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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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wirst einen Weg finden. Und jetzt, da wir es wissen,
    sind wir im Vorteil. Farkas hat seine beste Waffe verloren,
    das Überraschungsmoment“, erinnerte ich ihn.
    „Das ist wahr. Und soweit ich weiß, jagt er nur in Wolfs-
    form. Hat er vor, uns erneut anzugreifen, wird er auf den
    nächsten Vollmondzyklus warten. So lange können wir uns
    vorbereiten. Ich versuche, Serafina und die anderen Valen-
    tins zu kontaktieren. Zusammen mit ihnen hätten wir eine
    gute Chance. Aber bis dahin müssen wir vorsichtig sein“, er-
    mahnte er mich nochmals.
    Ich nickte zustimmend und schmiegte mich an seine
    Brust. Ich hatte Angst vor dem, was noch vor uns lag, Angst
    davor, ihm könne etwas passieren. Wie sollten wir fast
    einen ganzen Monat überstehen, in dem wir nichts anderes
    taten, als uns zu sorgen, was uns in der ersten Vollmond-
    nacht erwarten würde? Ich konnte kaum glauben, dass wir
    erst vor Kurzem so glücklich gewesen waren. Istvan hatte
    endlich angefangen, sich zu entspannen und meine Nähe
    zuzulassen. Wir hatten doch erst vor ein paar Wochen zu-
    einandergefunden, waren ein Liebespaar geworden und sa-
    hen uns nun mit diesen Hürden und Gefahren konfrontiert.
    Istvans Vergangenheit schien ihn immer wieder einzuholen
    und langsam konnte ich verstehen, wieso er ständig Angst
    gehabt hatte, sich auf mich einzulassen, sich überhaupt ein
    menschliches Leben einzurichten, wenn es ständig zu zer-
    brechen drohte. Obwohl ich seine Wärme und Geborgen-
    heit noch fühlte, spürte ich auch etwas anderes. Ich konnte
    die dunklen Wolken sehen, die in Istvans Gedankenwelt
    aufzogen und sein neu entdecktes Leben überschatteten.
    Ich hatte Angst, sie könnten eine Gefahr für unsere noch
    junge Liebe sein, und diese schrecklichen Wahrheiten aus
    seiner Vergangenheit könnten unser Band, das wir gerade
    erst geknüpft hatten, wieder zerreißen. Das Einzige, was ich
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    hoffen konnte, war, dass Istvan es nicht so weit kommen
    lassen würde.
    „Joe, an eines musst du dich gewöhnen“, deutete er an.
    „Woran denn?“, fragte ich kleinlaut und sah zu ihm hoch.
    Seine grünen Augen blickten mich ernst an. Mit seiner be-
    sorgten, rauen Stimme ließ er mich wissen:
    „Von nun an bin ich dein Schatten!“
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    16. Ruf nach Verbündeten
    Istvan hatte es mir ja prophezeit. Aber es war dennoch schwer
    für mich, mich daran zu gewöhnen. Er wurde tatsächlich
    zu meinem Schatten. War ich zu Hause und arbeitete an
    meinen Kritiken, blickte er mir über die Schulter. Nachts
    überwachte er meinen Schlaf, ängstlich, ständig davor ban-
    gend, dass ich doch noch Albträume von meiner Entführung
    bekommen würde. Doch ich konnte gar keine Angstträume
    haben, da ich meistens sowieso nicht einschlafen konnte.
    Seine ständige Angespanntheit übertrug sich auf mich und
    wühlte mein Inneres auf. Hatte ich einen Auftrag für das
    Lokalblatt zu erledigen, folgte er mir tatsächlich im Camaro
    und beobachtete jeden meiner Schritte durch die getönten
    Scheiben hindurch. Es funktionierte überhaupt nicht. Sei-
    ne Anwesenheit und Besorgnis führten dazu, dass ich mich
    nicht konzentrieren konnte. Meine Interviewpartner muss-
    ten mich für völlig zerstreut oder unprofessionell halten. Ich
    stammelte die meisten Fragen und stellte manche mehrmals
    wie ein grüner Anfänger. Es war unangenehm und, wie ich
    fand, vollkommen überzogen. Ich war mir sicher, dass Far-
    kas nicht so bald wiederkommen würde, und ich hatte nicht
    vor, in der Zwischenzeit eine Gefangene in meinem eige-
    nen Leben zu sein. Bereits nach vier Tagen wusste ich mit
    Bestimmtheit, dass es so nicht weitergehen konnte. Wann
    würde sich Serafina endlich melden? Er hatte ihr immerhin
    schon vor Tagen die Botschaft im Internet hinterlassen.
    Ich liebte Istvans Nähe ohne Zweifel, aber das hier hatte
    nichts mehr mit Nähe zu tun. Es war eine 24-Stunden-Über-
    wachung. Er konnte noch nicht mal die Ruhe finden, mich
    zu küssen oder gar etwas mehr. Er fing an, sich wieder in sich
    selbst zurückzuziehen. Für sich hatte er beschlossen, dass
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    er keinen Vater hätte, nur eine Mutter. Er griff das Thema
    seiner neu entdeckten Herkunft nicht wieder auf und an-
    gesichts seiner Dauerbesorgtheit versuchte auch ich, diese
    Reizthemen zu vermeiden. Ich bat ihn, immer mit meinem
    sanftesten Tonfall, um etwas mehr Freiheiten. Keine Chan-
    ce. Ich wünschte mir verzweifelt, endlich Nachricht von
    Serafina zu erhalten, damit er wieder zu sich selbst finden
    könnte und

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