Wolfsfieber
seine Umarmung. Wir
standen vor dem riesigen Bett und ich konnte noch immer
nicht glauben, dass es so einfach war. Ich musste erst gar
nicht verführen, ganz im Gegenteil, ich wurde verführt. Da-
mit hatte ich nicht gerechnet. Es brachte mich ganz aus dem
Konzept.
Sein erster Kuss, der auf die Umarmung folgte, ließ mich
dann doch stürzen. Das riesige Doppelbett fing meinen Sturz
ab und ich landete weich zwischen den weißen Kissen. Ich
kam gar nicht erst dazu, Luft zu holen, denn Istvan lag im
Bruchteil einer Sekunde auf mir, ohne mich tatsächlich zu
berühren. Er stützte sich mit seinen Armen vom Bett so weit
ab, dass sein ganzer Körper über mir war, seine Muskeln
deutlich angespannt. Ich wusste nicht, worauf er wartete.
Vielleicht auf mein Einverständnis. Ich sah ihm fest in die
Augen und zog ihn am Kragen seines Blazers zu mir hi nab.
Wieder war diese Hitze auf mir, die mich umfing und sich
ausbreitete. Seine Lippen suchten erneut meinen Kuss,
diesmal sanfter. Er rutschte an meine Seite, ohne mich dabei
wirklich loszulassen. Ich zeichnete die Form seines Wangen-
knochens mit meinen Fingern nach. Er nahm danach meine
Finger in die Hand und küsste sie sanft. Die Hitze seiner
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Lippen verbrannte die empfindlichen Fingerkuppen beinahe
und das Gefühl dabei machte mich ganz atemlos. Er grinste
wieder und meinte dazu.
„Jetzt klingt dein Puls ähnlich wie vorhin, als Alfredo Vio-
letta seine Liebe gestand.“
„Vermutlich weil ich genauso aufgeregt bin wie Alfredo in
diesem Moment“, erklärte ich ihm und öffnete die Knöpfe
seines Blazers.
„Das kann ich gut nachvollziehen“, war sein einziger Kom-
mentar, bevor wir beide aufhörten mit Worten zu sprechen.
Von da an überließen wir das Sprechen unseren Körpern.
Meine Finger erklärten ihm mein Bedürfnis, unter sein
Hemd zu fassen, während seine Hände mir davon erzähl-
ten, wie man Beine entlang streichelt. Er ließ seine warme
Hand dabei von meinen Knöcheln bis hinauf zwischen mei-
ne Schenkel gleiten. Im Vergleich mit der heißen, weichen
Haut seiner Handflächen wirkte der feine Designerstoff fast
rau. Schon als er mir das Seidentop auszog, war ich völlig
im Rausch gefangen. Ich nahm nur noch verschwomme-
ne Eindrücke wahr. Den Honig-Wald-Geruch seiner Haut,
den festen Griff seiner Hand auf meinem Oberarm oder auf
meinem Schenkel. Wir versuchten, uns lange Zeit zu lassen.
Es war schwer nach einem so langen Zeitraum, nicht sofort
übereinander herzufallen. Wir hielten uns aber ganz tapfer.
Bis er dann, als ich bereits völlig entkleidet auf dem Laken
lag, ganz zart mit den Fingerspitzen von meiner Achsel über
meine Taille bis zum höchsten Punkt meiner Hüfte streichel-
te. Von da an war es vorbei mit meiner Zurückhaltung. Ich
presste seinen Körper zwischen meine Schenkel und küsste
ihn dabei ganz leidenschaftlich. Auch er konnte nicht länger
warten und war nun wieder ganz nahe bei mir. Die Wüs-
te vereinigte sich wieder mit der feuchten Oase und beide
wurden von einem brausenden Sandsturm verschluckt. Als
wir unseren Durst gestillt hatten, umarmten wir uns noch
lange. Wir saßen ineinander verschlungen auf dem Bett
und pressten immer noch unsere Oberkörper aneinander.
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Mein Herz pochte so schmerzhaft, dass sich die Vibration
auf seinen Brustkorb übertrug. Er wollte dieses Gefühl so
lange wie möglich festhalten, während ich mit der Wange
auf seiner Schulter versuchte, das Pochen wenigstens etwas
unter Kontrolle zu halten. Die einzige Bewegung, die von sei-
nem Körper ausging, war das ruhige Spiel seiner Finger mit
meinen Haarspitzen und Strähnen. Wir mussten sehr lange
so still beieinander gewesen sein, denn es kam bereits die
schwache Morgensonne durch die schweren Vorhänge und
im ganzen Hotelzimmer breitete sich ein gedämpftes, dun-
kles Licht über das Bett und unsere entblößten Körper aus.
Während der anbrechende Morgen meinen Herzschlag lang-
sam beruhigte, fielen wir müde in die Kissen und schliefen
fest nebeneinander ein.
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18. Gold und Silber
Nach unserem allzu kurzen Stadtausflug waren wir wieder
zu Hause und lagen nun, ein paar Tage danach, in Istvans
Bett. Es war spät am Nachmittag und ich hatte dort auf ihn
gewartet. Ich konnte kaum erwarten, dass er von der Biblio-
thek nach Hause kommen würde. Meine Ungeduld stieg ins
Unermessliche. Ich war besessen von dem Gedanken, jede
Stunde auszunutzen, die mir noch blieb.
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