
    heran und stellte ihn, mir direkt gegenüber, auf. Er setzte sich
    und stützte beide Ellbogen auf die Knie. Mir zugeneigt, und
    in sich selbst hineinschmunzelnd, fing er mit seiner Erklä-
    rung an, die Spritze dabei immer fest in der rechten Hand.
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    „Sieh mal, ich hatte viele Ideen, was dich betraf, aber nur
    eine schien mir letztendlich perfekt zu sein, um das in Gang
    zu bringen, was ich brauche, um ihn an seinen Platz zu zwin-
    gen.“ Er schien seine Manipulations-Deklaration einfach zu
    genießen. Jetzt wirkte er auf mich wie ein James-Bond-Bö-
    sewicht, der dumm und selbstsicher genug ist, um dem Hel-
    den seinen geheimen Plan zu verraten, anstatt ihn einfach
    nur durchzuführen. Doch dieses leichtsinnige Verhalten er-
    möglichte es dem Helden, genug Zeit dafür zu haben, sich
    aus seiner Lage zu befreien. Ob ich auch auf so ein Wunder
    hoffen konnte? Nur, das hier war kein James-Bond-Film und
    Farkas schlimmer als jeder Filmschurke, den ich je gesehen
    hatte. Schließlich waren diese Monster trotz allem nur Men-
    schen. Farkas war etwas anderes, etwas Böses, etwas Un-
    menschliches. Und damit meinte ich gar nicht so sehr sein
    Wolfswesen. Es war etwas abgrundtief Finsteres in ihm.
    Er schien zu merken, dass ich ihn irgendwie musterte,
    drohte, gedanklich abzuschweifen, abzutauchen in abstruse
    Vorstellungen, um meine Situation zu begreifen.
    Ein Schutzmechanismus von mir, wie ich vermutete, um
    meine „bange“ Realität und Todesgefahr weniger real zu er-
    leben. Lächerlich, denn auf Farkas war Verlass. Er hob mich
    immer wieder auf mein Angstniveau zurück, zwischen er-
    duldeter Panik und angespannter Verzweiflung. Es reichte
    schon, dass er sich noch weiter zu mir nach vorne lehnte und
    ich nicht zurückweichen konnte, und ich war wieder schlag-
    artig gefangen in seiner Droherklärung.
    „Es ist eigentlich einfach“, versicherte er, mit gespielt nai-
    ver Stimme. Wobei er gleichzeitig sehr geschäftsmäßig tat,
    als wäre das hier nichts Persönliches. In diesem Ton fuhr er
    fort.
    „Ich injiziere dir das Gift. Voilà! Dadurch wirst du dich
    verwandeln und bist eine

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