Wolfsfieber
besonders wenn er „Die
Drei“ bei sich hat“, deutete er kryptisch an und schien ange-
strengt über sein weiteres Vorgehen nachzusinnen.
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„Die Drei?“, fragte ich ahnungslos.
„Farkas hat ein sehr großes Rudel und neben ihm als Leit-
wolf kämpfen drei sehr starke Werwölfe, die als seine Krieger
fungieren. Er hat sie um ihre Position im Rudel kämpfen las-
sen. Sie mussten sogar Wölfe aus dem eigenen Rudel töten,
um sich ihre Führungsstellung zu verdienen. Sie sind sehr
gefährlich, alle drei. Ihre Namen sind Dimitri, Vladimir und
Jakov.
Dimitri und Vladimir sind Russen. Wobei Dimitri Weiß-
russe ist und auch so aussieht. Beide wurden von Farkas
gebissen, wann, weiß niemand genau. Jakov soll sein Sohn
sein. Sicher bin ich mir da nicht. Macht ihn das zu meinem
Halbbruder? Ein schrecklicher Gedanke. Vor allem wenn
man bedenkt, was „Die Drei“ in Farkas’ Namen schon für
Unheil in ganz Europa angerichtet haben. Sie sind gnaden-
lose Raubtiere. Der Gedanke, dass auch nur einer von ih-
nen, in Wolfsform oder auch nur als Mensch, in deine Nähe
kommt, bringt mich fast um“, gestand er mir zögerlich.
„Und wie finden wir heraus, ob Farkas allein hier ist oder
nicht und wo er sich befindet?“, wollte ich wissen
„Er kann nicht mit den dreien gekommen sein. Das hätte
ich auf meinen Patrouillen bemerkt. Wie gesagt, wir spüren
uns gegenseitig auf, sobald wir in unserer Wolfsform sind. In
meinem Revier waren keine anderen Werwolfspuren. Farkas
war schlau. Er hat für alles seinen geringeren Sohn geschickt.
Er selbst ist nur heute Nacht in Erscheinung getreten. So-
dass ich keine Möglichkeit hatte, ihn aufzuspüren.“ Die letz-
te Feststellung spie er voller Verachtung für Farkas aus.
Ich sank völlig erschöpf in mein Bett. Diese ganze Auf-
regung packte mich jetzt und auch die Schlaflosigkeit der
letzten Nacht zeigte Wirkung. Istvan kam an meine Seite
und deckte mich zu. Ich fasste automatisch im Halbschlaf
nach ihm und bat ihn zu bleiben. Er legte sich zu mir. So,
ganz nahe bei ihm, konnte ich die Gefahr, in der wir offen-
sichtlich schwebten, gar nicht wahrnehmen. Ich schlief nur
ein paar Minuten, bevor ich aus einem Albtraum erwachte,
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an den ich mich nicht mehr erinnern konnte. Was mir auch
recht war. Es musste nach der letzten Nacht etwas sein, an
das ich mich nicht erinnern wollte.
Ich lag die ganze Zeit in seinen Armen und bemerkte jetzt,
dass Istvan angestrengt an die Decke starrte und voller Sorge
war. Das konnte man fast körperlich spüren. Ich konnte mir
seine düsteren Gedanken gar nicht vorstellen. Er musste ein
jahrzehntelanges Martyrium neu bewerten, jetzt, da er wuss-
te, wer für seinen Zustand verantwortlich war. Was für ein
Schlag es für Istvan gewesen sein musste, herauszufinden,
wessen Sohn er ist, war unmöglich nachzufühlen. Jemanden
wie Istvan, der sich für alles immer die Schuld und die Ver-
antwortung aufbürdete, traf es noch viel mehr, zu wissen,
dass sein Vater seine eigene Mutter getötet hatte, um an ihn
heranzukommen. Ich fühlte förmlich seine Angst davor, dass
sich dieser Teil seines Schicksals bei mir wiederholen könn-
te. Aber ich würde nicht zulassen, dass seine Sorge und seine
Schuldgefühle mich von ihm fernhielten. Ich liebte ihn zu
sehr, um ihn aufzugeben. Auch wenn ich Angst hatte und
die Gefahren, die er mir immer ins Gedächtnis rief, jetzt viel
deutlichere Konturen hatten, war ich noch immer bereit, für
ihn und für uns durchs Feuer zu gehen. Nichts sollte das je
ändern, dafür würde ich sorgen.
Er sah, dass ich nicht mehr schlief, und küsste mich zö-
gerlich.
„Worüber denkst du nach? Sei ehrlich, ich kann es ver-
kraften“, wies ich ihn an.
„Ich habe darüber nachgedacht, wie ich dich am besten
beschützen kann. Was mir die größten Sorgen macht, ist Far-
kas’ Bösartigkeit. Du musst wissen, im Grunde ist jeder Wolf
ein Hetzjäger. Er spielt nicht mit seiner Beute oder setzt auf
seine Kraft. Der Wolf ist ein perfekter Jäger und für nieman-
den trifft das so genau zu wie für Farkas. Unsereins hetzt sei-
ne Beute so lange, bis sie erschöpft zusammenbricht. So ist
es für die Werwölfe leicht, sie dann endgültig zur Strecke zu
bringen. Das macht mir die größten Sorgen. Ich habe Angst,
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dass Farkas so lange keine Ruhe geben wird, bis er dich mir
weggenommen hat. Bis er bekommt, was er will. Das kann
und will ich nicht zulassen.“
„Du
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