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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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irgendwie
    gemerkt haben, was er war. Als er sah, dass du als Mensch
    geboren wurdest, zog er sich zurück. Er war aber besessen
    von dem Gedanken, dich an seiner Seite haben zu müssen.
    Also kam er wieder. Doch deine Mutter beschützte dich,
    deshalb …“
    Mir brach die Stimme weg. Er vollendete meinen Satz. Den
    Satz mit der schmerzhaftesten Erkenntnis für Istvan, die ihn
    noch mehr verletzte als die Tatsache, Farkas Sohn zu sein.
    „Hat er sie getötet? Er hat sie mir weggenommen. Mein
    eigener Vater. Und dann hat er mich zu diesem Ding ge-
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    macht. Und jetzt wagt er es, zurückzukommen und die Frau,
    die ich liebe, zu quälen.“ Er stand auf, tigerte im Zimmer hin
    und her. Dann schrie er unerträglich laut:
    „Bastard!“, und rammte dabei seine Faust gegen die Wand.
    Der Verputz bekam sofort eine deutliche Delle von seinem
    frustrierten Verzweiflungsschlag. Schreiend, mit Tränen in
    den Augenwinkeln, sank er erneut zu Boden. Ich stürzte so-
    fort zu ihm und umarmte ihn ungeschickt. Ich versuchte, ihn
    mit meiner Umarmung zu halten, doch er fiel und fiel. Wer
    könnte es ihm verdenken nach allem, was er erfahren und
    ertragen musste. Sein Schmerz zerriss mich im Inneren. Ich
    umarmte ihn weiterhin und er riss an meinem Hemd, um
    sich festzuhalten. Ich weinte ebenfalls, für ihn, für uns. Ich
    fühlte seinen Schmerz beinahe so deutlich, als wäre es mein
    eigener. Es dauerte eine ganze Weile, dann erst beruhigte er
    sich und umarmte mich fest und flüsterte mir ins Ohr:
    „Es tut mir so leid. Verzeih mir, dass er dir das angetan
    hat, meinetwegen. Bitte verzeih mir.“
    „Es gibt nichts zu verzeihen. Du hast mich noch rechtzei-
    tig gefunden und wir sind zusammen. Das ist alles, was zählt.
    Wir finden einen Weg, damit klarzukommen“, versicherte ich
    ihm und küsste ihn zärtlich auf die Wange und den Mund.
    Istvan beruhigte sich etwas, doch ich konnte sehen, dass er
    sich noch immer nicht verzeihen konnte.
    „Hast du das Notizbuch noch?“, fragte ich ihn und merk-
    te, dass ihn das völlig überrumpelte.
    „Ja, es liegt in der Küche. Wieso?“, wollte er irritiert von
    mir wissen.
    „Du solltest es ab jetzt sehr gut verstecken. So, dass nur
    noch du und ich Zugang dazu haben. Das war nämlich das
    Schlimmste für mich. Zu sehen, wie Farkas aus dem Buch
    vorgelesen hat und sich darüber lustig machte, es für seine
    Zwecke ausnutzte.“
    „Niemand wird je wieder eine Chance haben, es in die
    Finger zu bekommen. Versprochen!“, beteuerte Istvan mir
    und ich wusste, er würde schon dafür sorgen.
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    „Ich denke, dieser geringere Sohn ist es gewesen. Der
    Mann, der auf deinem Dach war. Ich war mir zuerst sicher,
    dass es Farkas gewesen sein musste, aber du hast ja gesagt,
    es wäre ein Mann. Er kam vermutlich, um das Buch zurück-
    zulegen, damit uns sein Fehlen nicht auffällt“, folgerte ich
    nun zusammenfassend. Istvan stimmte meiner Annahme ni-
    ckend zu.
    „Istvan, was machen wir jetzt?“, fragte ich verunsichert
    und hatte Angst vor seiner Antwort.
    „Ich werde Serafina bitten, zu uns zu kommen, damit sie
    auf dich aufpassen kann, während ich versuche, Farkas zur
    Strecke zu bringen“, legte er kühl dar und die Klarheit seines
    Vorhabens ließ mir das Blut zu Eis gefrieren.
    „Bist du wahnsinnig? Das kannst du nicht machen. Das
    ist genau, was er will. Er erwischt dich oder er schickt jeman-
    den aus seinem Rudel, um mich zu holen und als Druck-
    mittel zu missbrauchen. Der einzige Vorteil dieser Nacht
    ist, dass ich durch seine Ausführungen einen, leider, ganz
    guten Blick in seine kranken Gedankengänge erhalten habe.
    Deshalb glaube mir, das wäre ein Fehler. Wir dürfen uns auf
    keinen Fall trennen“, versuchte ich ihm klarzumachen. Die
    Angst um ihn verstärkte meine Überzeugungskraft.
    „Na gut, du hast mich überredet. Aber ich werde irgend-
    etwas unternehmen müssen. Ich kann nicht zulassen, dass er
    noch einmal eine Chance bekommt, in deine Nähe zu gelan-
    gen. Ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass er dir das-
    selbe antut wie meiner Mutter“, sagte er und blickte mich er-
    schrocken über seine eigenen Worte mit gesenkten Lidern an.
    „Er ist ein Monster, aber er ist auch clever. Er wird nicht
    so dumm sein, sofort wiederzukommen. Du solltest nichts
    überstürzen, nur weil du mich beschützen und sie rächen
    willst, bitte!“, flehte ich ihn an.
    „Vielleicht hast du ja recht. Allein hätte ich sowieso
    schlechte Karten gegen seine Rudel,

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